Flucht aus der Kälte Janina Hettich
Die Biathlon-Kolumne von Janina Hettich

Flucht aus der Kälte

  • Janina Hettich
Zwei Wochen Östersund waren zwei Wochen Strapazen und dies vor allem wegen der eisigen Temperaturen bis zu minus 15 Grad, die vor allem während der Wettkampftage herrschten. So mussten sich die Athletinnen um viele Kleinigkeiten Gedanken machen, die allesamt das Ziel hatten, die Kälte besser zu ertragen. Diskussionen um Nasen -und Wangenpflaster, um Schals, die wärmsten Mützen und Thermofunktionsunterwäsche bestimmten die Gespräche vor den Rennen. Eine allgemeine Erleichterung machte sich im Wettkampftross bemerkbar, als die letzte Patrone im Stadion von Östersund verschossen und die letzte Athletin im Ziel war.
Es gibt Athletinnen, die die diese extreme Kälte schlicht nicht vertragen, was zu Leistungseinbußen beim Laufen führt; ich gehöre leider auch zu diesen.

Östersund liegt hinter uns. Am ersten Nachwettkampftag der zwei ersten Weltcupwochenenden wurden wir pünktlich um 8 Uhr aus dem Hotel abgeholt, nachdem das Gepäck bereits am Vorabend eingecheckt wurde. 9.45 Uhr Take-off mit einer SAS-Maschine nach Stockholm. Weiterflug mit Lufthansa. Landung in München. Manche Mannschaftsmitglieder hatten sich für einen Charterflug von Östersund nach Salzburg entschieden. Sicherlich eine gute Wahl, die ich auch gerne getroffen hätte, wenn mein Auto nicht am Münchner Airport gestanden hätte. Gegen 15 Uhr stehe ich auf dem Parkplatz und kann mein Glück gar nicht richtig fassen, dass ich beim Einatmen nicht mehr das Gefühl habe, dass meine Lunge gefriert. 4 Grad plus – ich beginne meine letzte Tagesetappe mit runtergelassenen Fensterscheiben: Fahrt nach Hochfilzen, Zeit zum Nachdenken.

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Hochfilzen war für mich in der letzten Saison eine Weichenstellung. Auf der Strecke, die ich ohnehin wegen ihrer Selektivität mag, konnte ich im damaligen Sprint das erste Mal im Weltcup fehlerfrei am Schießstand agieren und die Qualifikationsnorm zur Weltmeisterschaft erfüllen-ein gutes Vorzeichen. Auf der Höhe des Chiemsees höre ich Wetternachrichten: Plusgrade am Wochenende. Was will man mehr?
Ich passiere die österreichische Grenze – ein kurzer Schlusssprint und ich rolle auf den Vorhof des Hotels. Ich ziehe die Jacke aus, krempele die Ärmel hoch, schleppe die Koffer hoch und falle wenig später ins Bett.

Herzliche Grüße

Janina Hettich

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