Hygiene im Schwimmbad
- Christian Riedel
Auch wenn man es nicht unbedingt hören will, sind viele Schwimmbäder hygienisch bedenklich. Das liegt nicht unbedingt an den mangelnden Bemühungen der Betreiber, für Sauberkeit zu sorgen. Oft ist es ein Kampf gegen die sprichwörtlichen Windmühlen. Denn Chlor hilft nur bedingt dabei das Schwimmbecken sauber zu halten, wenn sich die Gäste nicht an die grundlegende Hygiene halten. Am Ende leiden diejenigen, die sich zwar an die Hygieneregeln halten, aber dennoch mit Pilzen oder Bakterienkulturen nach Hause gehen.
Duschen vor dem Baden
Man kann sich waschen so oft man möchte, solange es einige Menschen gibt, die ungeduscht ins Becken springen, wird die Bakterienbelastung im Schwimmbad immer hoch sein. Wie hoch die bakterielle Belastung ist, wollte das BR-Magazin „Faszination Wissen“ in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit herausfinden. So testete man mit zwei Badegästen. Der eine duschte sich vor dem Schwimmen rund 10 Minuten lang, der andere ging ungeduscht ins Becken. Auch wenn der geduschte Badegast immer noch eine Vielzahl an Bakterien mit ins Becken schleppte, darunter auch einige Krankheitserreger wie Colibakterien, war die Verschmutzung des Wassers durch die ungeduschte Testperson rund 60-Mal so hoch.
Zwar testete das Magazin in einer Badewanne und zwei Testpersonen geben mit Sicherheit noch keine allgemeingültige Aussage. Daher ist ein Rückschluss auf ein Schwimmbecken schwierig. Wenn man bedenkt, dass laut einer anschließenden Umfrage nur jeder zehnte Badegast vor dem Sprung ins Becken duscht, kann man sich ungefähr vorstellen, wie stark man die bakterielle Belastung senken könnte, wenn sich jeder vor dem Baden abduschen würde.
30 Liter Chlor pro Gast
Diese Belastung ist besonders in kleinen, stark besuchten Badeseen enorm. Im Schwimmbad kann man wenigstens mit Chlor gegen die Bakterien ankämpfen. So kippen die Betreiber jeden Tag pro Badegast rund 30 Liter Chlor ins Schwimmbecken. Ist das Wetter sehr heiß, können sich die Bakterien schneller vermehren. Dann wird die Chlormenge auch schon mal erhöht. Nur zu viel Chlor darf man nicht verwenden. Denn ist die Dosierung zu hoch, können Hustenreiz und Atemnot die Folge sein.
Der typische „Chlor-Geruch“, der einem in vielen Schwimmbädern in die Nase steigt, stammt übrigens nicht vom Chlor. Denn Chlor ist geruchsneutral. Der typische Geruch ist eigentlich Stickstoffchlorid. Dies entsteht bei der Reaktion von Chlor mit Harnstoff, der im Schweiß und im Urin enthalten ist. In neueren Anlagen wird bei der Wasseraufbereitung Ozon zugesetzt. Dieses unterdrückt den Stickstoffchlorid-Geruch. Neben Stickstoffchlorid gibt es im Beckenwasser noch einige andere Chlorverbindungen, bei denen weder die Herkunft noch mögliche gesundheitliche Risiken genau geklärt sind. Man geht aber davon aus, dass diese Chlor-Verbindungen überwiegend harmlos sind.
Desinfizieren ist unnötig
Früher hingen in jedem Schwimmbad Desinfektionsanlagen, mit denen man nach dem Duschen zwischen den Zehen die Keime abtöten konnte. Doch so wirklich hat das nie funktioniert. Damit das Desinfektionsmittel etwas bringt, müsste es länger einwirken. Doch statt das Desinfektionsmittel trocknen zu lassen, stellt man sich danach sofort wieder auf den Boden oder zog sich schnell die Socken über die Füße. Im immer noch feuchtwarmen Milieu zwischen den Zehen konnten Pilze und Bakterien gedeihen, Desinfektionsmittel hin oder her. Zudem stört das Desinfektionsmittel die natürliche Hautflora.
Um sich wirkungsvoll zu schützen ist es besser, in öffentlichen Badeanstalten immer Badeschlappen zu tragen und nach dem Besuch darauf zu achten, den Raum zwischen den Zehen gut abzutrocknen, bevor man sich ankleidet. Dies ist oft schon ausreichend, um sich vor Fußpilz zu schützen.