Hilft Speichel bei der Wundheilung?
- Christian Riedel
Schon von Kindesbeinen an nutzen wir unsere Spucke, um Wunden zu versorgen. Dieses Verhalten ist ein Instinkt, der uns von Mutter Natur von Geburt an gegeben wurde. Fragt man, warum wir das tun, wird wahrscheinlich niemand eine genaue Antwort haben. Doch dass wir mit Spucke unsere Wunden versorgen, hat durchaus einen Sinn.
Denn im menschlichen Speichel ist ein Stoff, der nicht nur Bakterien abtötet, sondern auch die Wundheilung beschleunigt. Dieser Stoff wird „Histatin“ genannt und ist ein Protein, das bereits mit einer antibakteriellen Wirkung in Verbindung gebracht wurde. Doch niederländische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Histatin nicht nur Keime in der Wunde abtöten kann, sondern Wunden auch schneller heilen lässt.
Die niederländischen Forscher züchteten menschliche Zellen aus dem Mund in Gefäßen mit und ohne Speichel. Anschließend fügten sie den Zellen kleine Verletzungen zu. Nach 16 Stunden waren die Spucke-Zellen komplett wieder hergestellt während die Kontrollzellen immer noch Schäden aufwiesen. Das berichten die Forscher um Menno Oudhoff von der Freien Universität in Amsterdam im Fachmagazin «The Faseb Journal» (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1096/fj.08-112003).
Nachdem die Forscher eben festgestellt hatten, dass Spucke die Wunden schneller heilen lässt, zerlegten sie den Speichel in seine einzelnen Bestandteile und fanden heraus, dass das Histatin für die schnellere Wundheilung verantwortlich ist. Bei Nagetieren ist die Konzentration von Histatin übrigens rund 100.000mal so hoch wie bei Menschen.
Ob man nun Ratten-Speichel auf seine Wunden träufeln sollte, sei einmal dahin gestellt. Doch Spucke desinfiziert und beschleunigt die Wundheilung. Insofern darf man sich ruhig im wahrsten Sinne des Wortes die Wunden lecken.