Aus der Gerüchteküche: Kaffee entwässert
- Christian Riedel
Jeden Morgen steht bei meisten Menschen eine Tasse Kaffee auf dem Tisch. Doch Sportler verzichten oft auf den Koffeinschub, weil dem Körper ja angeblich Wasser entzogen wird. Doch Kaffee entzieht dem Körper keine Flüssigkeit. Zudem hat er noch andere positive Nebenwirkungen.
Der Mythos, dass Kaffee den Körper dehydriert, war lange verbreitet und auch von der Wissenschaft unterstützt. Kaffee entwässert, erhöht den Blutdruck und schädigt das Herz-Kreislauf-System. So hieß es lange Zeit. Doch in neueren Studien fand man heraus, dass die eine oder andere Tasse nicht schadet.
Ende eines Mythos
Wenn man den Wasserhaushalt im Körper betrachtet, spielt es keine Rolle, ob man ein Glas Wasser oder ebensoviel Kaffee trinkt. Der einzige Unterschied ist, dass Kaffee die Filterfunktion der Nieren stimuliert. Dadurch muss man nach dem Genuss einer Tasse Kaffee früher austreten als nach einem Glas Wasser. Die Stimulation der Niere hält aber nicht lange vor. Und die Menge, die man ausscheidet, ist bei beiden Flüssigkeiten nahezu gleich.
Das belegen folgende Zahlen: Wer Kaffee trinkt, scheidet im Schnitt 84 Prozent der aufgenommenen Flüssigkeit innerhalb von 24 Stunden wieder aus. Bei Wasser liegt der Prozentsatz mit 81 Prozent nur unwesentlich darunter. Von übermäßiger Entwässerung kann also keine Rede sein.
Kaffee stört auch nicht den Elektrolythaushalt, wie oft angenommen wird. Daher kann man Warnungen, vor einem Training besser auf Kaffee zu verzichten, getrost ignorieren. Nur in Ausnahmefällen, wie bei großem Durst, sollte man besser keinen Kaffee trinken. Denn dann kann sich der Blutdruck durch eine Tasse deutlich erhöhen. Bei Durst ist ein Glas Wasser immer zu bevorzugen.
Getränk für Sportler
Gerade für Sportler hat Kaffee sogar spezifisch positive Eigenschaften. Denn das Koffein blockiert den Botenstoff Adenosin, der müde macht. Zudem sorgt Koffein für eine vermehrte Ausschüttung der Glückshormone Adrenalin und Dopamin. Auch das Konzentrationsvermögen wird verbessert.
Eine neue Studie am Royal Melbourne Institute of Technology in Bundoora (Australien) hat sogar ergeben, dass Koffein nach einer anstrengenden Trainingseinheit dabei hilft, die Glykogenspeicher schneller zu füllen.
Das heißt jetzt aber nicht, dass man literweise Kaffee in sich hinein schütten kann. Wie bei allen Lebensmitteln heißt es: Maß halten. Für den Wasserhaushalt sind 5 Tassen Kaffee am Tag unbedenklich. Mehr sollten es aber nicht werden. Trinkt man mehr, lässt die Konzentrations- und Denkfähigkeit nach. Man wird unruhiger, was komplizierte Aufgaben zusätzlich erschwert.
Christian Riedel