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Linksherum – Sind Linkshänder wirklich anders

  • Christian Riedel
Linkshänder und Linksfüßer gelten als kreativer und intelligenter. Aber stimmt das auch? Oder was ist dran an den „Linken“?

Linksfüßer gelten auf dem Fußballplatz als etwas Besonderes. Man denke nur an Arjen Robben und seinen „Signature Move“, links am Gegner vorbei zu gehen und mit links den Ball im langen Eck zu versenken. Auch andere Weltklasse-Spieler wie Lionel Messi, Lukas Podolski oder einst Diego Maradona verdanken ihre Brillanz angeblich nur ihrem linken Fuß. Da ist es kein Wunder, dass allen „Linken“ besondere Eigenschaften nachgesagt werden. So sollen sie kreativer sein, intelligenter und auch musikalischer. Aber wie so oft ist an so einem Mythos nicht viel dran.

Schaut man sich den menschlichen Körper an, ist es eigentlich verwunderlich, dass rund 15 Prozent der Menschen „anders herum“ sind. Denn vom Prinzip her sind wir symmetrisch aufgebaut. Noch ist nicht ganz klar, warum einige Menschen die linke Seite bevorzugen. Tatsache ist, dass es schon im Mutterleib erkennbar ist. Nuckelt der Embryo öfter an seinem linken Daumen, wird er mit hoher Wahrscheinlichkeit später auch Linkshänder sein.

Auch das menschliche Gehirn, das für die Steuerung der Extremitäten zuständig ist, ist symmetrisch aufgebaut. Allerdings funktionieren wir sozusagen überkreuzt. Während die linke Gehirnhälfte für die rechte Körperseite zuständig ist, steuert eine Region in der rechten Gehirnhälfte unsere linke Seite. Daher ist bei Linkshändern, die im übrigen zu rund 80 Prozent auch Linksfüßer sind, in der rechten Gehirnhälfte eine Region stärker ausgeprägt.

Sind Linkshänder begabter?


Schaut man sich nun einmal an, welche Zentren im Gehirn auf welcher Seite sitzen, könnte man schnell eine Antwort auf die ersten Mythen über Linkshänder denken. Denn auf der rechten Seite sitzen beispielsweise die Funktionen, die für die Verarbeitung von Emotionen oder Musik zuständig sind. Auf der linken Hälfte sind eher die Zentren für die „harten Fakten“ wie Zahlen oder das logische Denkvermögen. Daher ist es eher der Fall, dass das musische Zentrum bei Linkshändern stärker ausgeprägt ist. Ob Linkshänder nun aber begabter sind, hängt davon ab, worin man die Begabung sieht. Ein guter Umgang mit Zahlen oder logisches Denkvermögen ist auch eine Begabung. Allerdings fällt das oft weniger auf als musikalisches Talent.

Sind Linkshänder intelligenter?


Schlauer sind Linkshänder dagegen nicht unbedingt. Der durchschnittliche Intelligenzquotient ist gleich hoch, egal ob man nun die rechte oder linke Körperseite bevorzugt. Allerdings finden sich bei den Hochbegabten mehr Linkshänder. Das zumindest zeigte eine britische Untersuchung, bei der rund 11.000 Kinder in Großbritannien untersucht wurden. Auf der anderen Seite waren aber auch unter den Kindern mit einer Lernschwäche besonders viele Linkshänder. Das dürfte daran liegen, dass unsere Welt auf Rechtshänder ausgerichtet ist. Wird man als Linkshänder mit dieser Welt konfrontiert, wachsen die einen an der Herausforderung, die anderen scheitern.

Andere Gerüchte, wie dass Linkshänder anfälliger gegen Krankheiten sind, eher Allergien haben oder früher sterben, können dagegen weit ins Reich der Legende geschoben werden.

Sind Linkshänder kreativer?


Hier ist es noch nicht bekannt, dass Linkshänder wirklich kreativer sind. Zumindest gab es noch keine Studie, die dies beweisen konnte. Tatsache ist, dass Linkshänder bei der Lösung von Problemen oft einen anderen Lösungsansatz suchen müssen. Das gilt beispielsweise auch auf dem Fußballplatz. Wir haben uns an die „rechte“ Welt angepasst und die meisten von uns haben auch rechts ihre Stärke. Wenn nun jemand einen anderen Lösungsansatz hat, kommt er uns automatisch kreativer vor. Auf der anderen Seite würde ein Rechtshänder in einer Gruppe von Linkshändern vielleicht als besonders kreativ gelten.

Linke beim Sport


Da rund 85 Prozent der Menschen auf der rechten Seite ihre Stärken haben, haben wir uns auch beim Sport darauf eingestellt. Insofern haben viele Sportler Probleme, wenn sie gegen „Linke“ antreten müssen. Das gilt besonders bei Zweikampfsportarten wie Fechten oder Boxen. Aber auch beim Fußball müssen sich die Verteidiger darauf einstellen, dass ihr Gegenspieler seine Stärken plötzlich auf dem „falschen“ Fuß haben. Wenn man das einmal vergisst, ist der Gegenspieler oft schon an einem vorbei. Das soll die Leistung von Arjen Robben & Co. nicht schmälern, könnte aber eine Erklärung sein, warum er mit dem gleichen Trick schon so viele Tore für den FC Bayern geschossen hat.

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