Herzensangelegenheit - Deutschland gucken ist ungefährlich
- Christian Riedel
Wenn es bei einem Fußballspiel richtig spannend wird, kann der Puls schon einmal deutlich steigen. Trinkt man dann noch Alkohol und raucht die eine oder andere Beruhigungszigarette, kann das dem Herz schon zu schaffen machen. Entsprechend lautet ein oft gehörter Rat für Herz-Patienten, auf spannende Spiele zu verzichten oder sie zumindest zuhause vor dem Fernseher zu gucken und nicht zum Public Viewing zu gehen. Das Ganze ging so weit, dass der frühere Präsident vom SC Freiburg, Achim Stocker, wegen seinen Herzproblemen nie ins Stadion gegangen ist.
Fußballfans können aber aufatmen. Denn nach einer aktuellen Studie ist das Sterberisiko während wichtiger Spiele nicht erhöht. Das gilt zumindest für die vergangenen WMs und EMs.
Um herauszufinden, wie gefährlich Fußball schauen wirklich ist, haben Daniel Medenwald vom Institut für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik der Medizinischen Fakultät der Universität Halle-Wittenberg und Oliver Kuss vom Deutschen Diabetes-Zentrum der Universität Düsseldorf rund 11 Millionen Todesfälle anhand von Daten der Todesursachenstatistik der statistischen Landesämter analysiert. Relevant waren die Todesfälle an Spieltagen der deutschen Fußballnationalmannschaft. Im Zeitraum zwischen 1995 und 2009 waren rund 11 Millionen Todesfälle registriert worden. Dies macht die Untersuchung zur bislang größten Studie zum Thema Fußball-Länderspiele und Sterblichkeitsrate.
Herzpatienten können aufatmen
Nach der Auswertung aller Todesfälle und der speziellen Todesursachen wie Herzinfarkt, Verkehrsunfälle oder Atemwegserkrankungen konnten Medenwald und Kuss feststellen, dass sich an Spieltagen die Todesrate nicht signifikant erhöht hat. Insofern kann man sagen, dass es für Herzpatienten keinen Grund gibt, auf Fußball schauen zu verzichten. Tatsächlich stellten die Wissenschaftler fest, dass die Todesrate an Länderspieltagen sogar etwas zurück geht. Der Rückgang war aber relativ gering.
Allerdings muss man relativieren, dass die Auswertung nur für Todesfälle gilt. Ob die Zahl an Herzinfarkten, Krankenhauseinweisungen oder Notfalleinsätzen zunimmt, geht aus der Studie nicht hervor. Daher lautet der Rat der Forscher, vorsichtig zu sein, Alkohol in Maßen zu genießen und grundsätzlich auf eine gesunde Lebensführung zu achten. Dann muss man sich auch keine Sorgen um sein Herz machen, wenn Deutschland mal wieder ins Elfmeterschießen muss.
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