Aus der Nase gezogen – Nasenknorpel sollen Knie heilen thinkstockphotos.de

Aus der Nase gezogen – Nasenknorpel sollen Knie heilen

  • Christian Riedel
Unser Knorpel nützt sich Laufe unseres Lebens immer weiter ab. Bei Sportlern ist der Effekt oft besonders stark, da die Knorpel stärker beannsprucht werden. Das Problem ist, dass sich Knorpel nicht wirklich regenerieren kann. Hilfe soll jetzt ein Knorpel aus einem ganz anderen Körperteil bringen.

Der Knorpel in den Knien ist dafür da, dass die Knochen nicht direkt aufeinander reiben. Ohne diesen Puffer wäre jeder Schritt enorm schmerzhaft, wenn man überhaupt das Knie anwinkeln könnte. Entsprechend wichtig ist, dass unsere Knorpel so lange gesund bleiben wie nur irgendwie möglich. Leider nutzt sich das Knorpelgewebe im Lauf der Jahre ab. Bei Hobby-Sportlern dauert es meistens etwas länger, da durch Bewegung der Knorpel gestärkt wird, bei Spitzensportlern, die lange eine recht einseitige Bewegung machen, kann es schon mal schneller gehen. Auch Verletzungen oder Fehlhaltungen können die Lebensdauer des Knorpels verringern. Entsprechend haben viele Menschen Schmerzen in den Knien, die auf Arthrose (Knorpelschwund) zurückzuführen sind.

Ist kaputt wirklich kaputt


Das Problem mit dem Knorpel ist, dass er sich kaum regenerieren kann. Kaputt ist kaputt. Bislang hat man es noch nicht geschafft, Knorpel künstlich herzustellen oder kaputten Knorpel zu ersetzen. Doch schweizer Forscher haben nun eine Methode gefunden, körpereigenen Knorpel aus der Nase so zu züchten, dass er beschädigten Knorpel in den Knien ersetzen kann. So soll gezüchtetes Knorpelgewebe aus der Nasenscheidewand beschädigte Knorpel des Kniegelenks reparieren. Erste Versuche mit Ziegen haben bereits sehr gute Ergebnisse gezeigt.

Schon länger ist bekannt, dass Nasenknorpel die besondere Fähigkeit hat, sich zu regenerieren. Diese Fähigkeit wurde von plastischen Chirurgen schon länger genutzt, um Nasenflügel zu rekonstruieren, die von Tumoren befallen waren. Forscher um Ivan Martin vom Universitätsspital Basel versuchten nun, das Konzept auf Knieknorpel zu übertragen. Sie isolierten bei Ziegen mit beschädigten Knien Nasenknorpel, vermehrten diesen im Labor, brachten den Knorpel auf ein Gerüst auf und züchteten so kleine Knorpelstücke in der richtigen Größe und Form. Diese setzten die Mediziner dann in die beschädigten Knie der Ziegen ein. Da sich die Knie von Ziegen im Aufbau denen von Menschen recht ähnlich sind, sind Ziegen für so einen Versuch besonders gut geeignet.

Ziegen als Vorbild


Laut den Forschern konnten sie so dank der Nasenzellen die Knorpeldefekte der Ziegen heilen. Bereits nach sechs Monaten waren die Schäden in den Ziegen-Knien repariert, da sich die Zellen aus der Nasenscheidewand an die Umgebung in den Gelenken anpassen konnten. Momentan läuft eine erste klinische Studie mit 25 Testpersonen. Die schweizer Mediziner haben im Labor bereits 30 mal 40 Millimeter große Knorpelstücke aus Zellen aus der Nasenscheidewand gezüchtet und bei den Patienten eingesetzt. Dabei schätzen sie die Chancen als sehr groß ein, dass der Erfolg ebenso groß wird wie bei den Tieren. Sollten die Forscher recht behalten, könnte Arthrose in den Knien schon bald der Vergangenheit angehören.

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