Aufgedeckt: Bekommt man von Steinobst Durchfall istockphoto.com/shiffti

Aufgedeckt: Bekommt man von Steinobst Durchfall

  • Christian Riedel
Schon unsere Großeltern haben davor gewarnt, nach dem Genuss von Steinobst wie Kirschen und Pflaumen Wasser zu trinken. Denn davon soll man Durchfall bekommen. Doch das ist ein weit verbreiteter Ernährungsmythos, der so nicht mehr stimmt.

Was für unsere Großeltern vielleicht noch Gültigkeit hatte, ist heute schon überholt. Die frühere Warnung, nach dem Verzehr von Kirschen, Aprikosen, Pflaumen und anderem Steinobst kein Wasser zu trinken, hatte auch durchaus Sinn. Denn das Leitungs- oder Brunnenwasser hatte vor ein paar Jahrzehnten noch nicht die Qualität von heute. Aber das ist auch der einzige Grund, obwohl sich Wissenschaftler lange mit dem Thema Steinobst und Wasser auseinandergesetzt haben.

Pilze im Obst

Süße Kirschen enthalten jede Menge Fruchtzucker. Zudem nahm man lange Zeit an, dass auf Kirschenschalen bestimmte Hefepilze sitzen. Der „Legende“ nach konnten die Hefepilze unter Einfluss von Wasser diesen Zucker zu Alkohol vergären. Wenn man also Kirschen essen und kurz darauf Wasser trinken würde, würde man demnach den Gärungsprozess beschleunigen. Dabei entstünde Alkohol und Kohlenstoffdioxid (CO2). Das CO2 soll dann für Blähungen und Bauchschmerzen verantwortlich sein.

Doch diese Vermutung ist haltlos. Würden Hefepilze eine derart starke Wirkung entwickeln, sobald sie mit Zucker in Kontakt kommen, dürften wir fast gar nichts mehr trinken. Weder vor noch nach einer Mahlzeit und schon gar nicht währenddessen. Zudem bleibt die Mahlzeit nur rund 2 Stunden im Magen. Das ist viel zu wenig Zeit, als dass die Pilze den Zucker zu Alkohol vergären könnten. Und wer hat schon einmal davon gehört, nach dem Verzehr von mehreren Stücken Hefezopf mit Erdbeermarmelade einen Kater bekommen zu haben?

Auch die Magensäure ist stark genug, um in Verbindung mit Wasser nicht so stark verdünnt zu werden. Mit ein paar Hefepilzen oder anderen Keimen wird die Säure immer fertig. Da kann man noch so viel Wasser trinken. Letztendlich sorgen auch die anderen „Bewohner“ des Magen-Darm-Trakts dafür, dass sich die Hefepilze nicht so stark vermehren können, als dass sie den Zucker vergären könnten.

Ein Stückchen Wahrheit im Ernährungsmythos

Auch wenn man getrost Wasser trinken kann, nachdem man Steinobst gegessen hat, steckt dennoch ein Körnchen Wahrheit hinter der Empfehlung. Denn man kann von rohem Obst Bauchschmerzen und Blähungen bekommen. Dafür sorgen die Darmbakterien, wenn sie ihren Job verrichten.

Wenn die Darmbakterien aktiv werden, spalten sie den Fruchtzucker im Obst und vergären ihn. Es handelt sich dabei aber nicht um eine alkoholische, sondern um eine Gärung unter anderem durch Milchsäurebakterien. Bei dem Prozess entstehen auch Verdauungsgase, darunter das Kohlendioxid. Dieses Gas, das bei so ziemlich jedem Verdauungsprozess von rohem Obst und Gemüse entsteht, kann letztendlich für Bauchschmerzen und Blähungen sorgen. Mit Wasser hat es allerdings nichts zu tun.

 

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