Was hilft bei Problemen mit der Kniescheibe?
- Christian Riedel
Hallo Dr. Sport,
Ich bin ziemlich aktiv, habe Handball und Tennis gespielt und würde das auch gerne weiterhin noch machen. Ich habe allerdings seit 5 Jahren Knieprobleme (links) und kämpfe mit rezidivierenden Patella(sub)luxationen. Habe eine Patelladysplasie Grad2 nach Wiberg, sowie einen leichten Patellashift und -tilt. Nun kommt ein bereits operierter Knorpelschaden Grad 1-2 an allen drei Kompartimenten hinzu. Wie wahrscheinlich ist es, dass das noch ohne weiteres funktioniert ohne das Knie weiter zu schädigen oder welche Sportarten kann ich noch betreiben?
Viele Grüße, Johannes
Hallo Johannes,
mein Denkansatz unterscheidet sich etwas von den gängigen Therapievorschlägen der Kollegen. Anhand Deiner Angaben erkenne ich, dass Du über den Zustand Deines Knies gut informiert bist. Du solltest im nächsten Schritt versuchen, in auf- und absteigenden Bewegungsketten und Bewegungsmustern zu denken. Dein Stabilitätsproblem ist wahrscheinlich nur zum Teil das Knie. Dein Sprunggelenk und vor allem die Hüfte sind als unmittelbar angrenzende Partnergelenke mindestens genauso wichtig und bei deinen Sportarten ist zudem die Rumpfstabilität (Core) zu beachten. Deine Bewegungsmuster sind entscheidend!
Vermutlich versuchst Du bisher, den medialen, also den inneren Anteil Deiner Oberschenkelmuskulatur zu trainieren, geleitet von dem Gedanken, dass ein stärkerer Zug von innen das Abrutschen der Kniescheibe nach außen verhindern soll. An der Form der Kniescheibe kannst Du aber nicht viel ändern und Gott bewahre Dich vor dem Orthopäden, der Dir vorschlägt, diese operativ zu verändern!
Diagnostik - wir sehen nur was wir „kennen“
Fangen wir einmal bei den zweifellos angefertigten Röntgen- und oder MRT-Aufnahmen an. Diese wurden vermutlich im Liegen angefertigt. Dabei rotiert Dein Oberschenkelknochen (Femur) meistens nach innen und die Kniescheibe (Patella) projiziert sich weiter seitlich (lateral), als dies im Stehen eigentlich der Fall ist. Daraus leitet man normalerweise eine Subluxationsstellung ab und konzentriert die Therapie auf das Knie und dort meist auf die Innenseite der Oberschenkelmuskulatur. Hilfreich wäre radiologisch aber eine Ganzbeinstandaufnahme, die aus organisatorischen, strahlenhygienischen und Kostengründen nicht gemacht wird. Eine gute körperliche Untersuchung liefert meistens die gleichen Antworten. Eine statische und dynamische orthopädische Untersuchung oder ein FMS (Functional Movement Screen) zeigen dem Untersucher Deine Stärken und Schwächen. Wenn Du Schmerzen bei Bewegung hast, sollte man auch Bewegungen untersuchen, oder?
Drehen wir den Oberschenkel....
Stell Dir jetzt einmal vor, wir schaffen es, durch ein Training den Oberschenkel unter die Kniescheibe zu drehen, anstatt die Kniescheibe über einen Zug nach innen über den Oberschenkel...?
Es ist im Ergebnis das Gleiche. Entscheidend ist dafür aber eine Balance aus Kraft und Flexibilität vom Becken bis hinab zu deinen Füssen. Meine Patienten und Sportler untersuche ich mit Hilfe des FMS, um solche Dysbalancen zu entdecken und zu therapieren. Mit Sicherheit bietet auch ein Trainer, Physiotherapeut oder Kollege in deiner Nähe diesen Screen an.
Kommen wir zu einem konkreten Trainingstipp:
Der Schlüssel liegt in der „Rotatorenmanschette“ der Hüfte, genau genommen im mittleren und kleinen Pomuskel (Gluteus Mediums und Minimus). Du nimmst Dir also ein kleines Gummiband/Tube und spannst es um deine Beine. Anschließend öffnest du die Beine soweit es geht, legst die Belastung auf die Ballen und den Fußaußenrand und gehst 10 m in jede Richtung - vor, zurück, seitlich links und rechts.
Also viel Spaß und Erfolg beim Po und Core Training gegen Knieschmerzen!
Dr. med. Markus Klingenberg
Sportmediziner
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Dr. med. Markus Klingenberg arbeitet und als Arzt mit den Schwerpunkten Sport- und Ernährungsmedizin und Personal Trainer in Bonn und in der Sportorthopädie der Klinik-am-Ring in Köln. Mehrmals pro Jahr arbeitet er zudem als Tauchmediziner im indischen Ozean. Seine Schwerpunkte umfassen ein Personal Training, Ernährungs-Coaching, und die Leistungsdiagnostik. Als ehemaliger Leistungssportler kombiniert Dr. med. Markus Klingenberg sein Wissen als Sportmediziner und Personal Trainer, um für seine Kunden nachhaltig erfolgreiche individuelle Konzepte zu entwickeln und umzusetzen.
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Arzt, Sportmediziner, Notarzt