Warum sind Fahrradsattel hart? - Frage an Dr. Sport thinkstockphotos.de

Warum sind Fahrradsattel hart? - Frage an Dr. Sport

  • Christian Riedel
Bei vielen ungeübten Radfahrern schmerzt nach einigen Kilometern der Hintern. So auch bei netzathlet Christian. Trotzdem haben alle Rennräder einen harten Sattel. Man kann sich also die berechtigte Frage stellen, warum man bei Rennrädern keinen weichen Satteln verwendet. Die Antwort kennt Dr. Sport.

Hallo Dr. Sport,

ich will im Sommer an einem Radrennen teilnehmen und habe mir deswegen ein Rennrad gekauft. Wenn ich trainiere, tut mir spätestens nach 20 Kilometern beim Sitzen der Allerwerteste weh. Jetzt habe ich mich gefragt, warum alle Rennräder einen harten Sattel haben und warum ein weicher Sattel nicht verhindert, dass mit beim Sitzen der Hintern irgendwann so schmerzt, dass ich nicht mehr weiterfahren will.

Danke für Ihre Antwort

Christian



Hallo Christian,

wenn man mit dem Rad nur kurz zum Einkaufen oder zum nächsten Supermarkt fahren will, ist ein weicher Sattel, auf dem man bequem wie im Fernsehsessel sitzt, vollkommen ausreichend. Wenn Du aber sportlich unterwegs bist, ist ein harter, schmaler Sattel unverzichtbar.

Denn ein breiter, weicher Sattel ist nur im ersten Moment bequem. Davon könntest Du Dich überzeugen, wenn Du so einen Sattel mal auf Dein Rennrad schraubst (wovon ich Dir aber dringend abraten würde). Denn spätestens, wenn Du einige Kilometer sportlich unterwegs bist, würde Dir Dein Hintern noch viel mehr weh tun. Wir reden jetzt wohlgemerkt vom Rennrad fahren und nicht von einer gemütlichen Wochenendtour mit der Familie.

Ein breiter Sattel hat das Problem, das man darin einsinkt. In der Folge werden die Stellen, die am meisten belastet werden, nicht mehr richtig gestützt. Zudem kann es passieren, dass sie im Dammbereich drücken. Hier verlaufen aber wichtige Nerven und Gefäße, die den Genitalbereich mit Blut versorgen. Sinkt man an einige Stellen zu tief ein, kann es hier zu Störungen kommen.

Ein weiteres Problem ist, dass die weichen Sättel, die Du von einem normalen Stadtrad kennst, deutlich breiter sind. Hier kann es passieren, dass sich die Oberschenkel seitlich aufreiben, da sie nicht einfach am Sattel vorbei kommen.

Vereinfacht kann man sagen, dass je länger Du unterwegs bist, desto härter sollte der Sattel sein. Stütze ist wichtiger als vermeintliche Bequemlichkeit. Wenn Du noch mehr Ambitionen hast, kann es sich auch lohnen, einen Sattel individuell anpassen zu lassen. Denn die Sitzfläche, die Sitzhöcker und das Becken sind bei jedem Menschen anders geformt. Ein angepasster Sattel oder ein sich etwas anpassender Gelsattel sind auf längeren Strecken deutlich bequemer. Am besten lässt Du Dich in einem Fachgeschäft beraten. Hier kann auch festgestellt werden, in welchem Bereich Du den Sattel am meisten belastest und Dir zu einem passenden Modell raten.

Dass Dir Dein Hintern am Anfang weh tut, ist ganz normal. Schließlich bist Du es nicht gewohnt und ein Rennradsattel fühlt sich anders an als ein Bürostuhl. Mit etwas mehr Training und dem richtigen Sattel werden die Schmerzen aber immer später auftreten und irgendwann ganz verschwinden.

Viel Spaß beim Training und Deinen Rennen

Alexander Haas
Dipl. Sportwissenschaftler

Kontakt

Copyright © 2017 netzathleten