Belastungsasthma - Krankheit oder faule Ausrede?
- Dr. med. Markus Klingenberg
„Asthma entsteht entweder durch Allergene, eine genetische Veranlagung oder in einigen Fällen auch durch Belastung“, erklärt Dr. Markus Klingenberg. Die Symptome sind dabei stets die gleichen: Atemnot, Enge in der Brust, Husten, eine vermehrte Sekretbildung und ein pfeifendes Geräusch beim Einatmen sind typische Auswirkungen, egal welche Ursache die Krankheit hat.
Große Unterschiede gibt es allerdings in der Entstehung. Und für Belastungsasthma sind Radsportler geradezu prädestiniert. „Wer viel mit dem Rad in der freien Natur unterwegs ist und dabei die Atemwege belastet, kann unter Umständen Belastungsasthma bekommen“, erklärt Dr. Klingenberg. Schuld sind der Fahrtwind, die vielen Pollen und der Feinstaub in der Luft. In der Folge können die Atemwege gereizt und die Bronchien geschädigt werden.
Da die Belastung beim Radsport sehr groß ist, atmet man tiefer. Dadurch gelangen mehr Reizstoffe in die Lunge und das Allergie-Risiko erhöht sich. „Es ist medizinisch durchaus nachvollziehbar, dass viele Radsportler Belastungsasthma haben“, sagt Dr. Klingenberg. „Es wäre aber einmal interessant, die Werte der Straßenradfahrer mit den Hallensportlern zu vergleichen.“
Wenn man genetisch bereits eine Veranlagung für Asthma hat, kann die Belastung die Symptome noch verstärken. Laut Dr. Klingenberg haben bis zu 4 von 5 Asthmatikern unter Belastung auch verstärkt die typischen Symptome. Aber auch eigentlich gesunde Sportler können Asthma bekommen, wenn sie vermehrt den Reizstoffen ausgesetzt sind. Man darf die Radsportler also nicht alle verdächtigen, das Belastungsasthma nur vorzutäuschen.
Allerdings würden gesunde Ausdauersportler davon profitieren, wenn sie Asthmamittel einnehmen. Die Atemwege werden erweitert und so die Sauerstoffaufnahme verbessert. Durch mehr Sauerstoff sind die Muskeln leistungsstärker und die Ausdauer erhöht sich. So haben Asthmatiker den gleichen Leistungsstand wie gesunde Sportler. Letztere könnten aber mehr Leistung bringen. Darum stehen einige Asthmamittel auch auf der Doping-Liste.
Glücklicherweise kann man sehr leicht herausfinden, ob Asthma eine tatsächliche Krankheit oder nur vorgetäuscht ist. „Bei einem Belastungstest kann eine allergische Reaktion unter kontrollierten Bedingungen getestet und eingeschätzt werden“, erklärt Sportmediziner Dr. Klingenberg. Sofern der Test von einem unabhängigen Arzt vorgenommen wird, kann man so definitiv feststellen, ob eine asthmatische Reaktion echt oder nur vorgetäuscht ist.
Für Dr. Klingenberg geht es definitiv zu weit, alle betroffenen Ausdauersportler mit Asthma unter Generalverdacht zu stellen: „Belastungsasthma ist gerade für Radsportler eine typische ‚Berufskrankheit’, da sie in ihrem Job ständig Reizen ausgesetzt sind.“
Man muss aber nicht unbedingt Hochleistungssportler sein, um Belastungsasthma zu bekommen. Auch Hobby-Radler oder andere Ausdauersportler können ein Belastungsasthma entwickeln. Ein Indiz dafür sind Atemprobleme in der Cool-Down-Phase nach dem Sport. Wer vor allem in der Regenerationsphase nach dem Sport Probleme bei der Sauerstoffaufnahme bekommt, sollte beim Arzt einen entsprechenden Test machen lassen.
Egal ob Hochleistungs- oder Hobbysportler, wer mit Asthma an Wettbewerben teilnehmen will, braucht eine Ausnahmegenehmigung der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA). Nur mit einer solchen Zulassung, die man auf der Seite der Agentur www.nada-bonn.de beantragen und ausfüllen kann, darf man verschreibungspflichtige Asthma-Medikamente wie beispielsweise Cortison verwenden. Mehr zu dem Thema findet Ihr auf der Homepage der Atemwegsliga www.atemwegsliga.de.
Die Medikamente sind für richtige Allergiker unverzichtbar. Allerdings sollte man die Arznei nicht bei einem akuten Anfall nehmen, sondern als Basismedikation, empfiehlt Dr. Klingenberg. Bei einem akuten Anfall setzt der Sportler dann zusätzlich ein Notfallspray ein.
Wer sein Asthma nicht richtig behandelt, riskiert eine Verschlimmerung der Beschwerden. „Ich empfehle nach sauberer Diagnostik eine angepasste Dauertherapie“, sagt Dr. Klingenberg.
Christian Riedel
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Dr. med. Markus Klingenberg arbeitet und als Arzt mit den Schwerpunkten Sport- und Ernährungsmedizin und Personal Trainer in Bonn und in der Sportorthopädie der Klinik-am-Ring in Köln. Mehrmals pro Jahr arbeitet er zudem als Tauchmediziner im indischen Ozean. Seine Schwerpunkte umfassen ein Personal Training, Ernährungs-Coaching, und die Leistungsdiagnostik. Als ehemaliger Leistungssportler kombiniert Dr. med. Markus Klingenberg sein Wissen als Sportmediziner und Personal Trainer, um für seine Kunden nachhaltig erfolgreiche individuelle Konzepte zu entwickeln und umzusetzen.
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Arzt, Sportmediziner, Notarzt