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Neuer Stoff – Seide heilt Knochenbrüche

  • Christian Riedel
Seide gilt ja nicht gerade als fester Stoff. Dennoch kann das Naturmaterial verwendet werden, um Knochenbrüche ohne Nebenwirkungen schneller zu heilen.

Denken wir an Seide, denken wir an einen weichen Stoff, der für Schals, Kleidern oder Bettwäsche verwendet wird. Dagegen ist auch nichts einzuwenden. Die Einsatzgebiete des Naturmaterials gehen aber noch viel weiter. Wahrscheinlich wissen die wenigsten, dass man Seide auch zu dickeren, festen Platten pressen kann. Daraus lassen sich dann Platten, Schrauben und andere Stützelemente fertigen, die bei Knochenbrüchen statt Metall oder Kunststoffen eingesetzt werden können.

Weiche Vorteile


Seide hat dabei mehrere Vorteile. Zum einen lösen sie sich nach mehreren Wochen im Körper auf, zum anderen sind sie leichter verträglich als andere Materialien. Das führt zu weniger Komplikationen. Zudem erspart man sich eine zweite OP, bei der die Stützelemente entfernt werden, da der Stoff vom Körper absorbiert wird. Erste Tests mit Ratten haben bereit gezeigt, dass die Naturschrauben gut vertragen und problemlos abgebaut werden.

Momentan werden bei komplizierten Brüchen meistens noch Schrauben, Platten und Nägel aus Metall verwendet. Diese haben mehrere Nachteile, wie die Erfinder der Seidenschraube, Gabriel Perrone von der Tufts University in Medford und seine Kollegen, erklären. So sind die Metallimplantate sehr steif, dadurch können sie die Befestigungsstellen im Knochen beschädigen. Der Fremdkörper kann zu Infektionen und Problemen bei der Wundheilung führen. Zudem wird Metall vom Körper nicht abgebaut. In der Regel müssen die Schrauben, Platten und Nägel in einer zweiten OP wieder entfernt werden.

Auch Kunststoff hat Nachteile


Um dies zu vermeiden, wurden in den letzten Jahren Systeme aus Kunststoff entwickelt, Diese resorbierbaren Polymere können zwar vom Körper abgebaut werden, sie haben aber ebenfalls einige Nachteile. So können sie Entzündungen hervorrufen und führen nicht immer zu einer vollständigen Regeneration des Knochens. Die Polymer-Elemente werden daher nur bei ganz speziellen Knochenbrüchen, wie beispielsweise bei der Rekonstruktion gebrochener Schädel- und Gesichtsknochen bei Kindern, eingesetzt.

Mit Seide haben die Forscher nun ein Produkt gefunden, das nicht nur entgegen der weitläufigen Meinung sehr stabil ist, es ist gleichzeitig flexibel und wird durch körpereigene Enzyme nach einigen Monaten komplett abgebaut. Zudem sind die Seidenelemente bis zu 170 Grad hitzebeständig und vertragen auch Säuren und Laugen problemlos. Auch bei der Sterilisation tauchten in ersten Versuchen keine Probleme auf. Seidenschrauben haben aber noch einen weiteren Vorteil: Sie lassen sich problemlos in Knochen eindrehen. Vorgebohrte Löcher, wie sie oft bei Kunststoffschrauben notwendig sind, sind nicht nötig.

Erste Ratten-Tests


Die Forscher hatten bereits an Ratten die neuen Seidenelemente getestet und waren von den Ergebnissen begeistert. Im Versuch wurden unter Betäubung mehrere Schrauben in den Oberschenkelknochen implantiert. Nach dem Erwachen tollten die Nager ohne Probleme und ohne Schmerzen wieder herum. Entsprechende Analysen zeigten, dass der Körper nach vier bis acht Wochen begonnen hat, die Schrauben abzubauen. Entzündungen waren keine aufgetreten.

Entsprechend gehen die Wissenschaftler davon aus, dass Seide auch schon bald in menschliche Knochen eingesetzt wird, damit Brüche schneller und ohne Nebenwirkungen heilen können.

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