Das große Los Peplies Consult
Die Kolumne von Karl Geiger

Das große Los

  • Karl Geiger
„Good luck for you!“ – während ich meine Vorbereitungen rund um die Sprungski treffe, weil ich nur wenige Minuten von meinem Einsatz entfernt bin, erhalte ich einen freundschaftlichen „verbalen Schulterklopfer“ von Ryoyu Kobayashi. Es ist das Weltcup-Einzelspringen in Lahti, das wohl für die Wettkampfrichter und Sportler eines der schwierigsten innerhalb der gesamten Weltcupsaison war. Drehende Winde mit starken Böen und wechselnde Wettersituationen ließen den Weltcup In Finnland wieder einmal mehr zu einem echten Husarenritt werden.
Bei einem Wettkampf wie diesem, ist sich jeder Springer bewusst, dass man sowohl einen sehr guten Sprung wie auch den nötigen Wind braucht, um ein gutes Ergebnis zu erzielen. Bleibt einer der beiden Faktoren aus, hat man kaum Aussichten auf einen erfolgreichen Wettkampf. Das Glück hinsichtlich der Rahmenbedingungen wünschte mir mein japanischer Konkurrent Ryoyu. Natürlich wollte ich diesen Glückwunsch nicht unbeantwortet lassen und wünschte ihm nun auch von ganzem Herzen ebenso alles Gute für seinen Sprung – „ Good luck for you, too!“. Kobaysashi verneigte sich – ganz Japaner- leicht dankend und lächelnd: „We need it!“.

Vielleicht war die gegenseitig geäußerte deutsch-japanische Fürsorge das entscheidende Momentum durch das Ryoyu und ich die großen Lose bei der Windlotterie in Lahti zogen. Wir beide hatten günstige Bedingungen und konnten gute Weiten setzen, die im Endergebnis – da der Wettkampf verkürzt wurde- nach nur einem Sprung Platz 1 für Ryoyu und Platz 3 für mich einbrachte. Lächelnd standen wir später auf dem Podium nebeneinander und zufrieden, dass sich der jeweilige Glückwunsch erfüllt hatte. Worte brauchte es nicht mehr – ein Augenzwinkern offenbarte gegenseitig, wie wir den heutigen Wettkampf einzuordnen hatten.

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Es war ein kleines Springerdrama, das sich am Wochenende beim finnischen Weltcup vollzog. War in der Vergangenheit in Lahti der Wind immer ein zu beachtender Aspekt, entwickelte er sich diesmal zum echten „Königsmacher“. Bestes Beispiel war ich selbst. Hatte ich in der Qualifikation einen schlechten Sprung mit schlechten Windverhältnissen, der mich 49ter werden ließ, hatte ich dann beim Wertungsdurchgang einen guten Sprung mit guten Winden, der mich aufs Podest führte. In diesen Rahmenbedingungen entwickelte jeder Sportler sein eigenes kleines „Winddrama“, viele mit einem für sie ungünstigen Ergebnis, einige profitierten davon. Kobayashi und ich gehörten zu den Begünstigten.

Nach den Windproblemen im Wettkampf standen wir schnell vollkommen neuartigen Hindernissen gegenüber. Durch die Tarifstreitigkeiten im öffentlichen Dienst in Deutschland und der Bestreikung insbesondere der Flughäfen war unklar, ob wir noch zum geplanten Zeitpunkt überhaupt aus Finnland abfliegen konnten, da eine Landung in Deutschland ausgeschlossen war. Unsere Cheflogistiker im Team waren jedoch fündig geworden und identifizierten einen Flug nach Zürich mit Zwischenstopp in Stockholm. Von Zürich organisierten wir sowohl unsere Rückreise als auch den Transport der am Flughafen München stehenden Fahrzeuge.

Gegen 23 Uhr waren alle Probleme gelöst und ich zu Hause.

Herzliche Grüße
Karl Geiger

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