Michael Johnson: Leichtathletik muss Vertrauen zurück gewinnen GES - Sportfoto / Mercedes Benz

Michael Johnson: Leichtathletik muss Vertrauen zurück gewinnen

Michael Johnson ist einer der bekanntesten Leichtathleten aller Zeiten. Lange Jahre hielt der „Mann mit den goldenen Schuhen“ den Weltrekord über 200 und 400 Meter. Wie es ist, Weltrekorde zu brechen und wie der Sport Vertrauen zurückgewinnen kann, darüber sprachen wir mit ihm am Rande der Laureus World Sport Awards in Monaco.
Michael, 17 Jahre lang hielten Sie den Weltrekord über 400 Meter, bis Wayde van Niekerk Ihren Rekord 2016 brach. Wie fühlt es sich denn an, wenn man einen Weltrekord läuft?

Michael Johnson: Einen Weltrekord zu laufen, ist eine herausragende Errungenschaft. Man ist während seiner gesamten Karriere darauf fokussiert, Rennen und Meisterschaften zu gewinnen. Nur wenige Athleten haben die Chance, den Weltrekord zu brechen. Ich war zum Glück einer davon und schaffte das sogar zweimal. Das waren jeweils fantastische Momente.

Merkten Sie damals bereits während der Rennen, dass es Weltrekorde werden?

Michael Johnson: Man merkt schon, dass es möglich ist, ja. Wenn man so viel Erfahrung hat, in guter Verfassung ist und auch die äußeren Bedingungen stimmen, dann weiß man, dass es klappen könnte. Das ist aber auch riskant, schließlich sollte man sich zu allererst einmal darauf fokussieren, das Rennen zu gewinnen. Das ist die oberste Priorität eines Sportlers, der den Sieg nicht wegen eines Weltrekordversuches aufs Spiel setzen sollte. Da muss man die Balance finden.

Gibt es Platz für Zufälle in solch einem Rennen?

Michael Johnson: Den gibt es, ja. Es gibt sicher Athleten, die sich selbst überraschen im Laufe eines Rennens. Mir ist das nie passiert. Wenn etwas gut oder schiefgelaufen war, wusste ich hinterher immer, woran es lag.

Wie ist es dann, wenn man den Weltrekord verliert?

Michael Johnson: Einen Weltrekord verliert man ja nicht. Man hat ihn mal gebrochen, dadurch gehört er einem aber nicht. Mein Weltrekord zum Beispiel wurde im vergangenen Jahr gebrochen. Ich habe aber schon im Jahr 2000 mit dem Sport aufgehört. Was hätte ich also tun können, um ihn zu behalten? Man muss sich bewusst machen, dass man daran nichts ändern kann. Deshalb habe ich auch nie gesagt, dass ich stolz bin, den Weltrekord zu halten, sondern nur, dass ich ihn gebrochen habe. Aber das Leben geht weiter und ich bin jetzt stolz auf das, was nach meiner aktiven Karriere kam. Sei es geschäftlicher Natur oder eben meine Arbeit hier bei Laureus, mit der man Freude ins Leben von Menschen bringt.

Wie fast überall im Sport gibt es auch in der Leichtathletik große Probleme derzeit… Wie viel Freude macht Ihnen die Leichtathletik momentan noch?

Michael Johnson: Die Leichtathletik muss natürlich an ihrem Ruf arbeiten. Funktionäre und Athleten müssen beweisen, dass sie das Vertrauen verdienen und das geht nur, wenn man Probleme wie Doping ernsthaft und nachhaltig angeht. Es geht auch darum, dass die Arbeit der Funktionäre transparenter und glaubwürdiger wird. Das wird nicht über Nacht gehen, aber es ist zu schaffen. Erst wenn das geschafft ist, gilt es, neue Fans zu gewinnen und diese dann bei der Stange zu halten. Aber das wird nicht leicht und ich bin auch nicht der, der final darüber zu urteilen hat, denn ich habe keine offizielle Funktion in der Leichtathletik inne.

Braucht die Leichtathletik mehr Typen wie Laures-Preisträger Usain Bolt?

Michael Johnson: Ich denke, es wäre ein Fehler nur auf Leute wie Usain Bolt zu setzen. Nicht falsch verstehen, Usain macht wirklich Werbung für den Sport und es ist fantastisch, was er erreicht hat. Aber er ist eben nicht fantastisch genug, um das durch Doping und andere Skandale verlorengegangene Vertrauen wieder herstellen zu können. Das alleine funktioniert nicht.

michael johnson goldene schuheHintergrund

Der heute 50 Jahre alte Michael Johnson ist vierfacher Olympiasieger und achtfacher Weltmeister. Seine Paradestrecken waren die 200 und die 400 Meter, wo er jeweils mehrere Jahre den Weltrekord hielt. Seine Markenzeichen waren sein aufrechter Laufstil und seine goldenen Schuhe, mit denen er zu den Rennen antrat. Heute ist er eines von 63 Laureus Academy Mitgliedern und engagiert sich für die Laureus Sport for Good-Stiftung, die sich weltweit um benachteiligte Kinder und Jugendliche kümmert.

Bild: ©gettyimages

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