Macht Fett schlank? – Olivenöl macht zumindest satt
- Christian Riedel
Olivenöl hilft besser beim Abnehmen als Light Produkte. Das hört sich zunächst widersprüchlich an, da Öl gerade im Gegensatz zu den Light-Lebensmitteln sehr viele Kalorien enthält. Schon länger ist bekannt, dass die kalorienreduzierten Produkte beim Abnehmen nicht unbedingt helfen. Zwar nimmt man weniger Kalorien zu sich, doch man isst oft mehr, da sich kein Sättigungsgefühl einstellen will. Bei Öl, besonders bei Olivenöl, ist eher das Gegenteil der Fall. Man ist schneller satt und nimmt daher weniger Kalorien zu sich.
Forscher der TU München und der Universität Wien wollten herausfinden, welchen Einfluss verschiedene Öle auf das Sättigungsgefühl haben. In einer entsprechenden Studie wurden die Teilnehmer in vier Gruppen eingeteilt. Diese bekamen drei Monate lang zusätzlich zu ihrer normalen Ernährung täglich 500g Magerjoghurt, der entweder mit Olivenöl, Schweineschmalz, Milchfett oder Rapsöl angereichert war. Dann wurde abgerechnet.
„Den größten Sättigungseffekt hatte das Olivenöl“, erklärt Prof. Peter Schieberle, Leiter des TUM-Lehrstuhls für Lebensmittelchemie und Direktor der Deutschen Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie. „Bei diesen Probanden stellten wir eine erhöhte Konzentration des Sättigungshormons Serotonin im Blut fest; zudem beurteilten sie den Olivenöl-Joghurt subjektiv als sehr sättigend.“ In der Olivenöl-Gruppe blieben trotz der erhöhten Kalorienzufuhr im Gegensatz zu den anderen Fetten der Anteil des Körperfetts und das Körpergewicht konstant.
Das Aroma ist entscheidend
„Das Ergebnis überraschte, da Raps- und Olivenöl ähnliche Fettsäuren enthalten“, sagt Schieberle. Daher untersuchten die Forscher in einer weiteren Studie die Aromen im Olivenöl, um eine Antwort zu finden, warum Olivenöl besonders satt macht. Dazu bekam eine Gruppe Joghurt mit Aroma-Extrakten aus Olivenöl, eine Kontrollgruppe reinen Joghurt.
Bei der Auswertung stellten die Forscher fest, dass die Olivenöl-Gruppe bei ihrer üblichen Energieaufnahme blieb, wogegen die Kontrollgruppe durch den Joghurt im schnitt 176kcal mehr zu sich nahm als zuvor. Dazu sagt Schieberle: „Die Aroma-Probanden passten ihr Essverhalten an – was der Kontrollgruppe offensichtlich nicht möglich war. Im Vergleich zur Aromagruppe hatten die Kontrollpersonen auch weniger Sättigungshormon Serotonin im Blut.“
Italien ist vorne
In einem dritten Schritt wollten die Forscher noch wissen, welche Aromastoffe im Öl die Zuckeraufnahme durch die Zellen am effektivsten verzögern. Schließlich wird dies durch das Hungergefühl und den Blutzuckerspiegel beeinflusst. Je schneller der Blutzuckerspiegel nach dem Essen sinkt, desto früher hat man wieder Hunger. Für den dritten Schritt ihrer Untersuchungsreihe verwendeten die Forscher Olivenöle aus Spanien, Griechenland, Italien und Australien und identifizierten zwei Inhaltsstoffe, die für die Aufnahme von Glukose aus dem Blut in die Leberzellen verringerten. Hierbei stellten sie fest, dass italienisches Öl am meisten dieser Stoffe enthält und beim Konsum desselben das Sättigungsgefühl daher am längsten vorhält.
„Wir haben nachgewiesen, dass Geschmackstoffe die Sättigung regulieren können“, fasst Schieberle die Versuchsreihen zusammen. „Wir hoffen, dass die Ergebnisse dazu beitragen, künftig wirkungsvollere fettreduzierte Lebensmittel mit unverändertem Sättigungseffekt zu entwickeln.“
In jedem Fall ist es der falsche Weg, auf Fette zu verzichten, da hier das Sättigungsgefühl nach dem Essen nicht so lange vorhält als hätte man auch Olivenöl zu sich genommen.
Publikation:
P. Schieberle, V. Somoza, M. Rubach, L. Scholl, M. Balzer; "Identifizierung von sättigungsregulierenden Inhaltsstoffen in Nahrungsfetten und Optimierung von fettarmen Lebensmitteln durch Zusatz von lipoiden Verbindungen mit hoher Sättigungswirkung"
Zentrale Ergebnisse des DFG/AiF-Clusterprojektes „Fettwahrnehmung und Sättigungsregulation: Ansatz zur Entwicklung fettreduzierter Lebensmittel“, 2009-2012.
Hier gehts zur Studie
Hier erfahrt Ihr wie Olivenöl produziert wird