Ein Gläschen in Ehren... - Ist Alkohol wirklich gut fürs Herz? thinkstockphotos.de

Ein Gläschen in Ehren... - Ist Alkohol wirklich gut fürs Herz?

  • Christian Riedel
Glaubt man diversen Studien, so ist ein Glas Wein oder Bier am Tag gesund. So soll vor allem Rotwein das Herz schützen. Doch so ganz stimmt das wohl doch nicht.

Mit einem Gläschen Wein oder Bier am Tag kann man sein Herz schützen. So rechtfertigen viele, warum sie regelmäßig Alkohol trinken. Dabei vergessen sie, dass Alkohol ein Gift ist, dass unserem Körper Schaden zufügt. Es bleibt die Frage, woher das Gerücht stammt, dass Alkohol gut für das Herz sein soll.

Wie bei vielen Ernährungsstudien liegt die Herkunft dieser Vermutung in den Studien selber. Hier wurde oft einfach nur geschaut, wie gesund das Herz von gemäßigten Trinkern ist. Dabei stellten die Forscher fest, dass die Menschen, die jeden Tag ein bisschen Alkohol trinken, weniger oft zu Herzproblemen neigen und auch seltener einen Schlaganfall erleiden. So reduziert sich das Herzrisiko bei Männern bei einer Flasche und bei Frauen bei einer halben Flasche Bier am Tag signifikant. Beim Wein ist es bei Männern rund 1/8l, bei Frauen ebenfalls die Hälfte. Also wurde der Rückschluss gezogen, dass Alkohol gut für das Herz ist. Doch ganz so einfach kann man das nicht sagen.

Trinker sind geselliger


Denn möglicherweise liegt es gar nicht am Alkohol, dass Gelegenheitstrinker weniger oft Herzprobleme haben. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass moderate Trinker einfach geselliger und fröhlicher und daher auch entspannter sind und weniger Stress haben. Da Stress bekanntlich ein Hauptverursacher für Herzprobleme ist, könnte das geringere Herzrisiko einfach daran liegen und der Alkohol könnte hier gar keine Rolle spielen. In diesem Fall wäre der Alkohol nicht der Grund für den Gefäßschutz, sondern höchstens ein Marker. Dies wurde bei den bisherigen Studien so nicht berücksichtigt. Zudem verzichten viele Abstinenzler nicht freiwillig, sondern aufgrund von Krankheiten auf Alkohol. Auch das kann die Studienergebnisse entsprechend beeinflussen.

Das Problem ist nun, dass es enorm schwer ist, eine Wechselwirkung zwischen Alkohol und Herzgesundheit zu finden. Dafür wäre ein entsprechendes Studiendesign notwendig und viele gesunde Menschen müssten jahrelang auf Alkohol verzichten. Da Alkohol in unserer Gesellschaft kaum wegzudenken ist, werden sich kaum ausreichend Probanden für so eine Studie finden lassen. Entsprechend schwierig ist es, eine Antwort auf die Frage zu finden.

Gestörtes Gen für Alkohol


Forscher aus 113 Institutionen haben sich nun einen anderen Weg überlegt und gezielt nach Personen geschaut, die genetisch bedingt wenig Alkohol trinken, da sie ihn nicht gut vertragen. Sie fanden die Träger einer bestimmten Genvariante eines Gens, die dafür sorgt, dass die Träger nach dem Konsum von Alkohol rot anlaufen und zu Übelkeit neigen. Die Träger dieses Gens (Alkoholdehydrogenase 1B (ADH1B) trinken in der Regel deutlich weniger Alkohol.

Insgesamt analysierten sie die Gesundheitsdaten von 261.991 Teilnehmern aus 56 Studien. Hier verglichen sie den Alkoholkonsum mit dem Auftreten von koronaren Herzkrankheiten. Dabei stuften sie den Alkoholkonsum der Teilnehmer in leicht (0-70 ml Alkohol pro Woche), mittel (70-210 ml Alkohol pro Woche) und schwere ( >210 ml Alkohol pro Woche) ein.

Wie schädlich ist Alkohol?


Die Wissenschaftler konnten nun feststellen, dass das Herzrisiko bei den Trinkern gleich groß war, egal welche Genvariante sie hatten. Auch bei den Abstinenten gab es keinen signifikanten Unterschied bei den Genvarianten. Allerdings hatten die Abstinenzler weniger Schlaganfälle als die Trinker.

Die Forscher gehen nun also davon aus, dass Alkohol keinen positiven Einfluss auf die Herzgesundheit hat. Da die Genvariante vom Umgang mit Alkohol einmal abgesehen keine großen Auswirkungen auf unsere Gesundheit hat, kann man davon ausgehen, dass das verringerte Risiko für Herzkrankheiten ausschließlich auf den verminderten Alkoholkonsum zurückzuführen ist.

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