Viel hilft viel – Gilt das auch für Obst?
- Christian Riedel
Die Dosis macht das Gift. Das trifft auf kaum ein Lebensmittel so zu wie auf Obst. Wenn man davon redet, dass man fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag zu sich nehmen sollte, dann gilt das vor allem für Gemüse. Beim Obst ist dagegen etwas mehr Vorsicht geboten.
Da wären zum einen mal die Kalorien. Man darf den Fruchtzuckergehalt von Obst nicht unterschätzen. Wer den ganzen Tag Trauben, Äpfel & Co in sich hinein schaufelt, muss sich nicht wundern, wenn die Waage bald nicht mehr das Wunschgewicht anzeigt. Ein Glas reinen Apfelsaft beispielsweise hat mehr Kalorien als die gleiche Menge Cola und eine durchschnittliche Banane (200g) enthält rund 190kcal. Ein kalorienarmer Snack ist das nicht unbedingt.
Von den Kalorien einmal abgesehen steckt im Fruchtzucker die eigentliche Gefahr. Denn wenn man es mit dem Obst übertreibt, droht eine „Fruktosemalabsorption“, also eine Unverträglichkeit von Fruchtzucker. So können auch eigentlich gesunde Menschen nach zwei Äpfeln und einem Glas Fruchtsaft von Bauchschmerzen, Blähungen, Übelkeit, Kopfschmerzen, depressiven Stimmungen und Heißhungerattacken betroffen sein.
Fruchtige Gefahr
In jedem Obst steckt Fruchtzucker. Dieser kann ab einer gewissen Menge auch von gesunden Menschen nicht mehr richtig verdaut werden. Denn die Fruktose-Transporter im menschlichen Verdauungstrakt haben nur eine bestimmte Kapazität, die bei 35 Gramm pro Stunde liegt. Wird diese Grenze überschritten, kann der Fruchtzucker nicht mehr ins Blut aufgenommen werden. Die überschüssige Fruktose wird im Dickdarm von Mikroorganismen verspeist. Das hat aber unangenehme Nebeneffekte. Denn es können Gase entstehen, die zu Blähungen, Krämpfen und Schmerzen führen können.
Auch unser Gemütszustand kann durch zu viel Fruktose und einer unzureichenden Fruchtzuckerverdauung beeinträchtigt werden. So wurden schon depressive Verstimmungen nach dem Genuss von zu viel Obst beobachtet. Dies könnte daran liegen, dass Fruchtzucker im Darm einen Komplex mit der Aminosäure Tryptophan eingeht. Wenn nun das Tryptophan im Darm gebunden wird, gelangt weniger davon in die Blutbahn. Allerdings benötigt unser Organismus die Aminosäure, um das Glückshormon Serotonin zu bilden. Mehr Fruchtzucker heißt also weniger Tryptophan und dadurch auch weniger Serotonin. Ein Mangel an Tryptophan kann zudem zu Heißhunger auf Süßes führen, wenn der Körper nach mehr Glückshormonen verlangt.
Insofern sollte man aufpassen, dass man es mit dem Obst nicht übertreibt, wobei es an für such gesund ist. Besonders viel Fruktose steckt übrigens in Trauben, Kirschen, Aprikosen, Birnen, Äpfeln, Dörrobst und Fruchtsäften. Weniger viel Fruchtzucker steckt in Bananen, Zitrusfrüchten und Melonen. Diese gilt es im Zweifelsfall vorzuziehen, um keine Fruktosemalabsorption zu riskieren.