Schnell oder langsam – Wie nimmt man richtig ab
- Christian Riedel
Viele Ernährungswissenschaftler warnen davor, bei einer Diät die Kalorienzufuhr zu stark zu reduzieren. Denn wenn der Körper zu wenig Energie bekommt, beginnt er Muskelmasse abzubauen. Dies ist ähnlich wie ein Motor, der zu wenig Benzin bekommt. Bekommt er zu wenig Benzin, verkleinert man den Motor, damit man weniger Sprit braucht. Tankt man nach der Diät wieder normal, verbraucht der kleinere Motor weniger Sprit und die überschüssige Energiemenge wird in Form von Fett gespeichert. Daher führt der Theorie nach jede Crash-Diät unweigerlich in den Jojo-Effekt. Zudem birgt eine zu rasche Gewichtsabnahme angeblich weitere Risiken wie Schlafstörungen, Leistungsminderung oder die Bildung von Gallensteinen. Australische Forscher sind hier anderer Meinung.
Laut einer Studie an der Universität Melbourne hat eine langsame Gewichtsabnahme nicht automatisch auch mehr Erfolg. Im Gegenzug ist eine Crash-Diät nicht so gefährlich, wie oft behauptet wird. Das schließen zumindest die Forscher um Katrina Purcell aus den Ergebnissen ihrer randomisierten kontrollierten Untersuchung.
Radikal oder langsam
Für ihre Untersuchung teilten die Forscher 204 übergewichtige Teilnehmer (51 Männer und 153 Frauen) mit einem BMI zwischen 30 und 45 nach einem Zufallsprinzip in zwei Gruppen ein. Eine davon sollte schnell, die andere langsam abnehmen. Alles natürlich unter ärztlicher Aufsicht. Die Schnellabnehmer bekamen im Rahmen einer Radikaldiät täglich nur 450 bis 800kcal, die langsame Gruppe reduzierte ihre durchschnittliche Kalorienaufnahme um 500kcal pro Tag. Während die Crash-Diät auf zwölf Wochen angelegt war, mussten die anderen Teilnehmer ihre Diät 36 Wochen lang einhalten.
Ziel für beide Gruppen war es, mindestens 12,5 besser rund 15 Prozent des Körpergewichts zu verlieren. Während bei den schnellen Abnehmern 81 Prozent erfolgreich war, waren es bei den langsamen nur rund 50 Prozent.
Wer hält sein Gewicht?
Dass es einfacher ist, durch eine Crash-Diät in kurzer Zeit viel Gewicht zu verlieren, dürfte klar sein. Die Frage ist, wie schwer es ist, dieses Gewicht auch zu halten. Um das herauszufinden, setzten die Forscher noch drei Jahre auf eine so genannte Erhaltungsdiät, bei der es das Ziel war, das Gewicht zu halten. Dies gelang nur den wenigsten. Nach drei Jahren hatten 70,5 Prozent der schnellen Gruppe und 71,2 Prozent der langsamen Gruppe wieder ihr altes Gewicht. Ein Teilnehmer der Radikaldiät erlitt eine Cholezystitis, also eine Gallenblasenentzündung.
Die Forscher schlossen daraus, dass eine schnelle Gewichtsabnahme nicht direkt in den Jojo-Effekt und damit in eine ebenso schnelle Gewichtszunahme führen muss. Die Radikaldiät hat sogar den Vorteil, dass sie schneller vorbei ist. Entscheidend für den dauerhaften Abnehm-Erfolg ist dann hauptsächlich, wie man sich nach der Gewichtsreduktion ernährt und wie viele zusätzliche Kalorien man beim Sport verbrennt. Und nur das entscheidet laut der australischen Forscher über den Erfolg und Misserfolg einer Diät.