Äpfel statt Spritzen – Fitter mit Phytodoping
- Christian Riedel
Man könnte auf dem Fahrradergometer schwitzen oder stundenlang durch den Wald joggen, um die Ausdauer zu trainieren. Oder man könnte man auch einfach einen Apfel essen. Davon könnte zumindest der eine oder andere trainingsfaule Athlet träumen. Denn in Äpfeln, Zwiebeln und Brokkoli ist der Wirkstoff Quercetin enthalten, der möglicherweise die Ausdauer verbessert.
Quercetin (stammt vom lat. Quercus=Eiche) ist ein Polyphenol, zählt also zu den sekundären Pflanzenstoffen. Der aromatischen Verbindung werden mehrere positive Eigenschaften zugesprochen. So soll das Quercetin entzündungshemmend und Krebs vorbeugend sein, da es als Antioxidantium freie Radikale bindet.
Quercetin für Sportler
Ein US-Forscherteam an der University of Columbia hat nun überprüft, ob das Quercetin noch weiteren Nutzen bringen kann und stieß auf eine Eigenschaft, die auch für Sportler interessant sein dürfte. Denn zumindest im Tierexperiment fanden die Wissenschaftler um Dr. J. Mark Davis heraus, dass das Quercetin die Biogenese der Mitochondrien verbessert. Die Mitochondrien sind für die Energieversorgung der Zellen verantwortlich. Je besser die Biogenese der Mitochondrien funktioniert, desto besser ist auch die Ausdauerleistung, lautet das Fazit der Studie.
Was bei Tieren funktioniert, muss beim Menschen noch lange nicht denselben Effekt hervorrufen. Darum haben die Wissenschaftler die Wirksamkeit von Quercetin auf den Menschen zunächst im kleinen Rahmen überprüft. Bei einem Versuch mit zwölf gesunden, aber komplett untrainierten Probanden wollten die Forscher herausfinden, ob Quercetin auch bei Menschen, die keinen Sport treiben, die Ausdauer verbessert.
Sieben Tage lang erhielten die Versuchspersonen zweimal täglich ein Präparat mit 500mg reinem Quercetin. Eine Kontrollgruppe bekam lediglich ein Placebo. Zu Beginn und zum Ende der Versuchswoche mussten die Probanden einen Ausdauertest auf dem Fahrradergometer absolvieren.
4 Prozent verbesserte Sauerstoffaufnahme
Und der Quercetin-Hammer zeigte Wirkung. Bekamen die Testpersonen das Quercetin-Präparat, nahm die maximale Sauerstoffaufnahme um rund 3,9 Prozent zu. Das berichten die Wissenschaftler im „International Journal of Sport Nutrition and Exercise Metabolism“. Noch größer war der Erfolg bei einem Test, bei dem ein Proband bis zur Erschöpfung lief. Diese „time to fatigue“ wurde um 13,2 Prozent verlängert.
Das Fazit der Forscher: Eine hohe Dosis Quercetin verbessert bei Untrainierten die Ausdauer ebenso wie ein intensives Training.
Ob dieses „Phytodoping“ allerdings ein Fall für die Dopingkontrolleure wird, bleibt zu bezweifeln. Denn um einen positiven Effekt auf die Ausdauer zu erzielen, müsste man schon hundert Äpfel und mehr am Tag zu sich nehmen, solange es das Quercetin noch nicht als konzentriertes Präparat zu kaufen gibt.
Christian Riedel