So entsteht ein Sportlerherz
- Dr. med. Markus Klingenberg
Wenn man im Fitnessstudio Gewichte stemmt, wird der Arm irgendwann dicker. Die Muskeln passen sich der Belastung an. Ähnliches passiert beim Herz, wenn es beim Sport regelmäßig gefordert wird. Durch die dauernde Belastung vergrößern sich die Herzmuskeln und somit logischerweise auch das gesamte Herz. Medizinisch spricht man von einer Hypertrophie der Herzmuskulatur.
„Verantwortlich für das Sportlerherz sind mehrere Faktoren“, erklärt Sportmediziner Dr. Markus Klingenberg. „Es entsteht nach einer entsprechend langen Trainingszeit bei hoher Intensität und bei einer gewissen genetischen Veranlagung.“ Hobbysportler haben in der Regel höchstens ein leicht vergrößertes Herz. Bei Leistungssportlern und bei entsprechender genetischer Veranlagung kann das Herz dagegen sogar doppelt so groß werden wie bei Nicht-Sportlern.
Ein Sportlerherz für mehr Leistung
Wie ein gut trainierter Bizeps ist ein Sportlerherz nicht krankhaft und in der Regel auch nicht gefährlich. Eher ist das Gegenteil der Fall. „Ein größeres Herz ist auch leistungsstärker“, erklärt Dr. Klingenberg. „Das Schlagvolumen und das Herzzeitvolumen verbessern sich.“ Das Herz kann also bei jedem Schlag mehr Blut in den Kreislauf pumpen. Im Ruhezustand muss es seltener schlagen (ein Sportlerherz schlägt oft nur 30 bis 40 Mal pro Minute), und unter Belastung kann ein Sportlerherz den Organismus besser mit Sauerstoff versorgen.
Ein Sportlerherz lässt sich im Ultraschall und gegebenenfalls beim Röntgen leicht erkennen. Bei einer gesunden Hypertrophie der Herzmuskeln ist besonders die linke Herzkammer vergrößert. Diese Kammer pumpt das mit Sauerstoff angereicherte Blut in den Kreislauf.
Doper haben schlechte Karten
„Wichtig ist die gleichmäßige Vergrößerung der Herzkammern und damit des Auswurfvolumens des Herzen“, erklärt der Sportmediziner. Ansonsten droht ein Ungleichgewicht und eine oder mehrere Herzklappen schließen nicht mehr richtig. Bei einem gesunden Sportler kommt das aber nur sehr selten vor.
Schlimmer ist es, wenn Sportler zu Dopingmitteln greifen, die die Muskulatur vergrößern. „Bodybuilder, die Wachstumshormone nehmen, entwickeln auch ein größeres Herz“, sagt Dr. Klingenberg. „Das hormonell gedopte Herz entwickelt sich aber konzentrisch. Das heißt, dass die Hypertrophie nach innen gerichtet ist. Sprich: der Muskel wächst nach innen. Man hat zwar mehr Muskulatur, aber eine in der Relation kleinere Herzkammer. Das steigert das Risiko eines plötzlichen Herztodes!“ Zudem können anabole Steroide dafür sorgen, dass die Dehnbarkeit des Gewebes nachlässt, was ebenfalls zu einer Herzschwäche führen kann.
Ein vergrößertes Herz stellt normalerweise keine Gefahr dar. Wer allerdings über Jahre hinweg Hochleistungssport betrieben hat, sollte mit dem Training nicht von einem Tag auf den anderen aufhören. Besser ist es, das Pensum langsam herunterzufahren, damit sich auch das Herz an die neuen Lebensumstände gewöhnen kann.
Christian Riedel
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Dr. med. Markus Klingenberg arbeitet und als Arzt mit den Schwerpunkten Sport- und Ernährungsmedizin und Personal Trainer in Bonn und in der Sportorthopädie der Klinik-am-Ring in Köln. Mehrmals pro Jahr arbeitet er zudem als Tauchmediziner im indischen Ozean. Seine Schwerpunkte umfassen ein Personal Training, Ernährungs-Coaching, und die Leistungsdiagnostik. Als ehemaliger Leistungssportler kombiniert Dr. med. Markus Klingenberg sein Wissen als Sportmediziner und Personal Trainer, um für seine Kunden nachhaltig erfolgreiche individuelle Konzepte zu entwickeln und umzusetzen.
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Arzt, Sportmediziner, Notarzt