Muskeln machen glücklich – Warum Sport gegen Depressionen hilft
- Christian Riedel
Wer unter Depressionen leidet, sollte öfter Gewichte stemmen. So ungefähr könnte die Empfehlung von schwedischen Forschern lauten, die sich mit den Auswirkungen von körperlicher Arbeit auf die Psyche beschäftigt haben. Mit Endorphinen hat das aber nicht direkt etwas zu tun. Beim Sport werden bekanntlich Glückshormone gebildet. Diese heben zwar zumindest kurzzeitig die Stimmung, doch gegen schwere psychische Probleme helfen sie nicht. Dennoch ist Sport ein probates Mittel gegen Depressionen. Warum das so ist, haben die Wissenschaftler nun zumindest in einem Experiment mit Mäusen herausgefunden.
Depri-Stoffe im Blut
Allem Anschein nach werden in trainierten Muskeln bestimmte Substanzen gebildet, die „Depri-Stoffe“ im Blut neutralisieren. Diese werden direkt abgebaut und können daher im Gehirn nicht mehr ihre negative Wirkung auf unsere Stimmung entfalten.
Verantwortlich ist wohl ein Protein namens PGC-1α1, dessen Produktion durch körperliche Arbeit angeregt wird. Um herauszufinden, ob das PGC-1α1 gegen Depressionen hilft, züchteten die Forscher einen Mäusestamm, bei dem die Tiere auch ohne Training mehr dieses Proteins in den Muskeln bilden. In einer entsprechenden Studie setzten die Forscher mehrere Mäusegruppen erhöhtem Stress aus. Der Tag-Nacht-Rhythmus wurde gestört, die Nager wurden lauten Geräuschen und blinkenden Lichtern und weiteren Stressfaktoren ausgesetzt. Wie beim Menschen auch führen diese Maßnahmen zu Stress und damit verbundenen depressiven Symptomen. Auffällig war nun, dass die genetisch veränderten Mäuse mit der Extra-Portion PGC-1α1 keine negativen Auswirkungen zeigte.
Immun gegen Depressionen
Auf der Suche nach den Gründen stießen die Forscher auf ein Enzym namens KAT, das in den trainierten Muskeln mit einem erhöhten PGC-1α1-Niveau vermehrt gebildet wird. KAT neutralisiert den Stoff Kynurenin, der für die Entstehung von Depressionen mitverantwortlich ist. In einem entsprechenden Test hatten die Forscher festgestellt, dass man bei Mäusen Depressionen erzeugen kann, wenn man ihnen Kynurenin gibt. Bei den genetisch veränderten Mäusen hatte Kynurenin dagegen keine Auswirkungen auf die Psyche der Nager.
Bislang gingen die Wissenschaftler davon aus, dass durch Stoff entsprechende Substanzen gebildet werden, die sich günstig auf die Psyche auswirken. Die neue Studie hat gezeigt, dass beim Training Stoffe gebildet werden, die die Psyche vor Störungen schützt. Oder wie es die Wissenschaftler beschreiben haben trainierte Muskeln eine ähnlich reinigende Funktion wie die Niere oder die Leber. Nur dass nicht der Organismus, sondern die Psyche gereinigt wird. Möglicherweise kann diese Erkenntnis bei der Entwicklung von neuen und wirkungsvolleren Therapien gegen Depressionen helfen. In jedem Fall hat die Studie gezeigt, wie wichtig Sport und Bewegung auch für unseren Gemütszustand ist.
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