Dr. Sport: Die ketogene Diät
- Dr. med. Markus Klingenberg
Gruß, Jürgen
Hallo Jürgen,
eigentlich ist das Konzept der ketogenen Diät, also eine Ernährungsweise fast ohne Kohlenhydrate, gar nicht so neu. In der Steinzeit war es sogar die natürliche Ernährungsform. In dieser Zeit haben die Menschen noch keinen Ackerbau oder Viehzucht betrieben und sich hauptsächlich von Fleisch, Obst und Gemüse ernährt. Erst durch die Einführung des Ackerbaus ist der Kohlenhydratanteil in unserer Ernährung stark angestiegen. D.h. unsere Vorfahren haben ihren Energiebedarf hauptsächlich aus Proteinen und Fetten gedeckt. Allerdings verstoffwechselt unser Gehirn bevorzugt Kohlenhydrate, weil es an diese Energie leichter herankommt. Stehen dem Körper keine Kohlenhydrate zur Verfügung, wandelt er zur Energiegewinnung Fettsäuren in so genannte Ketonkörper um. Diese kann das Gehirn anstelle von Glukose verwerten.
Der Vorteil dieser kohlenhydratarmen Ernährungsform liegt in einem deutlich gesteigerten Fettstoffwechsel. Zudem bleibt der Insulinspiegel konstant niedrig, sodass trotz einer kalorienreichen Ernährung kaum überschüssige Energie im Körper als Fett gespeichert wird. Die Umstellung auf den Ketosestoffwechsel kann bis zu anderthalb Wochen dauern. In dieser Zeit kann man sich unkonzentriert und geschwächt fühlen, weil der Körper noch keine Alternative zu den fehlenden Kohlenhydraten hat. Ist der Ketosestoffwechsel erstmal angelaufen, ist der Organismus aber wieder zu Hochleistungen in der Lage. Im Prinzip ist eine ketogene Diät nicht ungesund; im Gegenteil, neuere Studien belegen, dass schlechte Blutfettwerte eher durch eine zu kohlenhydratreiche und nicht durch eine fettreiche Ernährung verursacht werden. Schlimmer noch ist eine Mischform aus beidem.
Allerdings hat diese Ernährungsform auch Nachteile. Längerfristig ist sie nur schwer durchzuhalten, da in fast allen Fertigprodukten Zucker (also Kohlenhydrate) enthalten ist. Außerdem sollte man darauf achten, dass die Kalorienzufuhr nicht zu stark reduziert wird, denn dann baut der Körper vermehrt Muskeleiweiß ab. In manchen Fällen droht dann eine Ketoacidose, also eine Übersäuerung, die sogar tödlich enden kann. Diabetiker kennen das Problem. Deshalb gibt es in jeder Apotheke Ketosesticks zu kaufen, mit denen man ausgeschiedene Ketonkörper im Urin nachweisen kann. So weißt Du, wann der Ketosestoffwechsel angelaufen ist. Aber nicht übertreiben. Steigt der Ketongehalt zu stark an, droht die Acidose. Dagegen hilft Glukose! Erste Anzeichen dafür, dass der Körper auf den Ketosestoffwechsel umgeschaltet hat, kann eine leicht erhöhte Körpertemperatur sowie Mundgeruch sein. Wer mit Acetongeruch (riecht wie Nagellackentferner) aus dem Mund leben kann, kann mit der ketogenen Diät aber sehr schnelle Erfolge beim Abnehmen verbuchen.
Verschiedene Diätkonzepte basieren übrigens auf dem Ketosestoffwechsel, der prominenteste Vertreter ist die Atkins-Diät. Auch Low-Carb-, No-Carb- und Glyx-Diät setzen auf eine Reduzierung der Kohlenhydrate. Problematisch ist bei dieser Ernährungsform, dass eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Mineralen nicht gewährleistet ist. Eine Substitution ist daher absolute Pflicht. Die Diät ist definitiv nicht für jeden und nicht über einen längeren Zeitraum geeignet, aber wenn sie korrekt durchgeführt, kann Sie zu bedeutenden Erfolgen führen! Aber es ist mit Sicherheit keine dauerhafte Ernährungsform.
Dr. med. Markus Klingenberg
www.laktatmessung.de
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Dr. med. Markus Klingenberg arbeitet und als Arzt mit den Schwerpunkten Sport- und Ernährungsmedizin und Personal Trainer in Bonn und in der Sportorthopädie der Klinik-am-Ring in Köln. Mehrmals pro Jahr arbeitet er zudem als Tauchmediziner im indischen Ozean. Seine Schwerpunkte umfassen ein Personal Training, Ernährungs-Coaching, und die Leistungsdiagnostik. Als ehemaliger Leistungssportler kombiniert Dr. med. Markus Klingenberg sein Wissen als Sportmediziner und Personal Trainer, um für seine Kunden nachhaltig erfolgreiche individuelle Konzepte zu entwickeln und umzusetzen.
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Arzt, Sportmediziner, Notarzt