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Bildgebung ist gut, aber...

Rückenschmerzen: Zu oft wird geröntgt

Rückenschmerzen sind ein Volksleiden, lassen sich häufig aber mit Bewegung lindern oder vergehen sogar von selbst. Dennoch wird häufig ein bildgebendes Verfahren eingesetzt – auch ohne Grund.
Bildgebende Verfahren sind eine schöne Sache, erlauben sie einem doch den Blick ins Innere des Körpers. Knochenbrüche, Tumoren, Gewebsveränderungen – allesmögliche lässt sich damit darstellen. Doch nicht immer sind sie auch nötig. Ein Beispiel: Rückenschmerzen.

Zu früh wird geröntgt

Wie die Bertelsmann Stiftung in ihrem Spotlight Gesundheit – Rückenschmerzen berichtet, wurden im Jahr 2015 sechs Millionen Röntgen-, CT- und MRT-Aufnahmen vom Rücken von Ärzten verordnet. Und das häufig zu früh und ohne Grund. „Im Jahr 2015 erfolgte bei jedem sechsten Patienten eine bildgebende Diagnostik ohne entsprechende Indikation“, ergab die Untersuchung der Stiftung.

Zudem wurde bei 22 Prozent der Patienten die Bildgebung bereits im gleichen Quartal wie der Erstbesuch durchgeführt. Die Nationale Versorgungsrichtlinie Kreuzschmerz (2010) sieht allerdings vor, zunächst konservative Therapien durchzuführen, wie zum Beispiel die Verordnung von Schmerzmitteln oder Krankengymnastik. Erst nach sechs bis zwölf Wochen solle eine Bildgebung erfolgen, wenn keine besondere Indikation vorliegt. „Bei mehr als 50 Prozent der Patienten wurde aber in den drei Monaten vor der Bildgebung überhaupt kein konservativer Therapieversuch […] unternommen“, schreiben die Studien-Autoren weiter.

Betroffene halten Arztbesuch für unverzichtbar

Ein Grund, warum es zu derart vielen Untersuchungen kommt, scheint in der Kommunikation zwischen Arzt und Patient zu liegen. Jeder zweite der Befragten ist der Meinung, dass in jedem Fall ein Arztbesuch bei Rückenschmerzen notwendig ist. 60 Prozent erwarten zudem schnell eine bildgebende Untersuchung. Das liegt daran, dass etwa zwei Drittel der Studienteilnehmer der Meinung sind, dass durch Bildgebung die genaue Ursache des Schmerzes gefunden wird. Doch das trifft der Studie zufolge nur bei höchstens 15 Prozent der Patienten zu. Viele der bildgebenden Untersuchungen seien somit unnütz. Häufig würden sogar Dinge entdeckt, die für die Rückenschmerzen irrelevant seien, beispielsweise (normale) degenerative Veränderungen der Wirbelsäule bei Patienten ab 60 Jahren.

Generell gelten etwa 85 Prozent der akuten Rückenschmerzen als nicht spezifisch und medizinisch harmlos. Diese bessern sich meistens nach einigen Tagen oder Wochen und erfordern nur eine sehr begrenzte, symptomatische medizinische Behandlung.

Kommunikation als Schlüssel zum Erfolg

Die Studie der Bertelsmann Stiftung kommt zu dem Schluss, dass der Kommunikation zwischen Arzt und Patient wieder mehr Bedeutung beigemessen werden sollte. So könnten zum einen falsche Erwartungen des Patienten zerstreut werden, zum anderen auch mögliche psychische und physische Gründe für Rückenschmerzen wie Stress und mangelnde Bewegung eruiert werden.

Aktiv werden

Apropos mangelnde Bewegung – sie ist eine der Hauptursachen für Rückenschmerzen und geht dabei mit dem klassischen Büroalltag Hand in Hand. Langes und häufiges Sitzen – und man sitzt häufiger als man denkt – kann zu Muskelverspannungen führen, was sich dann wiederum in Form von Rückenschmerzen bemerkbar macht. Wer alle 60 Minuten aufsteht und etwas durch das Büro geht, sich regelmäßig streckt und reckt und sich täglich etwa eine Stunde bewegt, tut schon ein bisschen was dafür, gar nicht erst zum Rückenpatienten zu werden.

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