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Erfrierungen vermeiden und richtig behandeln

  • Dr. Andreas Degenhardt
Sport im Winter hat leider die Begleiterscheinung, dass vor der Tür oft Minustemperaturen herrschen. Wer nicht aufpasst, holt sich schnell Erfrierungen an den Extremitäten. Wir verraten, wie man Frostbeulen und Erfrierungen richtig behandelt bzw. sogar ganz vermeiden kann.

Sport bei Kälte ist nicht jedermanns Sache. Denn frieren gehört nicht wirklich zu den angenehmsten Gefühlen. Gerade wenn auf den Gipfeln aber extreme Minustemperaturen herrschen, muss man vorsichtig sein. Denn neben Grippe und Erkältung drohen sogar Erfrierungen.

„Erfrierungen drohen bei einer entsprechenden Neigung – wie etwa niedrigem Blutdruck oder bei verengten Gefäßen – ab einer Temperatur von ca. 5 Grad unter Null“, erklärt Hautarzt Dr. Andreas Degenhardt. „Spätestens ab 10 Grad minus kann jeder betroffen sein, der sich länger als eine halbe Stunde an der frischen Luft aufhält und nicht entsprechend schützt.“ Besonders häufig treten Erfrierungen in den äußeren Extremitäten, den Fingern und Zehen auf, da diese schlechter durchblutet sind. Weitere gefährdete Körperteile sind Nase und Ohren, da diese häufig ebenfalls ungeschützt der Kälte ausgeliefert sind.

Man unterscheidet 3 Grade der Erfrierungen:


1. Grad: Die Haut verfärbt sich weißlich, ist kalt und es kommt zu Durchblutungsstörungen. Man hat im betroffenen Bereich kein Gefühl mehr. Beim Erwärmen schmerzt der betroffene Bereich, juckt oder brennt. Die Erfrierungen sind aber ohne Folgen.

2. Grad: Die Symptome ähneln denen von Grad 1. Allerdings kommt es beim Erwärmen zu Blasenbildung auf der Haut.

3. Grad: Neben den bisherigen Symptomen kommt es zu Nekrosen, d.h. das Gewebe im betroffenen Bereich stirbt ab. Die Haut verfärbt sich schwarz, wird hart und gefühllos. Zudem kann es zu Entzündungen durch Bakterien kommen. Die betroffenen Körperpartien müssen häufig amputiert werden.

Wer ist gefährdet?


„Grundsätzlich ist jeder Mensch gefährdet, der bei großer Kälte an der frischen Luft ist“, sagt Dr. Degenhardt. „Allerdings gibt es Umstände, die Erfrierungen begünstigen. Beispielsweise haben Raucher häufig Gefäßverengungen, was leichter zu Erfrierungen führen kann. Alkohol öffnet die Poren und lässt Kälte in die Haut. Auch das macht sich negativ bemerkbar. Durch körperliche Anstrengung bilden sich Schweiß und Verdunstungskälte auf der Haut. Dadurch kühlt man leichter aus und es kommt schneller zu Erfrierungen. Letztendlich rate ich von enger Kleidung ab, da diese nicht richtig wärmt.“

Erfrierungen behandeln


Bei Erfrierungen ist es wichtig, die betroffenen Körperpartien beim ersten Anzeichen wieder zu wärmen. Allerdings sollte man dabei vorsichtig vorgehen. Dr. Degenhardt rät: „Wenn man die Erfrierungen sofort großer Hitze aussetzt, ziehen sich die Blutgefäße enger zusammen. Anstatt zu helfen, kann sich der Gewebeschaden sogar verstärken. Besser ist es, die Partien langsam zu erwärmen, damit sich die Gefäße auch langsam weiten können.“

Erfrierungen vorbeugen


Besser ist es, es gar nicht zu Erfrierungen kommen zu lassen. Dazu gehört zunächst einmal, auf Warnsignale zu achten. „Wenn die Haut schmerzt, es kribbelt und gefühllos gegen Berührungen wird, ist Vorsicht geboten“, sagt Dr. Degenhardt. „Um schwere Erfrierungen zu vermeiden, sollte man schauen, dass man so schnell wie möglich aus der Kälte kommt und einen wärmeren Platz aufsucht. Wichtig ist aber, den Körper langsam an die Wärme anzupassen und nicht direkt großer Hitze auszusetzen. Ein handwarmes Getränk zu trinken ist beispielsweise besser als ein Heißgetränk. Wenn das nicht möglich ist, sollte man versuchen, den Blutkreislauf in den betroffenen Körperregionen durch Bewegen oder leichte Massagen anzuregen. Man kann die Zehen anziehen und wieder strecken oder die Finger zu Fäusten ballen und wieder strecken. Das kann schon viel helfen.“

Wer weiß, dass er/sie unter Durchblutungsstörungen leidet, oder grundsätzlich zu Erfrierungen neigt, kann sich schützen, indem schon vor dem Wintersport Tabletten eingenommen werden, die Pentoxifyllin enthalten. Diese helfen bei Durchblutungsstörungen und beugen so Erfrierungen vor.

Erfrierungen durch Autoimmunkrankheiten


In sehr seltenen Fällen resultieren Erfrierungen aus einer Autoimmunkrankheit, die im Vorfeld nicht entdeckt wurde. „Es gibt Menschen, die von Natur aus sehr empfindlich auf Kälte reagieren“, erklärt Dr. Degenhardt. „Bei ihnen liegt eine seltene Autoimmunkrankheit, die so genannte Kälteagglutinin-Erkrankung, vor. Sie haben von Natur aus helle, kalte Haut, die bei Kälte sehr schnell zu Erfrierungen neigt. Wer Probleme in der Kälte hat, kann sich bei seinem Hausarzt oder einem Internisten untersuchen lassen. Denn bei einer Autoimmunkrankheit sind bestimmte Antikörper permanent im Organismus vorhanden, die in einer Blutprobe nachgewiesen werden können. Liegt die Krankheit vor, bleibt den Betroffenen im Winter nichts anderes übrig, als sich besonders gegen die Kälte zu schützen.“

Christian Riedel

Details

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  • Star Vita: Dr. Degenhardt ist Facharzt für Hautkrankheiten und Spezialist für Allergologie und Phlebologie. Seine Tätigkeitsschwerpunkte liegen in der Medizinisch-Dermatologischen Kosmetologie (DDA) und in der Berufsdermatologie (ABD). Dr. Degenhardt ist Mitglied bei zahlreichen medizinischen Verbänden, u.a. dem Berufsverband der Deutschen Dermatologen und der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Dermatologie.
  • Star Erfolge: Tätigkeitsschwerpunkt in der Medizinisch-Dermatologische Kosmetologie (DDA) und Berufsdermatologie (ABD)

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