Zwischen Roster und Räuchermännchen Peplies Consult
Die Kolumne von Eric Frenzel

Zwischen Roster und Räuchermännchen

  • Eric Frenzel
„Da, Nummer 1, dort Nummer 2 und Nummer 3, oh Männer seid Ihr Schlafmützen“- unsere fünfjährige Emma ist ganz in ihrem Element und hat bei der Einfahrt ins erzgebirgische Stollberg das alljährliche „Schwibbogen-Erkennungsspiel für Kinder“ gegen ihre älteren Brüder soeben mit den ersten drei Trefffern eröffnet. Ehe die, vertieft in ihre Handys, realisieren, dass es für Emma mal einfach wieder um alles geht, fliegen Ihnen die nächsten Ansagen um die Ohren: „Vier, Fünf, Sechs und Sieben - ich führe“.
Wir sind auf dem Weg von Flossenbürg nach Geyer, um kurz vor meiner Abreise zum Vorbereitungslehrgang und anschließendem Weltcup am österreichischen Dachstein, nochmal im Familienrahmen zu entspannen und Impressionen der erzgebirgischen Adventszeit aufzunehmen, die natürlich vom Lichterglanz der Schwibbögen dominiert ist, die grundsätzlich in fast jedem Fenster stehen.

Während Emma die 50er-Marke gerade durchbrochen hat und den Jungs nicht den Hauch einer Chance lässt, durchfahren wir Zwönitz, um in Ehrenfriedersdorf den ersten Besuchs eines Weihnachtsmarkts vorzunehmen – auch hier ist es Emma, die schon von weitem den Weihnachtsmann erspäht, um sich diesem mit eiligen Schritten anzunähern. Das Stakkato des Erkennungsspiels wird im Gespräch mit dem Weihnachtsmann fortgeführt, in dem schnell und unerschrocken die Wunschliste der jungen Dame besprochen wird, nachdem sie auf Befragen mehrfach darlegte, dass eine erzgebirgische Weihnachtszeit die schönste auf der Welt sei.

Gefolgt vom Durchbrechen der 100er-Marke und der faktischen Aufgabe der mitreisenden Brüder ist Emmas Tagesziel erreicht: Geyer, meine Heimatstadt mit ihrem Weihnachtsmarkt, wo es den traditionellen Roster, eine erzgebirgische Bratwurst, genauso gibt wie Glühwein und Räuchermännchen.

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Während des Turmblasens, das Abspielen von Weisen durch Trompeten und Posaunen vom Turm am Markt herab, lässt sich Emma den zweiten Roster schmecken, den sie naturgemäß als Belohnung für den Sieg beim Schwibbbogen-Spiel ansieht. Fachmännisch begleitet sie Laura dann beim Kauf der Räuchermännchen, während sich die Jungs, eingeschüchtert von ihrer im Auto erlittenen Niederlage, mit Kinderpunsch in meiner Nähe aufhalten.

Bei meinen Eltern erwartet uns dann am nächsten Tag erzgebirgische Hausmannskost: Rinderbraten mit Klößen und von meinem Vater selbst gestampftes Sauerkraut, das unter den Kindern nur bei dem ältesten, Philipp, Anklang findet, während Emma lakonisch kommentiert „dass Siegerinnen kein Sauerkraut zu essen brauchen“.

Am nächsten Abend dann die Rückfahrt in den Oberpfälzer Wald. Während sich die Jungs aus guten Gründen schlafend stellen, beginnt der Trommelwirbel aufs Neue: „Nummer1, Nummer 2, Nummer 3!“

Nach zwei Tagen Regeneration, packe ich nach unserer Ankunft die Reisetaschen. In der Frühe brechen wir auf nach Ramsau.

Herzliche Grüße
Eric Frenzel

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