Mittendrin bei den Deutschen Polomeisterschaften 2012
- Redaktion
von: Maren Hänssler/Laureus Fan-Reporterin
Regen statt Polo: Deutsche Meisterschaften verschieben sich
Die Deutschen Meisterschaften 2012 finden dieses Jahr im Rhein Polo Club Düsseldorf statt. Polo ist für mich Neuland. Den Koffer voll mit Erwartungen, Aufregung und Neugierde düse ich nach Düsseldorf. Nieselregen, dunkle Wolken, Schlamm und Matsch empfangen mich. Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt - das ist das Erste was ich im Polosport lerne. Das Wetter ist leider nicht beeinflussbar und macht gleich an meinem ersten Tag einen Strich durch die Rechnung. Nichtsdestotrotz fahre ich mit Bärbel Mees, die für die Öffentlichkeitsarbeit der Laureus Stiftung in Deutschland und Österreich zuständig ist, zum Turnierschauplatz. Leergefegt sieht anders aus. Zuschauermassen sind zwar nicht vorzufinden, dafür feinsäuberlich gestriegelte Pferde, die gesattelt auf ihren Einsatz warten. Ja wie, es wird doch gespielt? Die Reiter lassen es sich trotz Regenwetter nicht nehmen, auf dem kleineren Spielfeld ein paar Chucka, so genannte Spielabschnitte, zu spielen. So Schickimicki ist das doch gar nicht. Meine Vorstellung von edlen Reitern, die gemächlich Bälle von einer zur anderen Seite schubsen, löst sich beim Zusehen schnell in Luft auf. Es geht ganz schön zur Sache: Harte Schläge. Schnelle Sprints. Stoppen. Drehen. Schlagen. Zimperlich? Fehlanzeige. Ohne es beeinflussen zu können, zieht mich das Spiel sofort in seinen Bann. Dass nicht nur mir das so geht, zeigt sich bei dem Versuch, Polospieler außerhalb des Spielfeldrandes zu befragen. Diese lassen sich nur ungern beim Zusehen stören.
„Wenn die Pferde ein Lasso akzeptieren, akzeptieren sie auch einen Stick“
Polospieler Wolfgang Gabrin erklärt sich dazu bereit, mir ein paar Fragen zu beantworten. Super, wenigstens einer. Zunächst erfahre ich wie das Spiel überhaupt abläuft, was Chuckas sind, wie viele Spieler auf dem Feld sind, wie gespielt wird. Wer hätte gedacht, dass das Spielfeld sechsmal größer als ein Fußballplatz ist? Und die Pferde mit einem Stockmaß von 1,45 bis 1,65 Zentimetern eher Ponys gleichen?! „Der Trend geht Richtung Vollblüter. Die sind sprintstark und trotzdem ausdauernd“, erklärt mir Gabrin. Oft gehen die Pferde für eine Saison zum Viehtreiben. „Wenn die Pferde ein Lasso akzeptieren, dann akzeptieren sie auch einen Stick“ antwortet mir Gabrin auf die Frage, wie Pferde an den Schläger gewöhnt werden können.
Ziel des Polos ist es, den sieben bis acht Zentimeter großen Ball in das 7, 20 Meter breite Tor zu schlagen. Gespielt wird meist vier gegen vier. Hinzu kommen zwei Schiedsrichter auf dem Spielfeld, die für Recht und Ordnung sorgen. Das Schlagen mit dem Stick, wie ihn die Polospieler nennen, sowie das schnelle Abstoppen, Drehen und Sprinten kann doch nicht ungefährlich sein? Gabrins Frau liegt seit gestern mit Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall im Krankenhaus. Gleich in den ersten Minuten wurde sie nach einem Unfall beim Polospielen ins Krankenhaus eingeliefert. Er selber hatte sich bereits den Unterkiefer gebrochen. Letztes Jahr ist ein Pferd auf ihn gefallen. Puh, ganz so hatte ich mir das nicht vorgestellt. Doch Gabrin winkt ab: „Es passiert auch nicht viel mehr wie beim Handball oder Fußball!“ Ich möchte ihm das mal glauben.
Übrigens wird sehr hohen Wert darauf gelegt, dass die Pferde verletzungsfrei bleiben. „Um richtig Polo spielen zu können brauchst du mindestens zwei Pferde!“ erklärt mir Gabrin. Während des Spiels müssen diese ausgewechselt werden, um sie nicht zu überlasten. Vielleicht doch kein Sport für mich, wenn ich an die Kosten denke?! Schade eigentlich. Ich stelle mir gerade vor, auf einem der schicken Polopferde zu sitzen und den Schläger zu schwingen. „Ein Grund, weshalb ich mir schon öfter überlegt habe mit dem Sport aufzuhören. Aber ich schaffe es einfach nicht,“ schmunzelt Gabrin. Trotzdem interessiert mich, nur ganz theoretisch für den Fall, dass ich doch mal dazu komme, wie es denn mit der Frauenquote aussieht. „Das Tollste ist, dass es die einzige Mannschaftssportart ist, bei der Männer und Frauen zusammen spielen können“, so Gabrin. Das möchte ich mir doch gleich von einer weiblichen Polospielerin einmal bestätigen lassen. Gabrin, der auch langsam nervös wird, weil er ununterbrochen vom Spielgeschehen abgelenkt wird, lasse ich in Ruhe und suche mir eine Polospielerin.
Polo ein Männersport?
Ich finde Constanze Bessing. Eine junge Frau Anfang 20 mit braunen Haaren und einer zierlichen Figur. So ganz kann ich sie mir nicht zwischen den stämmigen Männern auf dem Spielfeld vorstellen. Bessing reitet seit sie 13 Jahre alt ist. Ist es nicht ungerecht, mit und gegen solche Männer zu spielen frage ich sie: „Überhaupt nicht“, findet Bessing. Um mithalten zu können muss sie mindestens jeden zweiten Tag trainiert werden: „Mit meinem Freund habe ich 11 Pferde zusammen.“ Ein Training gestaltet sich entweder durch ein freies Trainingsspiel oder „Stick and Ball“, das bedeutet den Ball im Galopp immer wieder nach vorne zu schlagen. Mehr nicht? „Mehr nicht“, bestätigt Bessing. Kein spezielles Koordinationstraining, Sprinttraining oder Ausdauertraining. Vielleicht eine kleine Bestätigung dafür, dass der Polosport in Deutschland noch nicht ganz so professionell wie in England oder Argentinien aufgebaut ist.
Obwohl keine Deutschen Polomeisterschaften an diesem Tag aufgrund des Regens stattfinden, bin ich fasziniert von den Erlebnissen und Gesprächen mit den Polospielern. Richtig Zeit, die Ereignisse zu verarbeiten bleibt jedoch nicht. Schließlich steht eine Gala an, bei der Laureus Academy Mitglied Boris Becker einen Scheck in Empfang nehmen soll. Dieser ist für die Laureus Sport for Good Stiftung Deutschland von großer Bedeutung: mit zehn Hilfsprojekten setzt sich die Stiftung für sozial benachteiligte Kinder ein. Mit Sport werden den Kindern spielerisch Werte beigebracht, die ihnen bei ihrem alltäglichen Leben weiterhelfen. Wer könnte das besser wissen als ehemalige Leistungssportler wie Boris Becker.
Bevor die Gala losgeht, habe ich die Möglichkeit, Boris Becker genau das einmal zu fragen. Puh, etwas aufgeregt bin ich schon. Schließlich sitzt mir gleich ein Olympiasieger, Grand-Slam-Sieger und Wimbledon-Gewinner gegenüber. Um uns Reporter und Blitzlichtgewitter. Trotz der Hektik versuche ich cool zu bleiben. Ich lese meine Fragen auf dem zerknitterten Zettel noch mal durch und wage mich in das Getümmel. Hinsetzen, Hand geben und Vorstellen hat schon mal geklappt. Ganz ruhig erzählt mir Boris Becker, warum er sich für die Laureus Sport for Good Stiftung einsetzt: „Sport hat mir selbst Möglichkeiten eröffnet, die ich sonst nie gehabt hätte. Mir ist bewusst, wie wichtig Sport für Kinder und Jugendliche ist und was er bewirken kann. Darum liegt mir das Engagement für die Laureus Stiftung auch sehr am Herzen.“ Die Laureus Stiftung ist bietet Projekte in unterschiedlichen Sportarten an, bei denen die Kinder ihre Fähigkeiten entwickeln können. Das ist für Boris Becker von großer Bedeutung: „Sozial benachteiligte Kinder haben so die Chance auf ein besseres Leben“, erzählt er mir und ergänzt: „Die Kinder lernen auf spielerische Art und Weise miteinander umzugehen und Regeln zu akzeptieren. Auch Teamgeist und Fairness werden vermittelt.“
„Wer sich anstrengt, wird belohnt“
In den Projekten wird neben dem Sporttreiben durch sozial-pädagogische Unterstützung versucht, den Kindern Selbstbewusstsein und Hoffnung zu vermitteln. Wie ich finde eine super Sache. Als Sportstudentin weiß ich, wie Sport zusammenschweißt und was er bewegen kann. „Die Werte, die man im Sport lernt, wie Pünktlichkeit, Disziplin oder Ehrgeiz können kaum besser und schneller vermittelt werden als im Sport. In den Projekten sehen die Kinder sofort: Wer sich anstrengt, wird belohnt. Sie bekommen Anerkennung und werden selbstbewusster“, erzählt mir Boris Becker. „Dadurch, dass ich Tennisspieler geworden bin und Wimbledon gewonnen habe, bin ich nun in der glücklichen Lage, andere vom Sport zu überzeugen und zu sehen, wie Kinder eine Leidenschaft für den Sport entwickeln.“ Die Begeisterung nehme ich Boris Becker sofort ab. Eine letzte Frage kann ich mir nicht verkneifen. Wen sieht Boris Becker als Favorit für Wimbledon und Olympia? „Ich glaube, derjenige, der in Wimbledon gewinnt, wird auch gute Chancen bei den Olympischen Spielen haben. Lassen wir uns überraschen!“ grinst Boris Becker. Also gut. Diplomatische Antwort eines Medienprofis. Aus dem Gespräch habe ich viel mitgenommen und Boris Becker von einer anderen Seite kennengelernt. Für mich mein persönliches Tages-Highlight!
Schick, schicker, Philipp Plein
Keine zehn Minuten nach dem Gespräch mit Boris Becker, folgt das nächste Highlight auf den Fuß. Alle Galagäste drängen sich in Richtung des Saales, in dem die Modenschau von Philipp Plein stattfindet. Für mich, die noch nie auf einer Modenschau war, wahnsinnig aufregend. Mit dabei: die Finalistinnen von Germanys next Topmodel Kasia und Dominique. Cool und sexy präsentieren die Models Philipp Pleins Herbst/Winter 2012 Couture- und Homme-Kollektionen. Ich bin begeistert. Titel der Fashionshow: „Unleash the beast“. Rock´n´Roll vermischt mit Eleganz und Glamour. Genau das bekommen wir auch zu sehen. Das ist jedoch nur der Auftakt. Nach einer grandiosen Modenschau folgt die Spendenaktion der Laureus Sport for Good Stiftung. Boris Becker tritt auf die Bühne und nimmt als Laureus Academy Mitglied den Spendenscheck in Höhe von 50.000 € vom Präsidenten des Rhein-Polo-Clubs, Thomas Scheuse, entgegen. Das Geld soll den Laureus Projekten zugute kommen, bzw. den Kindern, die in den Projekten gefördert werden.
Beim darauffolgenden Flying Dinner lassen Gäste wie der Schauspieler Heino Ferch, der übrigens selber an den Deutschen Polomeisterschaften teilnimmt, den Abend genüsslich ausklingen. Auch ich genieße bei Häppchen und Champagner ein wenig die Galaatmosphäre. Während die Prominenz noch weiterfeiert, beschließe ich mich zurückzuziehen. Erschöpft werfe ich die High Heels in die Ecke und falle ins Bett während ich die Erlebnisse noch mal Revue passieren lasse. Der Tag war unvergesslich. Sowohl Polo einmal hautnah mitzuerleben als auch Boris Becker zu interviewen. Die Erlebnisse werden sicher noch lange in Erinnerung bleiben.
Danke liebe Laureus Stiftung, dass ich dabei sein durfte!