Strahlende Kinderaugen – das Projekt „Mit Pferden stark machen“
- Redaktion
„Mit Pferden stark machen e. V." hat es sich zum Ziel gesetzt Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen zu helfen und sie – wie der Name schon sagt – stärker für die alltäglichen Anforderungen zu machen. Hierzu bietet der Verein verschiedene Therapieformen an, in deren Mittelpunkt der Kontakt zwischen Pferden und Menschen steht, das Pferd somit gleichsam als Vermittler fungiert.
Durch die Arbeit mit den Pferden werden die Patienten über alle Sinne angesprochen. Die Teilnehmer werden emotional, körperlich, sowie geistig gefordert. Die Pferde sind in der Lage, schon kleinste Impulse des Reiters zu erkennen und darauf zu reagieren. Das machen sich die speziell ausgebildeten Therapeuten zu Nutze. So wird ein individuelles Programm entwickelt, mit dessen Hilfe sich geistige und seelische Behinderungen behandeln lassen. Zu diesen gehören Lern-, Sprach- und Konzentrationsstörungen sowie ADS/ADHS, Autismus, Depressionen oder Burn out.
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„Insgesamt arbeiten bei uns derzeit zehn Reittherapeuten und eine C-Lizenz-Trainerin. Auf elf Pferden betreuen wir so 70 Kinder, Jugendliche und Erwachsene pro Woche.“, erklärt die Leiterin des Projekts, Nicole Heilmaier. Ohne eine gewisse Portion Idealismus und Herzblut wäre das nicht möglich: „Ich arbeite sieben Tage die Woche komplett ehrenamtlich für unseren Verein.“ Warum das so ist, lässt sich leicht erklären.
Stallmiete, Futter, Angestellte: „Mit etwa 4000 bis 5000 Euro Fixkosten im Monat müssen wir rechnen.“, erklärt Heilmaier. Letztendlich bleibt so von 35 Euro, die eine Reitstunde kostet, lediglich 1,70 Euro übrig nach Abzug aller Kosten. Ihren eigenen Lohn gibt Heilmeier an „die Mädels“ weiter, ohne die die Betreuung der Pferde und Patienten gar nicht zu schaffen wäre.
Leider zahlt die Kasse nicht
Doch nicht nur Heilmaier muss rechnen. Auch für die Eltern der Kinder ist es nicht selten eine Kostenfrage, ob die Reittherapie in Anspruch genommen werden kann. Mit 35 Euro pro Therapiestunde, kommt man bei einem Termin pro Woche auf 140 Euro im Monat. Nicht jeder hat dieses Geld auf der hohen Kante. Da Reittherapie bisher noch nicht als Methode anerkannt ist, werden die Kosten nicht von den Krankenkassen übernommen und müssen selbst getragen werden. „Schade.“, findet das Anja Stadler, deren Sohn selbst seit etwa vier Jahren bei „Mit Pferden stark machen“ in Therapie ist. Gemeinsam mit ihrem Mann hat Stadler sich dazu entschlossen, ihr Kind zur Reittherapie anzumelden, nachdem das Asperger-Sydrom, eine Art des Autismus, bei ihm diagnostiziert wurde.
Asperger-Autisten haben Probleme damit, Freundschaften zu schließen, Mimik und Gestik richtig zu deuten und Zeichen für soziale Ablehnung oder Sympathie korrekt einzuschätzen. Autisten werden bei „Mit Pferden stark machen“ häufig mit der Equithearpie therapiert. „Die Equitherapie ist im Grunde nonverbale Kommunikation mit dem Pferd“, erklärt Heilmaier, die diese Therapieform selbst mitentwickelt hat. Die Betroffenen lernen mit Hilfe des Pferdes soziale, sprachlose Kommunikation. „Das Pferd fungiert wie ein Spiegel. Es fordert, es will etwas und reagiert direkt auf kleinste Mimik, Gestik und Körperhaltungen.“, erklärt die Expertin.
Die Erfolge sind sichtbar
„Inzwischen kann unser Sohn sogar bei den normalen Kinderreitstunden teilnehmen.“, erzählt Stadler nicht ohne Stolz. Bei diesen integrativen Reitstunden reiten Kinder mit und ohne Handicap gemeinsam. Auch im Alltag bemerkt Stadler die Auswirkungen der Therapie, gerade im familiären Bereich. „Inzwischen wiederholt er Dinge, wenn er merkt, dass man ihn nicht verstanden hat. Und er bleibt dabei locker.“ Das ist nicht selbstverständlich. Asperger-Autisten reagieren häufig mit Wutanfällen auf kleinste Veränderungen in der täglichen Routine und bei Missverständnissen. „Er lernt aber immer mehr, damit klar zu kommen.“, so die Mutter weiter.
Noch mehr Therapieplätze anbieten zu können, ist ein „Traum“ von Heilmaier und ihrem Team. Die hohen Kosten, die sowohl für die Eltern der betroffenen Kinder als auch den Verein „Mit Pferden stark machen“ anfallen, müssen durch Spenden gestemmt werden. Mit der Ernennung zum Laureus Sport for Good Projekt ist ein erster Schritt in diese Richtung getan. Und auch wenn es abgedroschen klingen mag, für die Kinder, die die Chance haben an diesem Projekt teilzunehmen, gilt definitiv: Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde. Das Strahlen in den Augen der Kinder bestätigt das. „Und dieses Strahlen ist mir sehr wichtig“, sagt Mutter Stadler abschließend, „denn das sehe ich nicht so oft.“
Weitere Informationen zum Projekt gibt es unter http://reittherapie.reitstall-strodel.de/index.html