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Kolumne von Simon Jentzsch: Das war die EM

  • Redaktion
Unser Kolumnist Simon Jentzsch blickt noch einmal zurück auf die Europameisterschaft in Polen und der Ukraine und bezieht Stellung zur Leistung der Deutschen Elf, Europameister Spanien und das Turnier als Ganzes.

von: Simon Jentzsch

Spanien hat den Titel verteidigt und bleibt Europameister – herzlichen Glückwunsch dazu. Ihre Leistung im Finale war wirklich beeindruckend und letztlich der Sieg hochverdient. Die EM 2012 ist Geschichte und man muss sagen, es war ein gelungenes Turnier. Zwar hat man einigen Spielern angemerkt, dass sie eine sehr lange Saison hinter sich hatten, die Spiele waren häufig nicht so schnell. Aber dann lebten die Partien von ihrer Spannung.

Das frühe Ausscheiden der Gastgeberländer Polen und Ukraine war natürlich schade, gerade Polen hätte ich das Viertelfinale zugetraut. Viel überraschender war allerdings, dass Holland schon nach der Vorrunde ohne einen Punkt nach Hause gefahren ist. Ich dachte, dass sie gemeinsam mit Deutschland die „Todesgruppe“ überstehen würden und Portugal ausscheidet. Aber so sind die Portugiesen ins Halbfinale eingezogen und hatten Spanien im Halbfinale am Rande einer Niederlage. Ansonsten sind dieses Jahr die großen Überraschungen ausgeblieben.

Das Turnier war, wie man es von UEFA und FIFA gewöhnt ist, perfekt organisiert. Auch aus Sicht der Gastgeber war es eine tolle EM. Bis auf die Auseinandersetzung zwischen Fans beim Spiel Polen gegen Russland gab es keine negativen Vorfälle, die Stimmung war spitze. Man hat eigentlich nur Positives mitbekommen.

 

Europameister Spanien

Das Finale war nach meinem Geschmack: es war schnell, es war attraktiv. Leider muss man sagen, dass die Spannung recht schnell raus war, nachdem Spanien 2:0 geführt hat. Italien hatte kurz nach der Pause durch di Natale noch die Chance zum Anschlusstreffer, macht sie aber nicht. Damit war die Partie gelaufen. Die spanische Dominanz und letztlich noch zwei weitere Treffer: Das war schon sehr beeindruckend. Vor allem im Vergleich zum Halbfinale und dem restlichen Spielen der Spanier war es eine riesen Steigerung.

Viele haben vor und auch während des Turniers gedacht, dass die Spanier nicht mehr so stark sind, dass man sie schlagen kann. Aber wenn es um die Wurst geht, und das habe ich schon in meiner letzten Kolumne vor dem Spiel gesagt, sind die Spanier voll da. Gerade auch mental sind sie sehr stark. In ihren Köpfen scheint es keinen Zweifel an einem Sieg zu geben. Und das haben sie letztendlich auch gezeigt. Wenn sie einmal Vollgas geben und Zug zum Tor entwickeln, wird es für jede Mannschaft der Welt verdammt schwer, mitzuhalten. Spanien ist auch in den nächsten Jahren die Messlatte für den Spitzenfußball.

 

Die Leistung der deutschen Mannschaft

Es ist in den letzten Tagen viel diskutiert worden über die deutsche Mannschaft, es gab auch viel negative Kritik. Allerdings ist es falsch, jetzt alles schlecht zu reden. Deutschland ist ins Halbfinale gekommen. Das darf man nicht vergessen! Natürlich hatte man den Anspruch, den Titel zu gewinnen. Aber wenn man mal ehrlich ist: In der Form, in der Spanien das Finale gespielt hat, wäre es extrem schwer gewesen, sie zu schlagen. Im Halbfinale hat Deutschland gegen eine Mannschaft verloren, die an diesem Tag einfach besser aufgestellt war und die Fehler der Deutschen eiskalt bestraft hat.

Die Richtung der deutschen Mannschaft stimmt. Sie war die jüngste im Turnier, das Gerüst für die Zukunft steht. Es werden sicherlich noch drei, vier neue Spieler dazu kommen und Spanien wird auch älter. Ich hoffe, dass die Nationalmannschaft sich so weiter entwickelt und noch näher an Spanien heranrückt.

Bei der deutschen Mannschaft hat sich vor allem Sami Khedira in den Vordergrund gespielt und einen weiteren Schritt nach vorne gemacht. Bei Real Madrid wird er häufig nur als Arbeiter gesehen, ohne großes Standing in der Öffentlichkeit. Andere stehen da mehr im Fokus.

Hier hat er ein sehr wichtiges und schönes Tor geschossen gegen Griechenland und Deutschland wieder in Führung gebracht. In allen Partien hat er sich aufopferungsvoll für die Mannschaft eingesetzt, hat gekämpft und immer Vollgas gegeben. Einige Experten sagen, Khedira sei der neue Leitwolf im Team, aber das ist von außen schwer zu beurteilen, dazu muss man die inneren Hierarchien kennen. Auch, wenn es mit dem Titel dieses Jahr leider nicht geklappt hat, für die Zukunft des deutschen Fußballs sehe ich nicht schwarz.

Jetzt heißt es vorbereiten auf die kommende Saison und dann geht im August die Bundesliga wieder los.

Bis dahin, alles Gute!

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