„Fit mit Kinderwagen“ – Ja, zu Sport mit Kind und Kegel Kristina Opazo

„Fit mit Kinderwagen“ – Ja, zu Sport mit Kind und Kegel

  • Nils Borgstedt
Wärmere Temperaturen und Sonnenschein laden zum Sporttreiben ein. Gerade auch Schwangere und Mütter sollten sich sportlich betätigen, um ihrem Körper etwas Gutes zu tun. Aber welche Sportarten eigenen sich? Und worauf sollte man achten?

Es gibt einige Sportarten, die sich auch mit Kinderwagen anbieten: „Walken, Joggen und auch Kräftigungsübungen sind möglich“, erklärt Physiotherapeutin Kristina Opazo, die unter anderem bei den Olympischen Spielen 2004 als betreuende Physiotherapeutin der Triathlon-Nationalmannschaften von Deutschland und der Schweiz gearbeitet hat. Die Sportmöglichkeiten, die in diesem Artikel beschrieben werden, stellen eine „erweiterte Rückbildung“ dar. Sie ersetzen die „klassische Rückbildung“ also nicht.

„Die Beckenbodenmuskulatur der Mütter ist kurz nach einer Geburt noch so empfindlich, dass wirkliches Joggen sehr selten bis gar nicht auf dem Plan steht. In erster Linie geht es um Powerwalken, um die Fettverbrennung anzukurbeln. Anschließend werden mit entsprechenden Kräftigungsübungen die schwangerschaftsbedingten Problemzonen gestärkt – immer unter Einbeziehung des Beckenbodens“, so Opazo weiter. Frühestens sechs bis acht Wochen nach der Geburt startet man mit der „klassischen Rückbildung“. Fit mit Kinderwagen kann parallel oder im Anschluss begonnen werden. „Der ideale Zeitpunkt, um mit etwas intensiverem Training zu beginnen, ist, wenn das Kind etwa drei bis fünf Monate alt ist“, so die Physiotherapeutin. „Bis dahin hat man sich auch an die neue Situation des Mutterseins gewöhnt und wieder vermehrt Lust auch für sich etwas zu tun.“

Joggen mit Kinderwagen – Fitness und Equipment erforderlich

Bis man wirkliche Joggingrunden drehen kann, sollte man wenigstens sechs Monate warten und auf seinen Körper hören. „Während eine Frau „voll“ stillt, ist es aufgrund der Beckenboden-Situation nicht empfehlenswert, schon zu joggen“, erläutert Opazo. „Wenn eine Mutter jedoch nach einem halben Jahr das dringende Bedürfnis hat, mal wieder 20 bis 30 Minuten zu joggen, oder es probiert hat und dann total begeistert ist, dann spricht auch nichts gegen eine gemütliche Joggingrunde.“

Wer dann richtig joggen möchte, sollte auf jeden Fall ein passendes Gefährt für den Junior besorgen. „Ich würde aber niemandem empfehlen, mit Kinderwagen zu joggen, der nicht bereits vor der Schwangerschaft regelmäßig joggen war“, rät die Expertin. „Man darf nicht vergessen, welches zusätzliche Gewicht ein Kinderwagen mit Kind bedeutet und dass das auch den Bewegungsablauf beim Joggen nochmal unglaublich verändert.“ Eine mögliche Option: Joggen zu zweit. Der in der Regel kräftigere Partner schiebt den Wagen oder hütet das Kind, während die Mutter eine Joggingrunde dreht.

Und auch beim Kind muss man einiges beachten, um dem Nachwuchs nicht zu schaden. „In Idealfall sollte das Kind bereits sitzen können und für ausgedehntere Touren sollte man einen speziellen Kinderwagen, einen so genannten Babyjogger, verwenden“, erklärt die Expertin. Nimmt man das Kind mit zum Sport, sollten man selbstverständlich darauf achten, dass es dem Wetter entsprechend gekleidet ist und auch sonst alles Notwendige, wie beispielsweise ein Sonnenschutz oder eine Tragehilfe, dabei ist.

Kind und Kinderwagen als Trainingsgerät

Um auch mit Kinderwagen gut trainieren zu können und ihn nicht als störendes Element zu empfinden, ist Kreativität gefragt. „Man kann den Kinderwagen sowohl als Kräftigungsgerät als auch beim Dehnen miteinbeziehen.“, erklärt Opazo, schränkt aber gleichzeitig ein: „Es ist sehr wichtig, dass die Auswahl der Übungen sehr gut überlegt und professionell angeleitet wird. Medizinisches Know-How ist gerade bei der Arbeit mit frischgebackenen Müttern unabdingbar.“ Bei Dehnübungen kann der Wagen zur Stabilisierung eingesetzt werden, bei Kräftigungsübungen kann man Zug- und Schubübungen durchführen oder beispielsweise ein Theraband am Wagen befestigen – für letzteres ist eine aktivierte Bremse Voraussetzung.
Und auch das Kind selbst kann als „Trainingsgerät“ dienen. „Klassische Beispiele sind Hebeübungen und Kniebeugen, bei denen die Kinder – ob gehalten oder in Tragetüchern – als Zusatzgewichte fungieren“, erläutert Opazo. „Das macht dann auch den Kindern Spaß.“ Und was könnte eine größere Motivation sein, als das Lächeln des eigenen Kindes?

Expertin Kristina Opazo

Vor sechs Jahren rief Kristina Opazo, beeinflusst vom Trend der „Baby Boot Camps“ aus den Vereinigten Staaten, das Angebot „Fit mit Kinderwagen“ ins Leben. Der Zulauf war und ist stark. Inzwischen bietet sie mit ihrem Team Kurse in sechs deutschen Städten im Rhein-Main-Gebiet an. Ihre Kurse bestehen aus einem Warm-Up, einer Ausdauereinheit, einer Kräftigungseinheit und abschließend einem Cool-Down mit Stretching. Auch wenn man auf eigene Faust unterwegs ist, sollte das Training diese Phasen beinhalten.

Opazo ist seit 1995 staatlich anerkannte Physiotherapeutin mit zahlreichen Zusatzqualifikationen und Weiterbildungen wie Sportphysiotherapeutin im Hochleistungssport DOSB, Dipl. Beckenbodentrainerin – Personal Trainerin, Pilates-Trainerin und hat eine Zusatzausbildung für prä- und postnatales Gesundheitstraining absolviert.

Weitere Informationen zu Kursen und Anbot gibt es auf http://www.fitmitkinderwagen.de/ und auf der Facebook-Seite facebook.com/fitmitkinderwagen.de

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