Spekulationen um Technik-Doping im Radsport shutterstock.com/Jonathan Larsen

Spekulationen um Technik-Doping im Radsport

  • Marco Heibel
Mit Doping-Gerüchten muss sich der Radsport schon seit geraumer Zeit auseinander setzen. In letzter Zeit machen jedoch auch Spekulationen die Runde, wonach im Profiradsport noch auf eine andere Weise betrogen wird. Technik-Doping ist das Stichwort.

Der Schweizer Fabian Cancellara (Spitzname: „TGV aus Ittingen“) gilt als einer der besten Radprofis unserer Zeit. Immerhin ist er mehrfacher Weltmeister und amtierender Olympiasieger im Einzelzeitfahren, mehrfacher Tour de France-Etappensieger und Gewinner vieler Eintagesrennen. Insofern dürften seine Siege bei der Flandern-Rundfahrt und bei Paris-Roubaix im Frühling dieses Jahres eigentlich niemanden überrascht haben. Die Art und Weise, wie sie zustande gekommen sind, hat jedoch für die eine oder andere Spekulation gesorgt. Cancellara ist seinen Kontrahenten nämlich förmlich davon „geflogen“.

Technik-Doping im Radsport?


Genährt werden diese Spekulationen durch ein Internet-Video, in dem der ehemalige Radprofi Davide Cassani (Italien) die Funktionalität eines  Fahrrads mit "Hilfsmotor" erklärt. In der Tat existiert ein der Mechanismus, der bis zu 100 Watt zusätzlich bringen soll – das sind Welten im Profiradsport. 2007 brachte ihn ein österreichischer Mountainbike-Hersteller auf den Markt. Betätigt wird der Motor, der sich im Rahmen verstecken lässt, durch einen Knopf in der Nähe der Schaltung. Glaubt man dem Video, KÖNNTE Cancellara bei seinen Antritten einen Knopf oder Schalter an seinem Lenker betätigt haben. Hier das Video:

Zwei Dinge machen diese (Verschwörungs-)Theorie jedoch aus der Ferne betrachtet zweifelhaft: Zum einen kann man relativ problemlos und absolut zweifelsfrei nachzuprüfen, ob sich ein „Hilfsmotor“ in einem Rad befindet: Hierfür braucht es keine Dopingkontrolle mit anschließender monatelanger Wartezeit. Auch gibt es keine Chance, den Einbau eines Motors durch Tricks zu verschleiern; entweder ist einer da oder eben nicht.

Zum Zweiten erscheint das Risiko, bereits während eines Rennens bei der Konkurrenz Verdacht zu erwecken – immerhin produziert ein solcher Motor auch Geräusche – doch sehr groß.



Interessant sind diese Spekulationen jedoch allemal – und sorgen für einiges Aufsehen. Das Video hatte bei Youtube bereits nach vier Tagen mehr als eine Millionen Aufrufe erzielt, und das Wachstum ist nach wie vor (Stand 4. Juni) exponentiell.

Cancellara selbst äußerte sich zu diesem Thema gegenüber der französischen Zeitung „Ouest-France“ wie folgt: „Das ist derart verrückt, mir fehlen die Worte. Ich habe keine Lust, mich weiter dazu zu äußern und mit dieser idiotischen Geschichte meine Zeit zu vergeuden. […] Meine Erfolge sind die Früchte harter Arbeit.“

Radsportweltverband kündigt Untersuchung an


Der Radsportweltverband UCI hat jedenfalls angekündigt, sich mit dem Thema auseinander zu setzen, zugleich jedoch Zweifel an der Stichhaltigkeit angemeldet. Sollten sich die Spekulationen jedoch bewahrheiten, würde der Radsport kurz vor der Tour de France einen abermaligen heftigen Imageverlust erleiden.

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