Sportarten im Test - Eisfußball netzathleten.de/Derk Hoberg

Sportarten im Test - Eisfußball

  • Derk Hoberg
Es ist der Gegenentwurf zur Fußball-WM im Wüstensand von Katar, 2022 – Eisfußball. Und es ist eine weitere Erfindung Stefan Raabs, der 2009 sogar schon einen Eisfußball-Pokal austragen ließ. Die Show floppte, aber Eisfußball wird immer noch gespielt. Also nichts wie rauf aufs Eis. Wir testeten Eisfußball und kamen zu einem überraschenden Ergebnis.

 

Heidelberg, Weihnachtsmarkt. Dort, wo es an einem Samstag in der Adventszeit zumeist sehr besinnlich zugeht, bekamen Schaulustige Kurioses zu sehen. Vor der prächtigen Kulisse des Heidelberger Schlosses fand ein Fußballturnier der besonderen Art statt: Der „Boogie Cup on Ice“, ein Turnier der kreativen Szene Heidelbergs. Fußball auf Eis, in herkömmlichen Sportschuhen. Stürze, Bodychecks und unfreiwillige Showeinlagen waren vorprogrammiert (und auch ausdrücklich erwünscht). Genau die richtige Disziplin, um sie in unserer Reihe „Sportarten im Test“ vorzustellen.

Nach unserem letzten Test, dem Fußballgolf (bei dem es außer den gutgemeinten Ratschlägen der Redaktionskollegen doch eher beschaulich zuging), dieses Mal also kaltes und blankes Eis. Klar, dass dabei auch etwas mehr Ausrüstung erforderlich war. Konnte man Fußballgolf noch gemütlich in gewöhnlicher Straßenkleidung spielen, war es auf dem Eis doch ratsam, gleich in eine komplette Eishockeymontur zu schlüpfen. Die gesamte? Nein, schließlich fehlte mit den Schlittschuhen ein wesentlicher Teil des Ganzen. Und weiterhin kann auch von hineinschlüpfen nicht die Rede sein. Zahlreiche Klettverschlüsse machen das Anziehen hier schon zum Problem an sich (an dieser Stelle auch ein Gruß an alle Eishockeyspieler, die diese Prozedur in jedem Training auf sich nehmen). Nach den ersten Gehversuchen auf dem Eis weiß man aber, warum man das auf sich nimmt. Die Knochen danken es einem.

Die Regeln beim Eisfußball

Grundsätzliches: Eisfußball wird ohne Torhüter gespielt. Hält sich ein Spieler länger als drei Sekunden im eigenen Torraum auf, wird der gegnerischen Mannschaft ein Strafstoß zugesprochen. Verhindert ein Spieler mit der Hand ein Tor, gibt es ebenfalls Strafstoß. Um ein Tor beim Strafstoß zu verhindern, stellt das bestrafte Team einen Spieler ins Tor, der sich allerdings nicht bewegen darf. Deshalb steht er mit dem Rücken zum Schützen und versucht das Tor so gut wie möglich abzudecken.
Handspiel: Ansonsten dürfen beim Eisfußball alle Körperteile zum Einsatz gebracht werden. So darf ein hoher Ball mit den Händen gestoppt werden, Zuspiele mit der Hand sind allerdings verboten.
Strafen: Jedes unfaire Spiel (überharter Körpereinsatz und von hinten in die Beine rutschen) wird mit einer zweiminütigen Zeitstrafe geahndet. Bei Wiederholung wird eine Matchstrafe ausgesprochen.

Die Entdeckung der Langsamkeit

Es herrscht Ausnahmezustand auf dem Eis. Die Motorik des besten Technikers wird hier außer Kraft gesetzt. Und das ist auch gut so, denn genau das verleiht dem Eis-Kick seinen besonderen Charme. Eine Grundregel des Fußballs, wo es immer darauf ankommt, möglichst vor dem Gegenspieler am Ball zu sein, wird beim Eisfußball ad absurdum geführt. Überhaupt vom Fleck weg zu kommen stellt sich hier als wahre Kunst heraus. Eisfußball ist gewissermaßen „Die Entdeckung der Langsamkeit“: Einschussbereit steht man da, der Ball kullert direkt an einem vorbei, und dennoch ist er unerreichbar. Sekundenbruchteile werden zur Ewigkeit, man fühlt sich machtlos. Schon Andi Brehme wusste seinerzeit: „Das Unmögliche möglich zu machen, wird ein Ding der Unmöglichkeit.“ So ist das auch beim Eisfußball.

Es kommt auf möglichst genaue Pässe an bei diesem Spiel. An schnelle Richtungswechsel ist beileibe nicht zu denken. Einmal Fahrt aufgenommen, gibt es kein Halten mehr, und der Gegner kann einen leicht aussteigen lassen. Die Bälle müssen also für die Mitspieler direkt verwertbar sein. Und dennoch, trotz glatter Schuhe und dem Fehlen jeglicher Koordination, fallen viele Tore an diesem Tag. Viele sind jedoch auch Zufallsprodukte, wenn der Ball, der im Übrigen nach einer gewissen Zeit selbst zur „Eiskugel“ wird, mal wieder bei einem gutpostierten Spieler landet, der nur noch einschieben muss. In unserem Video haben wir ein paar Impressionen vom Eisfußball zusammengestellt:

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Fazit

Ein unglaublicher Spaß! Das ist als Ergebnis dieses Tages festzuhalten. Wirklich allen Beteiligten stand der Spaß ins Gesicht unter dem Eishockeyhelm geschrieben. Auch wenn wir mit unserer Mannschaft, dem Dynamo Goldbroiler, an diesem Tag nur in der Mitte des Teilnehmerfeldes landeten. Aber, um Andreas Brehme auch nochmal zu Wort kommen zu lassen: „Zum Glück ist die Mannschaft nach dem Spiel besser ins Spiel gekommen.“


Sollte sich für Euch die Möglichkeit ergeben, an einem Eisfußball-Match teilzunehmen, unbedingt die Chance beim Schopfe packen und mitmachen, es lohnt sich. Das ganze Chaos auf dem Feld und den Gegner mal nach Herzenslust wegzuchecken macht einfach Spaß – und ist sogar erlaubt. Und dank der Eishockeymontur muss man vor den vielen Stürzen keine Angst haben.

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