Pimp your Bike -  Aerodynamik beim Zeitfahren und Triathlon Uli Kaifer

Pimp your Bike - Aerodynamik beim Zeitfahren und Triathlon

  • Jörg Birkel
Bei 50 km/h muss ein Radler rund 90 Prozent der Energie dafür aufwenden, den Luftwiderstand zu überwinden. Wer schneller Radeln will, sollte also den Luftwiderstand verringern. netzathleten erklärt, was Sitzposition, Bekleidung, Laufräder und Aerohelme beim Kampf gegen den Wind wirklich bringen?

Gerade im Triathlon und im Einzelzeitfahren kommt es immer mehr auf eine gute Aerodynamik an. Muskelkraft und Ausdauer sind nicht mehr allein entscheidend. Entsprechend groß ist das Interesse der Hersteller, neue Laufräder, Rahmenformen oder Aerohelme zu entwickeln, die den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen können.

Wir haben uns man angeschaut, was es derzeit alles gibt und was Dir am meisten bringt. Üblicherweise wird die eingesparte Leistung in Watt angegeben. Damit Du die Werte besser einschätzen kannst: 10 Watt machen etwa 0,9 Sekunden pro Kilometer aus. Sparst Du also 10 Watt ein, schaffst Du die 40 Kilometer bei einer Olympischen Distanz im Triathlon etwa 36 Sekunden schneller. Beim Ironman kannst Du sogar bis zu 3 Minuten Fahrzeit einsparen.

1) Aeroposition

Den größten Unterschied beim Zeitfahren macht die Sitzposition. Durch das Ablegen des Oberkörpers auf einen Aerolenker reduziert sich die Stirnfläche und bietet so dem Wind weniger Angriffsmöglichkeiten. Mit einer konsequenten Aeroposition lassen sich gegenüber der Fahrt im Oberlenker bis zu 50 Watt einsparen.

Zeitvorteil auf der Olympischen Distanz: bis zu 3 Minuten
Zeitvorteil auf der Langdistanz: bis zu 13,5 Minuten

2) Aerorahmen

Auch die Rahmenform bietet dem Wind Angriffsfläche und kann sich beim Kampf um Sekunden positiv oder negativ auswirken. Erstaunlicherweise haben klassische Rund-Profile sehr gute CW-Werte, wie neuere Tests im Windkanal ergeben haben. Dennoch kann ein aufwendig optimierter Carbonrahmen bei seitlich anströmendem Wind leichte Vorteile bringen. Diese sind wie bei allen beschriebenen Maßnahmen abhängig von der gefahrenen Geschwindigkeit. Fährt man rund 40 km/h bringen optimale Aerorahmen Vorteile von 10 bis 20 Watt.

3) Aerohelm

Der Kopf ist auch in Aeroposition immer im Wind und bietet viel Angriffsfläche. Entsprechend wichtig ist es, den anströmenden Wind von allen Seiten gut um den Helm herumzuleiten. Bei Zeitfahrhelmen geht die verbesserte Aerodynamik allerdings häufig mit einer schlechteren Belüftung und damit einer höheren Hitzeentwicklung einher. Bei konsequenter Kopfhaltung in Aeroposition lassen sich je nach Modell rund 12 Watt einsparen. Drehst Du hingegen ständig den Kopf nach unten oder zur Seite geht der Effekt wieder verloren oder kehrt sich ins Gegenteil. Bei Fahrten im Oberlenker konnte hingegen kein Vorteil gemessen werden. Entscheidest Du Dich für einen Aerohelm, solltest Du unbedingt konsequent in Aeroposition fahren.

4) Kleidung

Viele Triathleten kaufen sich teure Räder nebst Zubehör, verlieren aber dabei die Bekleidung aus dem Blick. Dabei hat diese sogar großen Einfluss. Im Ideallfall fährt man mit einem Ganzkörperanzug und Handschuhen, damit der Wind gut um den Körper herumgeleitet wird. Auch die Radschuhe werden beim Einzelzeitfahren mit Überschuhen abgedeckt, damit es hier nicht zu Luftverwirbelungen kommt. Im Triathlon kann man aufgrund des raschen Disziplinwechsels nicht alles umsetzen, was im Zeitfahren betrieben wird, um Zeit zu sparen. Aber man sollte zumindest auf eng anliegende Kleidung achten. Breit ein flatterndes Trikot oder eine Windweste kann die Fahrzeit auf der Ironman Distanz um bis zu 5 Minuten verlängern.

5) Trinkflasche

In den letzten Jahren sind auch die Trinkflaschen immer stärker in den Fokus der Radhersteller gerutscht. Dabei geht es nicht mal so sehr um die Form der Flaschen, sondern bereits um die Platzierung der Flaschenhalter. An der falschen Stelle angebracht, kann eine Radflasche die Aerodynamik des teuren Rahmens bereits wieder zunichte machen. Die Platzierung im Rahmendreieck ist dabei besser als triathlontypisch hinterm Sattel, denn dort reißt der Luftstrom stärker ab und die so entstehenden Verwirbelungen können Dich auf 40 Kilometer bis zu eine Minute kosten. Da die strengen UCI-Normen im Triathlon nicht gelten, entwickeln immer mehr Hersteller integrierte Trinksysteme. Der Hawaii Sieger von 2011, Craig Alexander, fährt beispielsweise ein Specialized Shiv in der Triathlon Version. Bei diesem Rad ist eine Trinkblase in das Unterrohr eingelassen. Mit einem Schlauch, der zwischen den Extensions endet, kann man damit während der Fahrt trinken, ohne die aerodynamisch günstige Position verlassen zu müssen. Richtig angebracht, sind Erspanisse von 5-7 Watt möglich.

6) Laufräder

Hochprofilfelgen machen ein Triathlonrad erst richtig schön. Entsprechend begehrt sind Laufräder mit hohem Felgenbett, Three- oder Fourspokes und Scheibenräder unter ambitionierten Triathleten. Auch hier gilt allerdings, der maximale Vorteil kommt nur unter bestimmten Umständen zum Tragen. Erstens gilt: Je schneller ich fahre, desto größer ist der Vorteil. Zweitens kommt es auf den Wind an. Bei Seitenwinden konnten manche Laufradhersteller bis zu 40 Watt Ersparnis messen, weil es dann zum so genannten Segeleffekt kommt. Statt einen zu bremsen, schiebt ein Scheibenrad einen bei schräg von vorn auftreffendem Wind von hinten an. Das ist sicherlich ein tolles Gefühl, allerdings sollte man dafür bereits mindestens Durchschnittszeiten von 35 km/h Stunden im Wettkampf fahren können.

Übrigens: Die Einsparmöglichkeiten lassen sich beim Zaitfahren grob aufaddieren. Es lohnt sich also, auch auf kleine Details zu achten.

Kontakt

Copyright © 2017 netzathleten