Andreas Brehme im Interview: „Wer das Tor schießt, ist letztlich egal“ getty images

Andreas Brehme im Interview: „Wer das Tor schießt, ist letztlich egal“

Die Europameisterschaft wirft ihre Schatten voraus. Wir haben Weltmeister Andreas Brehme um seine Einschätzung zu Problemzonen und Problemkindern gebeten.
Andreas Brehme hat Deutschland 1990 zum Weltmeistertitel geschossen. 24 Jahre später hat es ihm Mario Götze gleichgetan. Beide trafen gegen Argentinien, beide Male gewann Deutschland mit 1:0. Am Rande des Sternecups der Köche in Ischgl, bei dem Andreas Brehme zu Gast war, haben wir mit ihm auch über die aktuelle Situation von Mario Götze gesprochen.

netzathleten.de: Herr Brehme, die EM wirft ihre Schatten voraus. Wo sehen Sie die deutsche Mannschaft im Vergleich zu den anderen Teilnehmern?
Andreas Brehme: Wenn man Weltmeister geworden ist, gehört man bei der Europameisterschaft natürlich zu den absoluten Top-Favoriten. Aber auch die Franzosen werden im eigenen Land sicherlich eine gute Mannschaft aufstellen, dazu kommen die Spanier und die Belgier. Auch England muss man beachten. Das Freundschaftsspiel hat gezeigt, wie schwer wir uns gegen sie getan haben. Zudem hat Österreich eine super Qualifikation gespielt, da muss man den Hut vor Marcel Koller und seinem Team ziehen. Das wird eine hochinteressante EM.

netzathleten.de: So viele Mannschaften wie jetzt waren noch nie bei einer EM dabei. Was halten Sie vom neuen Modus mit 24 Teilnehmern?
Andreas Brehme: Es spielt natürlich immer auch Geldmacherei eine Rolle bei solchen Umstellungen, da braucht man nicht mehr groß drüber zu sprechen. So sind einige große Nationen dabei, aber eben auch kleinere wie Nordirland oder Albanien. Jetzt muss jeder erstmal die Vorrunde spielen und dann geht eine EM erst richtig los. Ob die Umstellung positiv oder negativ ist, das kann man erst nach dem Turnier bewerten. Da muss man sehen, wie sie angenommen wurde. Ich hoffe aber, dass die EM insgesamt positiv ankommt. Gerade nach den schlimmen Ereignissen in der jüngsten Vergangenheit hoffe ich für die Franzosen, dass es eine ganz, ganz tolle Europameisterschaft wird.

©Nils Borgstedt; Andreas Brehme beim Sternecup der Köche 2014.netzathleten.de: Deutschland hat sich mit etwas Mühe schließlich als Gruppenerster qualifiziert, doch gerade auch in Freundschaftsspielen waren die Leistungen nicht immer ansprechend. Wo sehen Sie die Problemzonen der DFB-Elf?
Andreas Brehme: Wir haben keine Problemzonen, wir haben verletzte Spieler – ob das ein Boateng ist oder ein Badstuber. Die gehören normalerweise zum Stamm. Und Boateng ist ja auch wieder auf dem Weg der Besserung. Das ist ein Weltklasse-Spieler, genauso wie Mats Hummels. Dazu kommen junge Fußballer wie Jonathan Tah von Leverkusen, der eine starke Saison spielt. Auf solche Leute kann man dann auch zurückgreifen. Und das ist etwas Positives. Daher darf man jetzt nicht sagen,  wir haben Probleme, sondern wir haben im Moment Probleme, weil die Spieler nicht fit sind.

netzathleten.de: Sie waren selbst Außenverteidiger, wie gefällt Ihnen Jonas Hector auf der linken Abwehrseite?
Andreas Brehme: Hector ist ein sehr, sehr guter Spieler. Er spielt beim 1. FC Köln ganz hervorragend und ist sicherlich eine Bereicherung für unsere linke Seite.

netzathleten.de: Im Sturm ist Mario Götze dabei, auch wenn er bei den Bayern relativ wenig spielt. Wie sehen Sie seine Situation?
Andreas Brehme: Er ist ein überragender Spieler und Jogi Löw setzt auf ihn. Er hat bei Dortmund super Spiele gezeigt, umsonst hat ihn Bayern München 2013 nicht gekauft. Aber Bayern ist nochmal eine andere Liga. Wir haben zwei Topclubs in Deutschland, Bayern und Borussia Dortmund. Er hat den Schritt nach München gewagt. Vielleicht hätte er auch noch ein, zwei Jahre warten sollen, dann wäre er noch mehr gereift. Er hat es nicht getan und muss dann eben auch durch solche Situationen, wie er sie gerade erlebt. Aber ich bin auch von ihm überzeugt und denke, dass er ein Weltklasse-Spieler wird.

netzathleten.de: Und Deutschland nach der WM auch zum EM-Titel schießt?
Andreas Brehme: (lacht) Ich hätte nichts dagegen. Aber: Wer das Tor schießt, ist letztendlich egal. Es wäre einfach toll, wenn wir Europameister werden.

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