Der schwäbische Ironman - Interview mit Michael Göhner
- Derk Hoberg
Netzathleten: Du bist ja noch recht jung für einen Triathlonprofi auf der Langdistanz. Seit 2006 betreibst Du den Sport aber schon professionell und hast einige Erfolge vorzuweisen. Wie sehen Deine Planungen für die nächsten Jahre aus?
Michael Göhner: Ich gehöre zu den jüngeren, das stimmt, so habe ich noch ein paar Jahre als Profi vor mir. Drei bis vier Jahre plane ich auf jeden Fall noch weiter zu machen, so lange die Ergebnisse stimmen.
Netzathleten: Eigentlich kommst du aus der Wirtschaftsbranche und bist Finanzplaner. Hat sich das auf Deine Entscheidung, Profi zu werden, ausgewirkt, warst Du vorsichtiger bei diesem Schritt?
Michael Göhner: Ich hatte Riesenglück, dass der Übergang so nahtlos ging. Als Amateur wurde ich 2005 Fünfter bei der Challenge in Roth, da dachte ich mir, versuche es doch mal als Profi, damit du keinen Fulltime-Job neben dem Triathlontraining zu bewältigen hast. Noch dazu bin ich nach wie vor bei meinem Arbeitgeber, der Volksbank Reutlingen angestellt und kann jederzeit dort wieder einsteigen, so dass ich abgesichert bin. Es war also in der Tat nur ein begrenztes Risiko für mich, es mal als Profi zu versuchen.
Netzathleten: Bevorzugst Du die Olympische oder die Ironman-Distanz?
Michael Göhner: Bei der Olympischen Distanz ist das Schwimmen sehr entscheidend. Ich bin leider nur ein mäßiger Schwimmer, da habe ich einfach keine Chance in den anderen Disziplinen noch etwas gut zu machen – so ehrlich muss ich sein. Außerdem hat mich die Langdistanz schon immer fasziniert. Ein Wettkampf über acht Stunden ist einfach etwas Besonderes.
Netzathleten: Wie ernährst Du Dich während eines so langen Wettkampfes?
Michael Göhner: Seitdem ich mit Dr. Wolfgang Feil zusammenarbeite, hat sich meine Wettkampfverpflegung sehr stark verbessert. Bei solch einer langen Belastungszeit wie beim Triathlon, ist der energetische ein ganz entscheidender Punkt. Wenn man im richtigen Verhältnis mehr Energie zu sich nehmen kann, wirkt sich das sehr positiv auf die Ergebnisse aus. Ich bin wirklich froh, mit Dr. Feil einen versierten Experten an meiner Seite zu haben.
Netzathleten: Wie empfindest Du die öffentliche Wahrnehmung des Triathlonsports, die Repräsentanz in den Medien?
Michael Göhner: Im Breitensport boomt der Sport ungemein, das sieht man auch an den Anmeldezahlen. Der Ironman Germany 2010 war zum Beispiel nach kurzer Zeit ausgebucht. Die Fernsehpräsenz kommt auch langsam, aber vom Aufwand her ist es schwierig, einen so langen Wettkampf zu übertragen. Da hat es die Olympische Distanz ein bisschen einfacher. Als „Ironman“ erreicht man aber auch weniger Medienpräsenz, da man nur zwei, maximal drei Wettkämpfe pro Jahr absolviert, wenn man den Sport ambitioniert betreiben will. Da haben es die Fußballer einfacher, die sieht man jede Woche, teilweise mehrfach auf der Mattscheibe.
Netzathleten: Du bist sozial sehr engagiert, gab es dafür einen bestimmten Auslöser?
Michael Göhner: Eigentlich nicht. Ich denke einfach, wenn man sich engagieren kann, dann sollte man das auch machen. Ich denke, es kommt aber auch viel durch meinen Verein. Die TSG Reutlingen hat auch eine Behindertensportabteilung und wenn man da helfen kann, helfe ich gerne. Ich unterstütze ja hauptsächlich regional, da sieht man dann auch die Ergebnisse.
Netzathleten: Ziehen wir vor dem großen Showdown auf Hawaii einmal Bilanz des bisherigen Jahres. Bist Du bisher zufrieden?
Michael Göhner: Mehr als zufrieden, die Saison lief wirklich sehr gut. Jetzt kommt dann noch das i-Tüpfelchen.
Netzathleten: Und Deine Zielsetzung auf Hawaii?
Michael Göhner: Ich bin jetzt zum 6. Mal dabei. Dieses Mal ist meine Saison aber schon sehr lange und ich spüre den Substanzverlust. Von daher wäre ich zufrieden, wenn ich unter die Top Ten kommen würde, schließlich sind dort die Besten der Besten am Start.
Netzathleten: Was sind die Besonderheiten der Strecke auf Hawaii?
Michael Göhner: Die Mumuku-Winde können einem das Leben sehr schwer machen. Die drehen zur Mittagszeit, wenn man Pech hat passiert das genau dann, wenn man den Wendepunkt auf der Radstrecke erreicht hat, so dass man die komplette Strecke mit Gegenwind fährt.
Netzathleten: Was bedeutet das für Dich?
Michael Göhner: Naja, durch mein mäßiges Schwimmen komme ich einfach nicht mit der ersten Gruppe aus dem Wasser. Deshalb werde ich von vorneherein hinterherfahren, zumal auf Hawaii ja keine Neoprenanzüge beim Schwimmen erlaubt sind. Der würde mir mindestens vier bis fünf Sekunden auf hundert Metern bringen. Bei guten Schwimmern macht das nicht so viel aus. Wenn man dann noch gegen den Wind fahren muss wird es natürlich auch vom Kopf her schwer.
Netzathleten: Fällt die Entscheidung erst beim Laufen?
Michael Göhner: Bei der Ironman-Distanz kann viel passieren. Ich hatte zwei Jahre hintereinander einen Plattfuß auf der Radstrecke. Der Asphalt auf Hawaii ist wegen der Lava dort rau und spitz. Aber entschieden wird das Rennen sicher erst beim Laufen. Ich hoffe natürlich, dass ich bis dahin schon ordentlich an Boden gut gemacht habe, dann wird man sehen, was ich erreichen kann.
Netzathleten: Und dann das Jahr gemütlich ausklingen lassen?
Michael Göhner: Ja, wir machen noch eine Woche Urlaub dort, besuchen anschließend San Francisco und dann geht es wieder heim. Ende November werde ich wieder mit dem Training beginnen, wobei die Trainingssteuerung auch sehr vom Ergebnis auf Hawaii abhängt.
Netzathleten: Dann wünschen wir Dir viel Erfolg beim Ironman auf Hawaii und hoffen, dass Du Dein Ziel erreichst. Danke für das nette Gespräch Michael.
Das Interview führte Derk Hoberg