Der Open Window-Effekt – Wenn Krankheiten Tür und Tor geöffnet ist picture alliance

Der Open Window-Effekt – Wenn Krankheiten Tür und Tor geöffnet ist

  • Marco Heibel
In der kalten Jahreszeit sind viele Menschen anfällig für Erkältungen und Infektionen. Wind, Kälte und Nässe setzen auch Sportlern zu, obwohl denen eigentlich ein starkes Immunsystem nachgesagt wird. Das Problem liegt im Open Window-Effekt.

Nach intensivem Sport ist unser Immunsystem bis zu 72 Stunden geschwächt. Der Grund: Der Anteil der für die Immunabwehr so wichtigen weißen Blutkörperchen (Leukozyten) nimmt unmittelbar nach intensiver Belastung zunächst zu, fällt dann aber bereits nach wenigen Stunden stark ab. Die Folge ist eine erhöhte Infektions- und Erkältungsanfälligkeit. Was wir im Sommer aufgrund hoher Temperaturen üblicherweise gut kompensieren können, hat bei Schmuddelwetter nicht selten grippale Infekte, Erkältungen oder Harnwegentzündungen zur Folge. Das Immunsystem regeneriert sich zwar wieder, doch für ein Zeitfenster von mehreren Tagen ist die Tür für Krankheiten relativ weit geöffnet. Für Dich gilt es daher, diese Tür möglichst klein zu halten.

Dem Open Window Effekt keine Chance


Sport kann sowohl gut als auch schlecht sein für das Immunsystem. Das mag wie ein Widerspruch erscheinen, ist aber letztlich nur eine Frage der Dosierung. So ist erwiesen, dass bis zu fünf Stunden gemäßigter Ausdauersport in der Woche für ein gesundes Immunsystem absolut förderlich sind. Wer deutlich mehr bzw. besonders intensiv trainiert, ist dagegen in der Schlechtwetterperiode mindestens genauso anfällig für Erkrankungen wie ein Nicht-Sportler.

Aus diesem Grund solltest Du versuchen, ein ausgewogenes Verhältnis aus Belastung und Erholung zu finden. Dazu zählt ausreichender Schlaf. Beim Sport selbst ist funktionelle Bekleidung nach dem Zwiebelprinzip (mehrere atmungsaktive Schichten übereinander) essenziell. Danach solltest Du so schnell wie möglich ins Warme und duschen oder zumindest trockene Sachen überziehen. Auch ein alter Tipp von Mutti hat auch heute noch Gültigkeit: Nie mit nassen Haaren vor die Tür gehen.



Doch auch mit entsprechender Ernährung lassen sich Infekte vermeiden. Eine kohlenhydrat- und proteinreiche Mahlzeit in der ersten Stunde nach der Belastung beschleunigt die Regeneration und stärkt das Immunsystem. Generell solltest Du vermehrt Obst und Gemüse in Deinen Speiseplan aufnehmen, wegen der Vitamine und Mineralstoffe. Helles Fleisch, Fisch, Eier, Milchprodukte, Hülsenfrüchte und Nüsse sind reich an Proteinen oder ungesättigten Fettsäuren. Achte außerdem darauf, auch an trainingsfreien Tagen mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit zu Dir zu nehmen, damit die Schleimhäute feucht bleiben.

Training trotz Krankheit?


Ist das Kind dann in den sprichwörtlichen Brunnen gefallen, solltest Du – wie bei jeder anderen Krankheit auch – eine Trainingspause einlegen. Deinem Körper ist schließlich egal, ob Du aufgrund des Open Window-Effekts erkrankt bist oder auf „konventionellem“ Wege. Auch wenn die Krankheitssymptome abgeklungen sind, solltest Du am besten noch zwei oder drei Tage mit dem Training aussetzen oder nur leicht trainieren. Wer zu früh einsteigt oder sogar weiter macht als wäre nichts gewesen, kann seinen Infekt nämlich verschleppen. Dadurch kann sich nicht nur die Genesung verzögern – im schlimmsten Fall kann es sogar zu einer Herzmuskelentzündung (Myokarditis) kommen, die sich oft erst mit Jahren Verzögerung in Form des „plötzlichen Herztodes“ äußern kann.

Weitere Informationen zu Leukozyten gibt es auf www.leukozyten-info.de/

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