Spielergewerkschaft GOAL gegründet – Bericht vom Handball Supercup in München

GOAL- Spielergewerkschaft

Mit der neuen Handballsaison ruft eine Gruppe um Johannes Bitter, Torhüter vom HSV Hamburg, GOAL ins Leben, eine gemeinschaftliche Organisation aller Lizenzhandballer in Deutschland. Mit anderen Worten: Die Handballer haben jetzt eine Spielergewerkschaft, die, laut Bertrand Gille (HSV Hamburg), „schon lange überfällig war“. Eben jener Gille, Topstar in der Nationalmannschaft Frankreichs, musste erst im Winter 2010 die Europameisterschaft absagen, ebenso wie Pascal Hens die Wunden der Bundesliga-Hinrunde lecken. Im Handball folgt Spiel auf Spiel, Bundesliga, DHB-Pokal, Europapokal, jedes Jahr WM oder EM, und die Olympischen Spiele gibt es ja auch noch.

Schlagkräftige Truppe

Mit dem THW Kiel und dem HSV Hamburg standen sich in der nicht ganz ausverkauften Münchner Olympiahalle, die nach der Austragung 2009 in Nürnberg wieder Schauplatz des traditionellen Vergleichs zwischen Meister und Pokalsieger war, Mannschaften gegenüber, die gespickt sind mit den weltbesten Profis wie Daniel Narcisse, Hans Lindberg, Bertrand Gille und Michael Kraus. Schon ein paar aus diesem Kreis könnten wahrscheinlich eine mächtige Interessensvertretung bilden – so wie es derzeit aussieht, sind die meisten auch mit dabei. Neben den Stars geben auch aufstrebende Spieler wie Matthias Flor (HSV Hamburg) ihre Zusage für GOAL. „Es ist ein mutiger Schritt und nicht aus Eigennutz, Leute wie Jogi Bitter tun das für den Handball“, meint Flor. Denn den Handball lieben sie alle. „Es ist eine Gradwanderung, alle vier Tage ein Spiel, das ist einerseits immer wieder aufregend, andererseits steht der Schutz des Körpers über allem“, so die Aussage von Michael Kraus, der brisanterweise erst vor zwei Wochen vom TBV Lemgo zum HSV Hamburg wechselte.

Supercup in München

Die Anfahrt für den Supercup von Hamburg nach München, mitten in der Vorbereitung auf die neue Saison, nimmt er dabei in Kauf. „Klar komme ich immer gerne nach München“, erklärt Kraus, „man merkt, dass Handball hier Potenzial hat.“ Zwar sahen die Zuschauer eine mäßige Handballpartie, genossen aber sichtlich das Spiel zweier Bundesligisten, was es in München eher selten im Handball gibt. „Wir haben heute Werbung für den Handball gemacht, wenn es ähnlich wie im Basketball hier einen Fahnenträger gäbe, wäre sicherlich auch etwas möglich. Jeder genießt doch die Rivalität von Hamburg und München, Nord und Süd“, schätzt Matthias Flor die Lage ein.
Kaum gefährdeter Sieg des HSV Hamburg

Gegen einen etwas lustlos wirkenden THW Kiel spielten die Hamburger früh eine Führung heraus und gaben diese nicht mehr ab – auch wenn es gegen Ende noch einmal richtig eng wurde. Kiel, das auf den verletzten Daniel Narcisse (Kreuzbandriss) verzichten musste, hatte in Filip Jicha den besten Werfer (7 Treffer), offenbarte aber eklatante Nachlässigkeiten in der Abwehr und wird sich zum Saisonbeginn nächsten Samstag noch gewaltig steigern müssen. So war es auch nicht weiter verwunderlich, dass alle Spieler des THW schnell in den Katakomben und aus dem Blickfeld der Reporter verschwanden.

Dass der HSV aber in Kraus einen weiteren Topspieler verpflichtet hat, war in Ansätzen schon zu sehen. Wenn sie von Verletzungen verschont bleiben, könnten Sie vielleicht „diese Saison die Vormachtstellung des THW Kiel“ gefährden, so der Tenor der HSV-Spieler. Vielleicht hat GOAL dann schon ein erstes Zeichen gesetzt. Erst mal aber durfte Kraus vor der Rückfahrt nach Hamburg noch zahlreiche Autogramme geben, übrigens immer mit dem Supercup-Pokal in der Hand.