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Experteninterview: Warum Faszien Yoga Verspannungen lösen kann
Dynamisches Faszien Yoga hält das Bindegewebe geschmeidig und kann Verspannungen lösen. Im Experteninterview spricht Yogalehrerin Amiena Zylla darüber, warum sich ihr spezielles Yoga für ein Faszien-Training eignet.
netzathleten.de: Amiena, warum sollte man seine Faszien geschmeidig halten?
Amiena Zylla: Man muss sich vorstellen, dass das Faszien-Gewebe wie ein Netzwerk in unserem Körper verteilt ist. Alles ist umhüllt von Faszien-Gewebe: Organe, Muskelfasern, einzelne Muskelfaserbündel. Die Wissenschaft hat festgestellt, dass dieses Gewebe austrocknen und verkleben kann. Gründe hierfür: zu wenig Bewegung oder eine Überbelastung von einseitigen Bewegungen. Profisportler können davon also genauso betroffen sein wie Menschen mit Bewegungsmangel. Das Gewebe besteht aus Wasser. Durch zu wenig Bewegung oder einseitige Belastungen entziehen wir den einzelnen Fasern das Wasser und das Gewebe verklebt. Eben dadurch entsteht ein Schmerz. Es ist wie bei einem zu heiß gewaschenen Pullover, der sich zusammenzieht. Die Muskulatur unter dem Faszien-Gewebe hat keine Möglichkeit mehr, sich zu bewegen. Die Gleitfähigkeit geht also verloren.
netzathleten.de: Warum eignet sich Yoga für ein Faszien-Training?
Amiena Zylla: Yoga steht grundsätzlich mit an erster Stelle, wenn es ums Faszien-Training geht. Ich habe dafür ein eigenes Konzept entwickelt: dynamisches Faszien Yoga. Das Konzept basiert auf Forschungsergebnissen im Rahmen der Faszien-Forschung. Klassisches Yoga trainiert die Faszien so oder so, weil viel gedehnt wird – das mögen die Faszien. Allerdings bleibt man dabei immer in einer klassischen Ausrichtung – man hält die Figuren. Beim dynamischen Faszien Yoga verlässt man die Ausrichtung und versucht, neue beziehungsweise andere Winkel zu finden. Je mehr Input man dem Faszien-Gewebe gibt, desto mehr wird es stimuliert. Das Ergebnis: Das Gewebe bleibt feucht.
netzathleten.de: Was genau hat Dich dazu bewogen, dynamisches Faszien Yoga zu entwickeln?
Amiena Zylla: Meinen Teilnehmern, die oft nach acht Stunden von der Arbeit in meine Yoga-Stunde kommen, wollte ich immer Freiraum geben. Aber in der klassischen Yoga-Ausbildung hat man ja gelernt, dass alles ganz korrekt ausgeführt werden muss – an diese Regeln hält man sich. Dann habe ich irgendwann das Wort Faszien aufgeschnappt und ein bisschen geforscht. Ich habe viel über das Thema gelesen und Ausbildungen gemacht. Dann habe ich angefangen, mein eigenes Konzept zu entwickeln – immer in Rücksprache mit Forschern. Als ich schließlich meine erste Faszien-Yoga-Stunde gegeben habe, habe ich gemerkt, dass ich den Teilnehmern dadurch sehr viel Freiraum geben kann. Weil es eben nicht so starre, festgelegte Bewegungen wie beim klassischen Yoga sind. Man kann beim dynamischen Faszien Yoga mehr mit den Bewegungen spielen.
netzathleten.de: Integrierst Du beim dynamischen Faszien Yoga trotzdem die klassischen Yoga-Figuren?
Amiena Zylla: Etwas. Man kann schon sagen, dass die klassischen Figuren die Grundlage für das dynamische Faszien Yoga sind, aber bei meinem Konzept verändert man ganz schnell die Position. Man denkt nicht mehr von Muskel zu Muskel und von Gelenk zu Gelenk wie beim klassischen Yoga, sondern macht langkettige Übungen, die über mehrere Gelenke gehen. Warum das Ganze? Es gibt einen Forscher, der festgestellt hat, dass wir verschiedene Faszien-Bahnen im Körper haben, die von Kopf bis Fuß verlaufen. Darauf basiert das dynamische Faszien Yoga: Man dehnt den Körper von Kopf bis Fuß.
netzathleten.de: Meint das Wort dynamisch in dem Fall also schnellere Bewegungen?
Amiena Zylla: Es bedeutet, dass man ständig in kleinen Bewegung ist und keine statischen Halteübungen macht.
netzathleten.de: Brauche ich denn Vorkenntnisse, um dynamisches Faszien Yoga zu machen?
Amiena Zylla: Nein, das ist das Schöne. Männer kommen genauso gerne wie Frauen. Es geht nämlich nicht darum, die schönsten und kompliziertesten Posen zu lernen. Darum ist es für jeden machbar. Man möchte mit dem Konzept gezielt Verspannungen lösen und das Gewebe geschmeidig machen. Natürlich wird man am Anfang merken, dass es hier und da mal zieht, aber das ist gewollt. Es ist eben nicht immer ganz angenehm. Aber es ist eben nicht wie beim klassischen Yoga, dass man beispielsweise versucht, das Bein um den Kopf zu wickeln und außerdem setze ich auch die Faszien-Rolle ein.
netzathleten.de: Wie oft sollte man Faszien Yoga betreiben, um Erfolge zu erzielen?
Amiena Zylla: Ich empfehle zwei Einheiten pro Woche. Wichtig ist, sich Ruhe nach dem Training zu gönnen. Heißt also: Das dynamische Faszien Yoga nicht an zwei aufeinander folgenden Tagen machen.
netzathleten.de: Amiena, vielen Dank für das Interview!
Zur Person: Amiena Zylla
Amiena Zylla ist bekannt durch diverse Auftritte im TV, auf ihrem Youtube-Kanal und in Zeitschriften. Sie arbeitet seit über 20 Jahren als Yoga- und Pilatestrainerin, Ernährungsexpertin und Tänzerin. Amiena hat bisher zehn Bücher zum Thema Yoga und Pilates geschrieben, drei davon sind Faszienbücher, u.a. Dynamisches Faszien Yoga. In München betreibt sie ihr eigenes Studio: „Amiena's Werkstatt“.
Amiena Zylla: Man muss sich vorstellen, dass das Faszien-Gewebe wie ein Netzwerk in unserem Körper verteilt ist. Alles ist umhüllt von Faszien-Gewebe: Organe, Muskelfasern, einzelne Muskelfaserbündel. Die Wissenschaft hat festgestellt, dass dieses Gewebe austrocknen und verkleben kann. Gründe hierfür: zu wenig Bewegung oder eine Überbelastung von einseitigen Bewegungen. Profisportler können davon also genauso betroffen sein wie Menschen mit Bewegungsmangel. Das Gewebe besteht aus Wasser. Durch zu wenig Bewegung oder einseitige Belastungen entziehen wir den einzelnen Fasern das Wasser und das Gewebe verklebt. Eben dadurch entsteht ein Schmerz. Es ist wie bei einem zu heiß gewaschenen Pullover, der sich zusammenzieht. Die Muskulatur unter dem Faszien-Gewebe hat keine Möglichkeit mehr, sich zu bewegen. Die Gleitfähigkeit geht also verloren.
netzathleten.de: Warum eignet sich Yoga für ein Faszien-Training?
Amiena Zylla: Yoga steht grundsätzlich mit an erster Stelle, wenn es ums Faszien-Training geht. Ich habe dafür ein eigenes Konzept entwickelt: dynamisches Faszien Yoga. Das Konzept basiert auf Forschungsergebnissen im Rahmen der Faszien-Forschung. Klassisches Yoga trainiert die Faszien so oder so, weil viel gedehnt wird – das mögen die Faszien. Allerdings bleibt man dabei immer in einer klassischen Ausrichtung – man hält die Figuren. Beim dynamischen Faszien Yoga verlässt man die Ausrichtung und versucht, neue beziehungsweise andere Winkel zu finden. Je mehr Input man dem Faszien-Gewebe gibt, desto mehr wird es stimuliert. Das Ergebnis: Das Gewebe bleibt feucht.
netzathleten.de: Was genau hat Dich dazu bewogen, dynamisches Faszien Yoga zu entwickeln?
Amiena Zylla: Meinen Teilnehmern, die oft nach acht Stunden von der Arbeit in meine Yoga-Stunde kommen, wollte ich immer Freiraum geben. Aber in der klassischen Yoga-Ausbildung hat man ja gelernt, dass alles ganz korrekt ausgeführt werden muss – an diese Regeln hält man sich. Dann habe ich irgendwann das Wort Faszien aufgeschnappt und ein bisschen geforscht. Ich habe viel über das Thema gelesen und Ausbildungen gemacht. Dann habe ich angefangen, mein eigenes Konzept zu entwickeln – immer in Rücksprache mit Forschern. Als ich schließlich meine erste Faszien-Yoga-Stunde gegeben habe, habe ich gemerkt, dass ich den Teilnehmern dadurch sehr viel Freiraum geben kann. Weil es eben nicht so starre, festgelegte Bewegungen wie beim klassischen Yoga sind. Man kann beim dynamischen Faszien Yoga mehr mit den Bewegungen spielen.
netzathleten.de: Integrierst Du beim dynamischen Faszien Yoga trotzdem die klassischen Yoga-Figuren?
Amiena Zylla: Etwas. Man kann schon sagen, dass die klassischen Figuren die Grundlage für das dynamische Faszien Yoga sind, aber bei meinem Konzept verändert man ganz schnell die Position. Man denkt nicht mehr von Muskel zu Muskel und von Gelenk zu Gelenk wie beim klassischen Yoga, sondern macht langkettige Übungen, die über mehrere Gelenke gehen. Warum das Ganze? Es gibt einen Forscher, der festgestellt hat, dass wir verschiedene Faszien-Bahnen im Körper haben, die von Kopf bis Fuß verlaufen. Darauf basiert das dynamische Faszien Yoga: Man dehnt den Körper von Kopf bis Fuß.
netzathleten.de: Meint das Wort dynamisch in dem Fall also schnellere Bewegungen?
Amiena Zylla: Es bedeutet, dass man ständig in kleinen Bewegung ist und keine statischen Halteübungen macht.
netzathleten.de: Brauche ich denn Vorkenntnisse, um dynamisches Faszien Yoga zu machen?
Amiena Zylla: Nein, das ist das Schöne. Männer kommen genauso gerne wie Frauen. Es geht nämlich nicht darum, die schönsten und kompliziertesten Posen zu lernen. Darum ist es für jeden machbar. Man möchte mit dem Konzept gezielt Verspannungen lösen und das Gewebe geschmeidig machen. Natürlich wird man am Anfang merken, dass es hier und da mal zieht, aber das ist gewollt. Es ist eben nicht immer ganz angenehm. Aber es ist eben nicht wie beim klassischen Yoga, dass man beispielsweise versucht, das Bein um den Kopf zu wickeln und außerdem setze ich auch die Faszien-Rolle ein.
netzathleten.de: Wie oft sollte man Faszien Yoga betreiben, um Erfolge zu erzielen?
Amiena Zylla: Ich empfehle zwei Einheiten pro Woche. Wichtig ist, sich Ruhe nach dem Training zu gönnen. Heißt also: Das dynamische Faszien Yoga nicht an zwei aufeinander folgenden Tagen machen.
netzathleten.de: Amiena, vielen Dank für das Interview!
Zur Person: Amiena Zylla
Amiena Zylla ist bekannt durch diverse Auftritte im TV, auf ihrem Youtube-Kanal und in Zeitschriften. Sie arbeitet seit über 20 Jahren als Yoga- und Pilatestrainerin, Ernährungsexpertin und Tänzerin. Amiena hat bisher zehn Bücher zum Thema Yoga und Pilates geschrieben, drei davon sind Faszienbücher, u.a. Dynamisches Faszien Yoga. In München betreibt sie ihr eigenes Studio: „Amiena's Werkstatt“.