Two and a Half Journalists – als Prakti auf der ISPO
- Stefan Petri
(Da meine Chefredakteure auch diesen Beitrag selbstverständlich zu Gesicht bekommen werden: Sämtliche Figuren, Orte und Ereignisse in den kommenden Absätzen sind rein fiktiv und dienen nur der Unterhaltung! Na gut, nicht alles ist fiktiv, aber der wahre Kern soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass es eine sehr spannende, spaßige und lehrreiche Erfahrung war und ich es jederzeit wieder tun würde!)
Gut, das hätten wir! Bevor wir schnurstracks in den Montag, 30. Januar, anno Domini 2012 springen: Was ist die ISPO eigentlich? Hat nichts mit „Dispo“ zu tun, das vorneweg. Die ISPO, oder für Zungenbrecher: „Internationale Fachmesse für Sportartikel und Sportmode“, ist die größte Sportartikelmesse auf dem Erdball. Über 40 Jahre gibt es sie schon, mittlerweile findet man auf dem Messegelände in München ungefähr 2000 Aussteller und ein Vielfaches an Besuchern. Ski, Board, Outdoor, Sportswear, Zwergenweitwurf…bis auf Letzteres gibt es auf der ISPO so ziemlich alles.
Die neueste Mode... ...und noch mehr Mode!
Rein in die gute Stube
„Stube“ ist dabei natürlich relativ. Für vier Tage belegt die ISPO auf dem Messegelände in München 17 stattliche Hallen, sprich: 172.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Davon sollten meine Füße so ziemlich jeden Quadratmeter persönlich kennen lernen – so kam es mir am Abend zumindest vor. Zunächst aber kämpfen wir uns mit den Besuchermassen aus der U-Bahn und brauchen ein Weilchen, bis wir uns alle gefunden haben.
Das hält uns aber nur kurz auf. Dann geht es ab in die Höhle des Löwen. Nachdem wir die Presse-Garderobe in Anspruch nehmen („Warum hast du den schweren Rucksack nicht auch abgegeben?“ – Anm. d. späteren Rückenschmerzen), schlendern wir los: Zwei Journalisten und ein halber. Mehrere Termine erwarteten uns: Präsentationen, Pressekonferenzen, Interviews, schön über den Tag verteilt.
Wie ist es denn so?
In allen Einzelheiten beschreiben lässt sich die ISPO hier natürlich nicht. Ein solcher Versuch wäre verMESSEn (haha, was für ein Brüller!). Grundsätzlich ist sie wie jede andere Messe auch (Stände ohne Ende), aber das junge, hippe, aktive Klientel bestimmt die Aufmachung und das Interieur. Viele große Hersteller setzten auf rustikales Skihütten-Ambiente mit Musik, Fitnessmodels und kleinen Leckerlis für die Besucher. Nur wenige Aussteller bevorzugen den weißen, keimfreien Look.
Darüber hinaus soll der Menge auch etwas geboten werden. Eine Halfpipe für die Skater, aufwändige Ski- und Snowboard-Simulatoren, ein Turm zum Klettern, dazu insgesamt 150 Events, Shows und Wettbewerbe. Laut ist es, vollgestopft mit Menschen, und dazu kommen die Aussteller, die ihre neuesten Errungenschaften anpreisen. Wie ein Basar in Beirut (OK, ich war noch nie in Beirut. Aber dort ist es bestimmt ähnlich!).
Adrenalin-Junkies drinnen... ...und Adrenalin-Junkies draußen!
Hin und Her
Ein namhafter Skiausrüster ist unser erstes Ziel, wo wir uns die neueste Technik in Sachen Ski-Taillierung, Bindungen und „Goggles“ (Skibrillen) erklären lassen. Danach schnell ein Getränk im Pressezentrum. Für uns stehen zudem Brezeln und Mandarinen bereit, immerhin. Die gemütlichen Sitzgelegenheiten werde ich später noch sehr vermissen, denn jetzt geht es richtig los. Eine Halle nach der anderen, Fotos hier, Gespräche da, verschobene Termine dort. In den Pausen dazwischen: Noch mehr laufen. Als praktisches Gadget bekommen wir vom Stand einer Krankenkasse einen Schrittzähler. Von da an wird fleißig verglichen!
Maria Höfl-Riesch ist als hoher Besuch angekündigt und soll eines unserer Highlights werden. Als es endlich soweit ist, verfrachtet ihr Ausrüster die Pressekonferenz aus dem großen Stand in einen kleinen Bereich direkt vor einen Gang, in dem sich die versammelte Journaille dann um die Athletin drängelt. Immerhin hat sie am Tag zuvor ein Rennen gewonnen – das erste seit fast einem Jahr. Die Chancen auf ein Exklusiv-Interview stehen leider schlecht, also ziehen wir weiter und haben mit Felix Neureuther, der zeitgleich andernorts für Fragen zur Verfügung steht, mehr Glück – da ist es auch nicht mehr so eng.
„Stefan, da könnte man doch mal….“
In den amerikanischen Profiligen gibt es das sogenannte „rookie hazing“: Junge Spieler müssen in ihrer ersten Saison allerlei Späße und Extra-Aufgaben bewältigen, vom Taschentragen über neue Frisuren bis hin zu grenzwertigen Outfits vor laufender Kamera.
So schlimm hatte ich es nicht. Aber bei ausgefallenen Motiven und abstrusen Maskottchen erschallt neben mir schon das eine oder andere Mal: „Och Stefan, da könnte man doch mal ein Foto…“ Und meistens konnte man dann auch. Eisbär, Affe, Hulk, oder auch nur ein schnelles Bällebad…ich war mittendrin. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Der Spaß kam dabei auch bei mir nicht zu kurz – aber im Nachhinein wünsche ich mir, ich hätte mich an dem Morgen für fotogene Hosen entschieden…
Die Ähnlichkeit ist verblüffend! Süß! Der kleine Stefan im Kinderparadies!
"Stefan und der Hulk!" Gleich! ...auf RTL2! Er kam aus dem Nichts!!!
„Hier werden die Deals gemacht!“
Noch ein paar Interviews stehen auf dem Plan, und ich darf sogar ausgewachsene Bundesliga-Stars mit meinen Fragen belästigen. Aber Simon Jentzsch und Axel Bellinghausen vom FC Augsburg sind schon zwei coole Typen, erst recht nach dem Interview. Hoffentlich halten sie die Klasse, vielleicht gibt es dann nächstes Jahr ein Wiedersehen.
Eine Bratwurst im Brötchen muss zwischendurch als Nahrungsquelle herhalten – während sie den Magen füllt, leert sie aber auch gleichzeitig die Brieftasche: 4,50 Euro…irgendwie muss auf den Messen eben auch Geld verdient werden.
Um 18 Uhr ist Schicht im Schacht. Die Messe macht für heute offiziell Feierabend, denn es muss ja auch noch gefeiert werden. Einige Aussteller bestechen durch funky Beats, Pizza (wir kriegen keine mehr) und Freibier (davon ist noch genug da, aber mir wäre die Pizza lieber gewesen...). Gemeinsam bequatschen wir den bisherigen Tag. „Hier werden die Deals erst so richtig gemacht“, erfahre ich.
Aus die Maus
Eine Stunde später verabschiede ich mich von meinen Messe-gestählten Kollegen. Ich bin müde und meine Füße brauchen unbedingt eine Auszeit. Bevor wir uns trennen und sie weitere Stände unsicher machen wollen, kommt es zum Schrittzähler-Showdown: Ich habe über 1000 Schritte weniger gemacht. (Was? Wie ist das möglich? Wir sind doch die gleichen Strecken gelaufen! Betrug!!!)
Als ich mir den Weg zur Presse-Garderobe erklären lasse –natürlich finde ich sie allein nicht mehr – geht mir die symbolische Bedeutung der schmerzlichen Niederlage durch den Kopf: Offensichtlich konnte ich als Prakti mit meinen Chefs noch nicht Schritt halten. Aber was nicht ist, kann ja noch werden!
Hähähä! Der Eisbär ist als Bettvorleger geendet! Bis zum nächsten Mal!