Special Olympics World Games Berlin 2023 / Tilo Wiedensohler; Florian Conrads
Es darf nicht bei Sonntagsreden bleiben
- Ulrike Spitz
Er erwarte eine elektrisierende Atmosphäre bei den Weltspielen 2023, hatte im vergangenen Juni Ian Harper aus den USA, Botschafter von Special Olympics, bei den Nationalen Spielen in Berlin völlig begeistert gesagt. Harper behielt recht. Die Atmosphäre bei den Special Olympics World Games Berlin 2023 war elektrisierend. Die vergangenen neun Tage boten alles an Emotionen, was man sich nur vorstellen kann: Es wurde gejubelt und gefeiert, auch mal geweint, wenn ein Spiel verloren gegangen war, es wurde getröstet und weitergefeiert, es wurden weltweite Freundschaften geknüpft. Gänsehaut war eines der am meisten genutzten Wörter an den Wettbewerbsstätten im Olympiapark, dem Messegelände und weiteren Orten in und um Berlin. Es waren neun inklusive Tage, wie man sie sich wünscht.
Die hoch emotionale Stimmung ist bei Special Olympics nichts Neues – dafür sind die Wettbewerbe für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung schon lange bekannt. Dennoch wurden alle Erwartungen der Verantwortlichen für diese Weltspiele übertroffen: Bei den 50.000 Zuschauer*innen bei der Eröffnungsfeier genauso wie bei den 330.000 Besucher*innen insgesamt, bei der großen Wahrnehmung der Spiele im Fernsehen durch die einzigartige Medienallianz und darüber hinaus in allen Medien und in der Öffentlichkeit.
Auch die Prominenz aus Politik, Sport und Unterhaltung war vor Ort gut vertreten. Die höchsten Vertreter*innen der Bundespolitik und natürlich Berlins stellten sich in den Dienst der guten Sache; Sportstars waren präsent und sorgten für Entzücken bei den Athlet*innen und beim Publikum. Die Weltspiele in Berlin waren das erwartete Highlight. Sie brachten vielen Menschen in Berlin, im ganzen Land und weltweit näher, was alles möglich ist auf dem Weg zu mehr Sichtbarkeit, gesellschaftlicher Teilhabe und Anerkennung für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung. Über Inklusion wurde in den Tagen in Berlin nicht nur gesprochen, sie wurde tagtäglich gelebt. So weit die Aktualität.
Jetzt beginnt allerdings der Alltag. In den nächsten Wochen, Monaten, ja Jahren, wird sich zeigen, ob die Spiele über die neun Tage in Berlin hinaus Entscheidendes in der Gesellschaft bewegen. Dafür gibt es gute Zeichen der Hoffnung. Special Olympics ist durch die Weltspiele viel mehr Menschen als bisher bekannt geworden, und zwar nicht nur in Berlin, sondern im ganzen Land. Das Host Town Programm der Spiele ist ein Hoffnungsträger – viele der beteiligten Kommunen haben langfristig wirkende Inklusions-Programme aufgesetzt. Es sind viele neue Netzwerke entstanden, die zum Beispiel auch eine engere Zusammenarbeit von Behinderten-Einrichtungen und Sportvereinen bewirken können.
Das würde Christiane Krajewski ganz besonders freuen. Die Präsidentin von Special Olympics Deutschland wird nicht müde darauf hinzuweisen, dass nur acht Prozent der Menschen mit geistiger Beeinträchtigung Sport treiben, was eigentlich völlig untragbar ist. Deutlich mehr Sportangebote in Einrichtungen und Vereinen sind ihre Vision. Als nächstes Ziel strebt sie nun an, diese Zahl in den nächsten vier Jahren auf 16 Prozent zu erhöhen. Schließlich bringt Sport nicht nur Spaß und Freude, sondern zeigt an unzähligen Beispielen beeindruckende persönliche Entwicklungen von Athlet*innen, die regelmäßig Sport treiben. Und zwar nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch im Leben. Außerdem ist Sport gerade für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung ein enorm wichtiger Gesundheitsfaktor, der viel zu wenig genutzt wird.
Das Risiko gesundheitlicher Einschränkungen ist bei Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen höher, gleichzeitig ist oft der Zugang zu den Gesundheitssystemen erschwert und in manchen Regionen der Welt gar nicht gegeben. Deshalb hat Special Olympics 1997 das Programm Healthy Athletes ins Leben gerufen, was auch in Berlin als ein tragendes Element der Veranstaltung eingestuft wird. Kurz gesagt: Das Programm ist ein wahrer Segen. Viele Athlet*innen werden zum ersten Mal in ihrem Leben überhaupt gründlich untersucht, bekommen Brillen oder angepasste Schuhe, Zahnbehandlungen oder Hörgeräte. Andererseits stimmt es traurig, dass dieses Programm immer noch so dringend notwendig ist. Es zeigt überdeutlich, dass sich in der Gesellschaft noch viel ändern muss, ehe auch nur annähernd eine Gleichstellung der Menschen mit geistiger Beeinträchtigung erreicht ist.
Die wahrlich erfolgreichen, stimmungsvollen und beeindruckenden Weltspiele in Berlin sind ein ideales Instrument, in der Gesellschaft etwas zu bewegen und um Special Olympics und der gesamten Inklusion in Deutschland einen notwendigen Schub zu verleihen. Jetzt müssen die Chancen nur noch genutzt werden. Damit es nicht bei Sonntagsreden bleibt.
Auch die Prominenz aus Politik, Sport und Unterhaltung war vor Ort gut vertreten. Die höchsten Vertreter*innen der Bundespolitik und natürlich Berlins stellten sich in den Dienst der guten Sache; Sportstars waren präsent und sorgten für Entzücken bei den Athlet*innen und beim Publikum. Die Weltspiele in Berlin waren das erwartete Highlight. Sie brachten vielen Menschen in Berlin, im ganzen Land und weltweit näher, was alles möglich ist auf dem Weg zu mehr Sichtbarkeit, gesellschaftlicher Teilhabe und Anerkennung für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung. Über Inklusion wurde in den Tagen in Berlin nicht nur gesprochen, sie wurde tagtäglich gelebt. So weit die Aktualität.
Jetzt beginnt allerdings der Alltag. In den nächsten Wochen, Monaten, ja Jahren, wird sich zeigen, ob die Spiele über die neun Tage in Berlin hinaus Entscheidendes in der Gesellschaft bewegen. Dafür gibt es gute Zeichen der Hoffnung. Special Olympics ist durch die Weltspiele viel mehr Menschen als bisher bekannt geworden, und zwar nicht nur in Berlin, sondern im ganzen Land. Das Host Town Programm der Spiele ist ein Hoffnungsträger – viele der beteiligten Kommunen haben langfristig wirkende Inklusions-Programme aufgesetzt. Es sind viele neue Netzwerke entstanden, die zum Beispiel auch eine engere Zusammenarbeit von Behinderten-Einrichtungen und Sportvereinen bewirken können.
Das würde Christiane Krajewski ganz besonders freuen. Die Präsidentin von Special Olympics Deutschland wird nicht müde darauf hinzuweisen, dass nur acht Prozent der Menschen mit geistiger Beeinträchtigung Sport treiben, was eigentlich völlig untragbar ist. Deutlich mehr Sportangebote in Einrichtungen und Vereinen sind ihre Vision. Als nächstes Ziel strebt sie nun an, diese Zahl in den nächsten vier Jahren auf 16 Prozent zu erhöhen. Schließlich bringt Sport nicht nur Spaß und Freude, sondern zeigt an unzähligen Beispielen beeindruckende persönliche Entwicklungen von Athlet*innen, die regelmäßig Sport treiben. Und zwar nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch im Leben. Außerdem ist Sport gerade für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung ein enorm wichtiger Gesundheitsfaktor, der viel zu wenig genutzt wird.
Das Risiko gesundheitlicher Einschränkungen ist bei Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen höher, gleichzeitig ist oft der Zugang zu den Gesundheitssystemen erschwert und in manchen Regionen der Welt gar nicht gegeben. Deshalb hat Special Olympics 1997 das Programm Healthy Athletes ins Leben gerufen, was auch in Berlin als ein tragendes Element der Veranstaltung eingestuft wird. Kurz gesagt: Das Programm ist ein wahrer Segen. Viele Athlet*innen werden zum ersten Mal in ihrem Leben überhaupt gründlich untersucht, bekommen Brillen oder angepasste Schuhe, Zahnbehandlungen oder Hörgeräte. Andererseits stimmt es traurig, dass dieses Programm immer noch so dringend notwendig ist. Es zeigt überdeutlich, dass sich in der Gesellschaft noch viel ändern muss, ehe auch nur annähernd eine Gleichstellung der Menschen mit geistiger Beeinträchtigung erreicht ist.
Die wahrlich erfolgreichen, stimmungsvollen und beeindruckenden Weltspiele in Berlin sind ein ideales Instrument, in der Gesellschaft etwas zu bewegen und um Special Olympics und der gesamten Inklusion in Deutschland einen notwendigen Schub zu verleihen. Jetzt müssen die Chancen nur noch genutzt werden. Damit es nicht bei Sonntagsreden bleibt.