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Verrückte Spielmodi im Sport

  • Marco Heibel
Im Sport gibt es verschiedene Modi, nach denen man den Sieger ermitteln kann. Während in der Fußballbundesliga jeder zweimal gegen jeden spielt und der Tabellenerste am Ende der Saison Meister ist, gibt es rund um den Globus und in verschiedenen Sportarten viele interessante und kuriose Modi.

Es ist schon ein wenig langweilig, wenn der Meister in einer Sportart bereits Wochen vor dem Ende der Saison feststeht. Um eine solche Eintönigkeit zu vermeiden und die Spannung bis zum Schluss aufrechtzuerhalten, gibt es noch andere Modi, um einen Titelträger zu ermitteln.

Basketball, Eishockey und Co: Hauptrunde, dann Play-offs


Die nordamerikanischen Sportarten Basketball, Eishockey oder Baseball machen vor, wie man die Spannung zum Saisonende hin auf die Spitze treibt. Hier wird der Meister erst auf der Zielgeraden des Spieljahres in den Play-offs im K.O.-Modus (best of five oder best of seven) ermittelt.



In der regulären Saison, die quantitativ oft mehr als drei Viertel der Gesamtspielzeit ausmacht, geht es „nur“ darum, sich für die Play-Offs zu qualifizieren. Von einer guten Frühform kann man sich bei diesem Modus also nichts kaufen. So kann es passieren, dass die beste Mannschaft der regulären Saison bereits in der ersten K.O.-Runde ausscheidet. Ebenso kann eine Mannschaft nach einer durchschnittlichen regulären Saison noch Meister werden. Ob das gerecht ist, muss jeder für sich entscheiden. Für Spannung ist aber in jedem Fall gesorgt.

Belgische Jupiler Liga – Blickst Du durch?


In den meisten europäischen Fußballligen verzichtet man auf einen solchen Modus. Hier spielt jeder zweimal gegen jeden, und wer am Ende der Saison die meisten Punkte auf dem Konto hat, ist Meister. Somit ist jedes Spiel gleichermaßen wichtig – allerdings mit dem Risiko, dass die Spannung am Ende der Saison auch raus sein kann, wenn eine Mannschaft deutlich überlegen ist.

Um dies zu verhindern, haben unsere belgischen Nachbarn mehrere Reformen beschlossen, die seit der laufenden Saison umgesetzt werden. Allerdings sind sie dabei deutlich über das Ziel hinausgeschossen, wie Du gleich sehen wirst. Hier sind die Reformen im Einzelnen:

- Verkleinerung der Liga von 18 auf 16 Mannschaften
- in der Hauptsaison spielt jeder zweimal gegen jeden, einmal zu Hause und einmal auswärts
- die besten sechs Mannschaften der regulären Saison spielen in einer Sonderrunde den Meister aus. Die Punkte aus der regulären Saison werden halbiert, um die Abstände zu verkürzen und mehr Spannung zu schaffen. Jeder spielt zweimal gegen jeden. Wer nach diesen 10 Extra-Spieltagen die meisten Punkte auf dem Konto hat, ist Meister und tritt in der Saison 2011/12 in der Champions-League-Qualifikation an. Gleiches gilt für den Tabellenzweiten nach der Meisterschaftsrunde. Der Dritte ist für die Europa League qualifiziert, der Fünfte und der Sechste gehen leer aus. Was mit dem Vierten passiert? Weiterlesen!
- Jetzt wird es wirklich abstrus: Die Vereine auf den Plätzen 7 bis 14 werden in zwei Vierergruppen eingeteilt, in denen jeder zweimal gegen jeden spielt. Die beiden Gruppensieger dieser Vierergruppen ermitteln in Hin- und Rückspiel den Verein, der gegen den Vierten der Meisterschaftsrunde (siehe oben) in Hin- und Rückspiel einen Europa-League-Teilnehmer ausspielt. Das bedeutet, dass der 14. der regulären Saison theoretisch noch in den Europapokal rutschen kann.
- Der Vorletzte und der Letztplatzierte der regulären Saison bestreiten eine Serie aus fünf Spielen, in die der Vorletzte mit drei, der Letzte mit null Punkten startet. Der Vorletzte hat drei, der Letzte zwei Heimspiele. Der Verlierer dieses Play-Down steigt direkt ab. Der Sieger dieses Play-Down bestreitet eine weitere Relegationsrunde mit dem Zweit-, Dritt- und Viertplatzierten der Zweiten Belgischen Liga. Jeder spielt zweimal gegen jeden. Wer am Ende die meisten Punkte hat, spielt in der kommenden Saison in der Ersten Belgischen Liga. Gleiches gilt für den Zweitligameister, der direkt aufsteigt - wobei man auch das komplizierter hätte regeln können.

Alles verstanden? Der eine oder andere Fan dürfte jedenfalls Probleme haben, da mitzukommen. Man darf gespannt sein, ob die Belgier das als ein einmaliges Experiment verbuchen oder ob sie diesen eigenartigen Modus über die Saison hinaus beibehalten.

Bundesliga mit Hin-und Rückspiel im Europacup-Stil?


Auch die Fußball-Bundesliga wäre um ein Haar in einem äußerst eigenartigen Modus gespielt worden. Nach dem Bundesliga-Skandal 1970/71 und dem damit einhergehenden Zuschauerschwund in den Folgenjahren, hatte der DFB eine Neuerung angedacht, um wieder mehr Menschen in die Stadien zu locken: Die Mannschaften sollten quasi im Europacup-Modus gegeneinander antreten. Dabei sollte es einen Bonuspunkt für den Sieger des direkten Vergleichs geben.

Zur Veranschaulichung ein (hypothetisches) Beispiel: Am 1. Spieltag empfängt Bayern München den Hamburger SV, am 2. Spieltag kommt es bereits zum Rückspiel im hohen Norden. Die Bayern gewinnen das erste Spiel mit 3:1 und erhalten ganz normal drei Punkte für den Sieg. Das Rückspiel steigt eine Woche später, der HSV gewinnt mit 2:0 und erhält seinerseits drei Punkte für den Sieg. Weil die Hamburger aber dank der mehr erzielten Auswärtstreffer bei Torgleichheit die Nase im direkten Vergleich vorne haben, erhalten sie noch einen Bonuspunkt. Sie hätten also 4 Zähler auf dem Konto (anstatt 3 Punkten, wie nach dem „normalen“ Modus).

Nach diesem Schema würde dann die gesamte Saison ablaufen, das klassische Hin- und Rückrundensystem (Spiele gegen den gleichen Gegner am 1. und 18., 2. und 19. Spieltag usw.) wäre abgeschafft gewesen. Dieser Modus war eigentlich schon so gut wie beschlossen, scheiterte aber letztlich am erbitterten Widerstand der Vereine. Zum Glück, möchte man sagen. Schließlich würden solche Bonuspunkte den Fußball, der oft wegen seiner Einfachheit gerühmt wird, nur unnötig verkomplizieren. Und wenn man ihn schon kompliziert machen möchte, dann bitte so richtig: Tore außerhalb des Strafraums zählen doppelt, drei Ecken ergeben wirklich einen Elfer und so weiter.

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