Wer hat´s erfunden – Die Fußball Weltmeisterschaft
- Christian Riedel
Die Fußball Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien ist die zwanzigste Auflage des größten Sportturniers der Welt, das 1930 in Uruguay zum ersten Mal ausgetragen wurde. Während heute die Spiele nahezu alle ausverkauft sind und das Turnier auch in der Politik eine große Rolle spielt, wurde die erste Fußball Weltmeisterschaft kaum beachtet, teilweise sogar boykottiert.
Bei einem Turnier von Erfindern zu sprechen, ist etwas schwierig. Schließlich haben der französische Sportmäzen und damalige FIFA-Präsident Jules Rimet und der uruguayische Rinderzüchter Enrique Buero, der zudem FIFA-Vizepräsident war, weder den Fußball noch die Austragung eines Turniers an sich erfunden. Dennoch waren es diese beiden Funktionäre, die 1924 als erste auf die Idee kamen, ein Fußballturnier für Nationalteams zu veranstalten und der FIFA im Jahr 1928 die Pläne dazu vorzulegen. Allerdings kann man davon ausgehen, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis es zu solchen Welttitelkämpfen gekommen wäre.
Geldgeile Südamerikaner
Schon länger glomm ein unterschwelliger Streit zwischen den Fußballern in Europa und denen in Südamerika. Wie so oft spielte Geld einen entscheidenden Faktor. Denn während auf dem alten Kontinent noch der absolute Amateurstatus herrschte, war man in Südamerika bereits besser organisiert. Hier gab es sogar Profiligen, in denen die Spieler fürs Kicken bezahlt wurden. Besonders den Engländern war dies ein Dorn im Auge. Sie warfen den bezahlten Spielern vor, geldgeil zu sein. Wegen Streitigkeiten um den Amateurstatus waren alle britischen Verbände bereits 1928 aus der FIFA ausgetreten. Zudem wurde diskutiert, ob man Profis von den Olympischen Spielen ausschließen sollte. Eine eigene Weltmeisterschaft nur für Fußball sollte allen Mannschaften und den besten Spielern unabhängig von den Olympischen Spielen die Gelegenheit geben, in einem Turnier die beste Nationalmannschaft zu finden.
Den Engländern war dies nicht genug. Daher boykottierten Sie auch die erste WM. Auch andere gute Mannschaften aus Europa verzichteten auf eine Teilnahme. Den meisten Nationen war die weite Anreise nach Uruguay aber zu aufwändig, zu lange oder schlicht zu teuer. So nahmen aus Europa nur vier Nationen teil: Belgien, Rumänien, Frankreich und Jugoslawien.
Ehre für Uruguay
Dass die erste WM überhaupt in Uruguay stattfand, war eine Ehrung für die Erfolge der Nationalmannschaft, die bei den Olympischen Spielen 1924 und 1928 siegreich war. Dank der Profispieler dominierten die „Celeste“ die Spiele 1924 und siegte im Finale 3:0 gegen die Schweiz. 1928 gewann man im Finale gegen Argentinien und demonstrierte so die Überlegenheit der Südamerikaner. Uruguay galt nicht umsonst als beste Nationalmannschaft der Welt. Da war es nachvollziehbar, dass die erste Weltmeisterschaft für Fußball-Nationalmannschaften auch dort stattfinden sollte. Dass Uruguay in diesem Jahr auch seine hundertjährige Unabhängigkeit feierte, war ein weiteres Argument, die WM dorthin und nicht nach Italien zu vergeben, das ebenfalls die WM austragen wollte.
Finale ohne Revolver
Letztendlich nahmen 13 Mannschaften an der ersten WM teil. Die Gruppen wurden erst ausgelost, als alle Teams in Uruguay angekommen waren. Am Ende siegte der Gastgeber durch ein 4:2 gegen Argentinien. Im Schnitt kamen 23.263 Zuschauer zu jedem Spiel. Kleine Randnotiz: Weil der Schiedsrichter vor dem Finale nicht wollte, dass die Zuschauer einen Revolver trugen, wurden bei entsprechenden Leibesvisitationen 1.600 Waffen eingesammelt. Doch auch wenn die Fußball WM heute einen viel höheren Stellen wert hat als damals, wird diese Zahl am 13. Juli wohl nicht überboten.