Energie aus dem Päckchen - Power-Gel und Energieriegel
- Nils Borgstedt
Marathon in New York; der Schweiß rinnt, die Lunge brennt, die Beine werden müde. Grade wurde Kilometer 25 passiert, die Akkus sind leer. Ein kurzer Griff in die Trikottasche und schon hält man neue Energie in der Hand – ein Päckchen Power-Gel. Aufgerissen, den hochkonzentrierten Inhalt runtergeschluckt und auf einmal läuft es wieder und man hat Power für die restlichen 17 Kilometer. Das ist das Bild, das einem die Werbung verspricht. Kleine Riegel oder Gel-Päckchen sollen wahre Energiebomben sein, die einen innerhalb kürzester Zeit mit genügend Energie für die weitere Belastung versorgen. Aber ganz so einfach läuft das nicht…
Was sind eigentlich Energieriegel und Power-Gel?
Energieriegel oder Power-Gels sind Nahrungsergänzungen. Sie sollen möglichst schnell Energie liefern. Beide haben einen sehr hohen Kohlenhydratgehalt und kommen vor allem im Ausdauersport zum Einsatz. Der größte Teil der Kohlenhydrate in Power-Gels und Energieriegeln sind Oligosaccheride und Dextrine, also Mehrfachzucker. Im Gegensatz zu Haushaltszucker gehen Oligosaccharide nicht ganz so schnell ins Blut über, wodurch der Insulinspiegel weniger sprunghaft ansteigt. Das soll den gefürchteten Hungerast vermeiden.
Bei einem zu schnellen Anstieg des Blutzuckerspiegels kommt es zu einer übermäßigen Insulinausschüttung und es wird mehr Zucker abgebaut als nötig. Eine Unterzuckerung und damit eine stark verminderte Leistungsfähigkeit des Körpers sind die Folge. Bei einem langsamen Anstieg des Blutzuckerspiegels wird angemessen Insulin ausgeschüttet, somit der Hungerast verhindert und die Leistungsfähigkeit bleibt erhalten.
Energieriegel und Power-Gels vor, während und nach dem Training?
Energieriegel und Power-Gels dienen dem kurzfristigen Auffüllen der Kohlenhydratspeicher vor dem Training. Auch während des Trainings oder zwischen zwei Läufen eines Wettkampfs können sie unterstützend wirken.
Bereits vor der Belastung sollte der Körper mit ausreichend Kohlenhydraten versorgt werden, damit die Energiespeicher während der Belastung aufgefüllt sind. Etwa zwei bis drei Stunden vor dem Training sollte eine kohlenhydratreiche Mahlzeit eingenommen werden. Dies führt dazu, dass vor allem die Glykogenspeicher in der Leber gefüllt werden. Ist eine ausreichende Mahlzeit vor dem Training nicht möglich, können Energieriegel helfen.
Während des Trainings oder Wettkampfs können Energieriegel und Power-Gel einer vollkommenen Erschöpfung vorbeugen, indem sie während der Belastung dafür sorgen, dass das Glykogen in Muskeln und Leber langsamer verbraucht wird. In seinem Aufsatz „Ernährung“ der in dem Sammelband „Sportverletzungen“ von Martin Engelhardt veröffentlicht wurde, empfiehlt Sportmediziner Georg Neumann bei Ausdauersportarten 32-48g Kohlenhydrate pro Belastungsstunde. Nach dem Training können Energieriegel zudem die Regeneration des Körpers beschleunigen.
Inhaltstoffe der Energieriegel
Die wichtigsten Inhaltsstoffe von Power-Gels und Energieriegeln sind besagte Kohlenhydrate. Zusätzlich werden Vitamine und Mineralstoffe zugesetzt. Riegel enthalten außerdem Fett und Proteine. Vor allem auf den Fettanteil solltet Ihr achten, da Fett die wichtige Glykogenspeicherung, also das Anlegen von Energiereserven in den Muskeln, hemmt. Ein Fettanteil unter 10 Prozent gilt laut PowerBar Europe GmbH als ideal.
Die zugesetzten Proteine sind hauptsächlich für die Muskeln relevant. Sie sollten in ihrer Zusammensetzung dem körpereigenen Eiweiß ähneln, damit eine gute Verarbeitung vom Organismus gewährleistet ist.
Ergänzende Vitamine und Mineralstoffe sind zwar enthalten, für den Sportler aber normalerweise nicht von Nöten. In der Regel werden diese Stoffe in genügend großer Anzahl mit der täglichen Nahrung aufgenommen.
Die gute alte Banane tut’s auch!
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass Energieriegel und Power-Gels vor allem während extremen Ausdauerbelastungen von Vorteil sein können. Allerdings bietet die Natur eine kostengünstigere Alternative, mit ähnlicher Wirkung - die Banane. Eine Banane enthält nach Angaben der Universität Düsseldorf 20 Prozent Kohlenhydrate (darunter viele Oligosaccharide), 1,2 Prozent Eiweiß und nur 0,2 Prozent Fett. Aufgrund ihrer weichen Konsistenz und dem hohen Wasseranteil ist sie zudem sehr gut bekömmlich und kann gut verdaut werden. Allerdings muss es sich dabei um reife Bananen handeln, andernfalls könnten Blähungen und Durchfall verursacht werden.
Nils Borgstedt