Was bringt eigentlich eine Laufstilanalyse?
- Marco Heibel
Hans Daugaard Nilsson arbeitet neben seiner aktiven Karriere als Triathlet auch als Trainer beim Professional Endurance Team. Seine Stärke ist das Laufen, daher ist er bei den Triathlon-Experten aus dem Frankenland auch der Mann für die Laufstilanalysen. „Es geht uns weniger um eine Kaufempfehlung für den richtigen Laufschuh, sondern um eine Verbesserung der individuellen Lauftechnik“, sagt der Sportwissenschaftler.
Lauftechnik und Athletiktraining
Natürlich kann der falsche Schuh die Lauftechnik negativ beeinflussen, aber das kann man auch schnell wieder abstellen. Eine Schwäche in der Stützmuskulatur, den Fußaufsatz oder das Anfersen kann man aber nicht einfach durch das Tragen eines anderen Laufschuhs verändern. Da ist aktive Arbeit gefragt: Mit Athletiktraining (Dehnen, Kräftigen) und Lauftechnikübungen (Lauf-ABC) kann man gezielt am eigenen Laufstil arbeiten und lernen, ökonomischer zu laufen.
Allerdings ist schon so mancher Trainer an der Selbstwahrnehmung seines Athleten verzweifelt. Die eigene Vorstellungskraft steht uns manchmal im Weg. Obwohl man glaubt, die Anweisung des Trainers verstanden und auch richtig umgesetzt zu haben, sieht die Ausführung in der Realität oft anders aus. Da kann eine Videoaufnahme schon mal Wunder wirken.
Typische Schwächen von Läufern
Besonders in Zeitlupe kann man jede Phase der Laufbewegung genau analysieren. Eine typische Schwäche bei den meisten Läufern sind zu schwache Abduktoren (Muskeln an der Außenseite des Oberschenkels/Gesäß). Diese Muskelgruppe spreizt den Oberschenkel seitlich vom Körper ab und stabilisiert die Hüfte.
Eine Abduktoren-Schwäche macht sich durch ein seitliches Abkippen des Beckens bemerkbar. Der Körper reagiert und versucht das auszugleichen. Die Beinachse kippt nach innen und im Sprunggelenk kann das zu einer übermäßigen Pronation (Einknicken) führen. Typisch ist im Extremfall auch ein deutliches Überschreiten der Körpermitte. Dabei geht Energie verloren, statt diese vortriebswirksam einzusetzen.
Die Empfehlung für solche Athleten wäre dann, die Beininnenseite (Adduktoren) zu dehnen und gleichzeitig die Abduktoren zu kräftigen. Beherzigt man die Tipps, wird der eigene Laufstil ökonomischer. Energiesparend Laufen sollte gerade für Langstreckenläufer und Triathleten ein ganz entscheidendes Trainingsziel sein. Umso länger die Strecke, desto mehr macht sich bereits geringfügiger Energieverlust bei jedem Schritt bemerkbar.
Sprinter oder Marathoni?
Ein Sprinter kann sich raumgreifende Schritte mit hohem Kniehub und einer deutlichen Vertikalbewegung des Körperschwerpunktes leisten. Bei einem Triathleten sieht es da schon anders aus. Gerade nach dem Radfahren fehlt einfach die Kraft, um den auftretenden Impact bei jedem Schritt zu kompensieren. Darunter leidet nicht nur die Geschwindigkeit, auch die Gelenke nehmen Schaden.
Auf die meisten Läufer kommt einiges an Arbeit zu, wenn Hans mit der Auswertung fertig ist. Der Rückfußlauf, bei dem die Ferse den ersten Bodenkontakt hat, ist nämlich sehr verbreitet. Unterstützt wird das durch Laufschuhe, die an der Ferse besonders „gut“ gedämpft sind. Leider ist dieser Laufstil ineffizienter und der Impact für die Gelenke größer als beim Vor- oder Mittelfußlauf.
„Wer schneller, gelenkschonender und energiesparender Laufen will, sollte deshalb auf den Mittelfußlauf umstellen“, rät der Laufexperte Hans Daugaard Nilsson. Eine Laufstilanalyse liefert dabei sehr anschauliche Argumente für die geforderte Stilumstellung. Sie zeigt mögliche Fehler auf und hilft dabei, den eigenen Laufstil zu optimieren.