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Interview: Warum ist Training im Wasser sinnvoll?

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Unsere Partnerseite citysport.de hat sich mit Aqua-Fitnesstrainerin Sue Legahn über das Training im Wasser unterhalten.

Anfangs haben Männer Aqua-Fitness-Kurse müde belächelt, jetzt trainieren viele - ob jung oder alt, Mann oder Frau, gerne im Wasser. Ein Interview mit Sue Legahn, Aqua-Fitness-Trainerin sowie Leiterin der Schwimmschule Delphin.

citysports.de: Wassergymnastik bzw. Aqua-Fitness verbinde ich noch immer mit einer Veranstaltung für ältere Damen.
Sue Legahn: Aqua-Fitness ist schon lange keine Rot-Kreuz Gymnastik mehr. In den 80-er Jahren hat die Eiskunstläuferin Nancy Kerrigan mit Aquatraining ihre Muskulatur schnell wieder aufgebaut. Diese Erkenntnis war u.a. die Initialzündung für das heutige, moderne Aqua-Training.

Ist Aqua-Fitness wirklich so effektiv?
Jede Art von sportlicher Bewegung ist gut. Es kräftigt die Muskulatur, hält fit, fördert die Durchblutung, regt die Knochenbildung an, stärkt die Haltemuskulatur. Im Wasser können insbesondere auch die Menschen effektiv trainieren, denen es wegen körperlicher Einschränkungen an Land nicht möglich ist!

Aber was macht gerade das Element Wasser als Trainingsgerät aus?
Wasser hat besondere Eigenschaften. Es ist eine Bewegung ohne Belastung möglich. Im Wasser müssen die Gelenke, vor allen Dingen die Wirbelsäule, das Eigengewicht nicht tragen. An Land wirkt die Schwerkraft immer nach unten. Im Wasser muss man gegen den Auftrieb arbeiten. Das ist eine gute Möglichkeit, andere Muskeln zu trainieren und somit die muskuläre Balance wieder herzustellen. Auch eine Überforderung der Muskulatur und der Gelenke ist nicht möglich.

Das klingt nach therapeutischer Wirkung des Wassers.
Besonders in den Bereichen Halteapparat, Skeletterkrankungen, Kondition und Stoffwechsel kann durch Aqua-Fitness der Zustand nachhaltig verbessert werden. Aber auch als Breiten- und Leistungssportler kann man mit Aqua-Fitness sehr gut trainieren.

Wie kann ich mir so eine Aqua-Fitness-Stunde vorstellen?
Jede Aqua-Fitness Stunde ist abhängig von dem Ziel. Klassisch ist immer eine kurze Aufwärmphase. Eigentlich braucht man die nicht, weil die meisten Aqua-Fitness-Kurse im warmen Wasser stattfinden, aber viele Teil- nehmenden brauchen 5 bis 10 Minuten, um im Wasser anzukommen. Der Hauptteil kann ein Herz- Kreislauf-Training, der Aufbau von Muskulatur oder auch Fettverbrennung sein. Je nach Gruppe und Trainingsziel. Am Ende gibt es dann ein kurzes „Warm Down“.

Kommt man im Wasser überhaupt ins Schwitzen?
Im Wasser schwitzt der Körper nicht, ist ja eh feucht. Das Einzige, was schwitzen kann, ist der Kopf, weil er aus dem Wasser ragt.

Dann kann ich als Frau ja immer gestylt mitmachen …
Gerade nicht! Weil der Kopf ins Schwitzen gerät, (und auch schwitzen muss, um einer Hyperthermie vor zu beugen) empfehle ich allen Teilnehmenden sich unter anderem das Haarspray rauszuwaschen und den Kopf feucht zu halten. Die Poren müssen frei sein, um nicht zu überhitzen. Dies gilt selbstverständlich nur in entsprechend warmem Wasser.

Was ist eigentlich mit den Männern?
Zunehmend kommen immer mehr Herren dazu. Anfangs haben die Männer Aqua-Fitness-Kurse noch müde belächelt. Wenn, dann haben ihre Frauen sie mitgeschleppt. Jetzt gibt es bereits reine Männerkurse – spätestens im Wasser hört dann das müde Lächeln auf.

Sie nehmen die Männer in den Aqua-Fitness-Kursen gut ran?
Wasser ist ein vielfältiges Trainingsgerät. Man kann ggfs.den Effekt zum Beispiel mit Widerstands-oder Auftriebsgeräten vergrößern.

Und dann gibt es auch noch Aqua-Pilates, Aqua-Bouncing, Aqua-Jogging, Aqua-Cycling …
Meiner Ansicht nach sind das viele Trends, die gut sind, um junge Menschen und neue Teilnehmer ins Wasser zu holen. Langfristig zählt ein effektives Trainingskonzept und eine gute Erfolgsdarstellung und damit Motivation egal mit welchem Gerät.

Es gibt nicht nur viele verschiedene Aquasportformen, sondern bestimmt auch Unterschiede in der Qualität der Aqua-Fitness-Kurse, oder?
Als erstes empfehle ich immer eine Probestunde. Es sollte bei der Anmeldung nicht mit dem Eintragen in irgendeine Liste getan sein, sondern man sollte von Anfang an vom Trainer beraten werden. Ein guter Trainer, egal welchen oder wie viele Titel er hat, wird individuell auf seine Teilnehmer eingehen um insbesondere den Menschen mit Beschwerden ein erfolgreiches Training bieten zu können. Wenn man allerdings gesund und fit ist, spricht natürlich nichts dagegen zwischen 40 Leuten in einem großen Becken mitzumachen - wo eine individuelle Ansprache aus organisatorischen Gründen gar nicht möglich ist.

Bleiben die Teilnehmenden lange dabei, weil das Training im Wasser abwechslungsreich ist?
Die Abwechslung ist eine Sache, wichtiger ist aber der Erfolg. Mit reiner Vielfalt, Musik und Unterhaltung sind die Teilnehmenden nach 10 Stunden nicht mehr dabei. Ihnen aufzeigen, warum du das tust, welche Wirkung Aqua-Fitness für jeden einzelnen hat und das auch regelmäßig überprüfen, das ist für eine langwirkende Motivation entscheidend.

Interview: citysports.de, Anne Nyhuis

Interviewpartnerin: Sue Legahn
Sue Legahn ist Leiterin der Schwimmschule Delphin (Hamburg, Harburg) und seit 1992 Aqua-Fitness-Kursleiterin und Ausbilderin für den Bundesverband für AquaPädagogik.

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