Zucker oder Süßstoff - Was ist besser?
- Nina Schaller
Zunächst eine kleine Geschichtsstunde zur Entstehung des Zuckers und der Süßstoffe. So stammt das Wort Zucker ursprünglich aus dem indischen Sanskrit. „Sakkara“ bedeutet dort süßen. In Indien, Ostasien und Persien liegen auch im wahrsten Sinne des Wortes die Wurzeln der Zuckerrohr-Pflanze. Die ältesten Zuckerrohrfunde kommen von dort. Seit dem 16. Jahrhundert wird Zuckerrohr weltweit auf Plantagen angebaut, dennoch blieb der Zucker, das „Weiße Gold“, ein Luxusprodukt für die Reichen. Im Jahr 1840 wurde schließlich der Würfelzucker erfunden und die zunehmende industrielle Herstellung sorgte dafür, dass der Zuckerpreis fiel und Zucker zum alltäglichen Bedarfsgegenstand wurde.
Künstliche Süßstoffe blicken verständlicherweise auf eine kürzere Geschichte zurück. 1885 erfand der deutsche Zuckerchemiker Constantin Fahlberg mit dem „Saccharin“ den ersten Süßstoff. Schnell begann er mit seinem Süßstoff, dem Zucker Konkurrenz zu machen, der daraufhin auf Druck der Zuckerindustrie rezeptpflichtig wurde. Während der beiden Weltkriege ersetzte der Süßstoff dann teilweise den Zucker, da dieser knapp geworden war. Momentan sind in der Europäischen Union acht Süßstoffe zugelassen, die als gesundheitlich unbedenklich gelten.
40 Würfel Zucker pro Liter
Der jährliche Zuckerkonsum hat sich seit der Industrialisierung drastisch gesteigert. Dadurch ist zum Teil auch die Zunahme von Übergewicht und Adipositas zu erklären. Solch schnellverdauliche Kohlenhydrate wie Zucker sorgen für einen starken Anstieg des Blutzuckerspiegels mit einer entsprechenden Insulinantwort. Der Blutzucker wird in den Körperzellen zu Fett umgebaut und gespeichert. Diese hohe Glykämische Last kann also eine Gewichtszunahme fördern.
Besonders in süßen Getränken ist die Konzentration des Zuckers bedenklich hoch. Cola, Limonade und gesüßte Fruchtgetränke können bis zu 120 Gramm Zucker pro Liter enthalten, was 40 Würfeln Zucker entspricht. Viele andere Lebensmittel enthalten ebenfalls eine Menge Zucker. Hier lohnt sich mal wieder der häufig geforderte Blick auf die Packungsangaben. „Zuviel Zucker gefährdet die Gesundheit und belastet insbesondere die Bauchspeicheldrüse “, sagt Ernährungsexpertin Nina Schaller.
Eine weitere unbestrittene Tatsache ist die Mitwirkung des Zuckers bei der Entstehung von Karies. Der Zucker, egal ob in Form von Haushaltszucker, Honig, oder Stärke, wird von Bakterien im Mund zu Säuren umgewandelt, die den Zahnschmelz entkalken und so Karies verursachen.
Süßstoff hat keine Kalorien
Süßstoffe liefern im Vergleich zu Zucker sehr wenige oder überhaupt keine Kalorien. Sie werden synthetisch hergestellt oder sind natürliche Verbindungen, die keine Energie für den Körper mitliefern. Sie gehören zu den Lebensmittelzusatzstoffen und werden hauptsächlich in der Herstellung diätetischer Lebensmittel oder als Tafelsüßstoff verwendet.
Da sie keine Energie liefern, sind Süßstoffe eigentlich bestens geeignet, um Gewicht zu verlieren. Denkt man an die Energiebilanz - um abzunehmen sollte man dem Körper weniger Energie zuführen als man verbraucht – scheint Süßstoff sehr empfehlenswert. Dennoch hält sich der Glaube hartnäckig, wenn man Süßstoff isst, würde man zunehmen. Begründet wird diese Meinung damit, dass der Körper die eingesparte Energieaufnahme durch andere Mahlzeiten unbewusst kompensiert. Dadurch würde man die Energieeinsparung durch den Zusatz von Süßstoffen teilweise sogar mehr als ausgleichen.
Fragwürdige Erkenntnisse einiger Studien
Zahlreiche Studien beschäftigten sich bereits mit diesem Gegenstand, am interessantesten ist wohl jene von Bellisle und Drewnowski aus dem Jahre 2007, die ihrerseits 19 vorherige Studien zum Thema analysierten. Dabei ergaben drei Studien eine appetitsteigernde und drei eine appetitmindernde Wirkung an, bei den 13 übrigen konnte kein Einfluss von Süßstoff auf Hunger und Kalorienaufnahme festgestellt werden. Auch das Argument, Süßstoffe würden dem Körper Zucker vortäuschen und so trotz der Abwesenheit von Kohlenhydraten eine Insulinausschüttung bewirken, ist nicht gänzlich geklärt.
Die häufig in fetten Schlagzeilen verkündete Meinung, Süßstoffe würden dick machen, kann man folglich so nicht stehen lassen. Noch dazu wenn man bedenkt, dass die meisten der Studien (unter anderem von Swithers und Davidson), die von Gewichtszunahme bei Süßstoffkonsum ausgehen, an Ratten durchgeführt wurden. Ohne weiteres Rückschlüsse von den Nagetieren auf den Menschen zu ziehen, erscheint zumindest fragwürdig. Nicht zuletzt auch methodisch, da die Anzahl der untersuchten Ratten bei gerade mal 27 lag.
Fazit
Eine gewichtssteigernde Wirkung von Süßstoff ist wissenschaftlich bislang nicht geklärt. Sie können aber sehr wohl ein sinnvolles Hilfsmittel beim Abnehmen sein, wenn man auf die Energiebilanz achtet. Final geklärt ist diese Frage noch nicht. Hier liegt auch ein Grundproblem der Ernährungsforschung: Jeder Körper reagiert anders. Insofern sind pauschale Aussagen zu Themen der Ernährungswissenschaft immer mit Vorsicht zu genießen. Womit man selbst die besten Erfahrungen macht, muss man auch selbst herausfinden.
Letztlich sollte man genau darauf achten was man zu sich nimmt. Zu viel Zucker schadet dem Körper auf jeden Fall. Sei es durch das zu erwartende Übergewicht oder mögliche Probleme mit Karies. Bei Süßstoffen sollte generell bedacht werden, dass es sich zumeist um künstlich erzeugte Stoffe handelt. Immer wieder werden Verbraucher durch Meldungen über gesundheitsschädliche Wirkungen bestimmter Süßstoffe (z.B. Aspartam) verunsichert. Um sich die Diskussionen von vorneherein zu ersparen, sollte man generell möglichst natürliche Lebensmittel verzehren. So lautet der gute Rat von Diplom-Ökotrophologin Nina Schaller: „Es würde nicht schaden, sich vom süßen Geschmack, der ja heutzutage viele Lebensmittel begleitet, zu entwöhnen. Dazu sollten sowohl der Zucker- als auch der Süßstoffkonsum so weit wie möglich eingeschränkt werden. Wer sich ansonsten noch gesund ernährt und regelmäßig Sport treibt, hat auch keine Gewichtsprobleme.“
Derk Hoberg
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