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Zweite Meinung: Personalisierte Ernährung durch Gen-Analysen
Was sagen professionelle Ernährungsberater zur Gen-Diät? Wir haben eine zweite Meinung von Dr. Claudia Osterkamp-Baerens eingeholt. Sie ist Ernährungsberaterin am Olympiastützpunkt Bayern mit eigener Praxis in München. Würde sie ihren Klienten eine Gen-Analyse anbieten?
Sind genetische Stoffwechselanalysen der Schlüssel dazu, dem steigenden Übergewicht in Deutschland entgegenzuwirken? Während Dr. Orhan Özüak von CoGAP in Gen-Diäten großes Zukunftspotenzial sieht (Interview), steht Ernährungsberaterin Dr. Claudia Osterkamp-Baerens dem Thema eher kritisch gegenüber. Genetische Stoffwechselanalysen würde sie ihren Klienten auf der aktuellen Basis nicht routinemäßig anbieten.
Ihrer Erfahrung nach ist das Geheimnis des Abnehmens, so viel wie nötig und so wenig wie möglich umzustellen. Der Ernährungsplan sollte weiterhin Lebensmittel enthalten, die dem Betroffenen schmecken. Sollte die genetische Stoffwechselanalyse allerdings ergeben, dass auf genau diese Lebensmittel besser verzichten sollte, könnte erfolgreiches und langfristiges Abnehmen laut Osterkamp-Baerens problematisch werden: „ Für mich wäre es sehr interessant, die Drop-Out-Rate zu sehen. Wie viele Low-Carb-Genotypen halten eine kohlenhydratreduzierte Ernährung auch wirklich durch und wie viele brechen ab, weil sie Dinge essen müssen, die sie nicht mögen?“
Bislang fehle auch der Beweis, dass eine Genanalyse im Vergleich zu einer guten, individuellen Ernährungsberatung, die auf die persönlichen Ernährungsgewohnheiten eingeht, erfolgreicher ist. Fest stehe eigentlich nur, dass eine personalisierte Ernährungsführung erfolgreicher ist als Abnehmwilligen allgemeine Ernährungshinweise in die Hand zu drücken. „Aus dieser Sicht muss sich jeder überlegen, ob er für die genetische Stoffwechselanalyse 200 bis 300 Euro in die Hand nehmen will. Denn ohne eine fundierte anschließende Beratung und Begleitung bei der Umstellung der Ernährung und des Lebensstils wird es kaum gehen. Für diesen Betrag bekommt man in der Ernährungsberatung bereits einen individuellen Ernährungsplan, der in der Kalorienzufuhr, Verteilung der Mahlzeiten und Auswahl der Lebensmittel genau auf den Einzelnen zugeschnitten ist, und eine recht intensive Begleitung im Abnehmprozess“, sagt die Ernährungsberaterin.
„Ich glaube, dass die Genanalyse vor allem dazu motivieren kann, seine Ernährungsgewohnheiten langfristig und auch etwas radikaler umzustellen. Im Einzelfall, vor allem bei stark Übergewichtigen, könnte eine genetische Stoffwechselanalyse daher wahrscheinlich tatsächlich hilfreich sein. Allerdings würde ich ihren Einsatz immer individuell abwägen und nicht jedem anbieten, der abnehmen will – zumal nach meiner Erfahrung in der Praxis das Abnehmen mit einem individuellen Ernährungsplan hervorragend klappt“, zieht Dr. Osterkamp-Baerens ihr Fazit.
Eines sollte man allerdings im Hinterkopf behalten, wie die Ernährungsexpertin betont: „Es wird hier mit einem Wunschtraum vieler moderner Menschen der westlichen Welt gespielt. Nämlich der Vorstellung, dass es doch Lebensmittel geben muss, von denen man so viel essen kann wie man will, ohne zuzunehmen. Wer möchte sich schon ständig beim Essen disziplinieren und zusätzlich noch Sport machen. Deshalb sind Gen-Diäten für Übergewichtige so unglaublich interessant. Fachkräfte sind in der Verantwortung die Balance zwischen tatsächlichen Chancen und Fiktion zu wahren.“
Ob mit oder ohne Gen-Diät, die Energiebilanz ist die entscheidende Größe. Wer abnehmen will, muss mehr Energie verbrauchen, als er aufnimmt.
„Es kommt vor allem auf den Lebensstil an“
„Ich weiß, dass man heute Genvarianten bestimmen kann, die darauf hinweisen, ob man eher die Neigung hat, Fett oder Kohlenhydrate zu verbrennen und in welcher Intensität man Sport treiben soll. Nach meinem Stand haben diese Genvarianten aber einen nur sehr geringen Einfluss auf die Gewichtsentwicklung. Es ist vor allem der Lebensstil, der darüber entscheidet, wie sich das Gewicht im Laufe des Lebens entwickelt. Wenn der Genotyp mit einer Tendenz zur Fettverbrennung trotzdem kohlenhydratreich isst, macht das also in der Praxis kaum einen Unterschied für das Gewicht. Entsprechend gibt es bislang auch keine Belege, dass man durch die Ausrichtung der Ernährung auf bestimmte Makronährstoffe mehr und nachhaltiger abnehmen würde, als über die Kalorienreduktion hinaus erklärbar ist“, erläutert sie.Ihrer Erfahrung nach ist das Geheimnis des Abnehmens, so viel wie nötig und so wenig wie möglich umzustellen. Der Ernährungsplan sollte weiterhin Lebensmittel enthalten, die dem Betroffenen schmecken. Sollte die genetische Stoffwechselanalyse allerdings ergeben, dass auf genau diese Lebensmittel besser verzichten sollte, könnte erfolgreiches und langfristiges Abnehmen laut Osterkamp-Baerens problematisch werden: „ Für mich wäre es sehr interessant, die Drop-Out-Rate zu sehen. Wie viele Low-Carb-Genotypen halten eine kohlenhydratreduzierte Ernährung auch wirklich durch und wie viele brechen ab, weil sie Dinge essen müssen, die sie nicht mögen?“
Bislang fehle auch der Beweis, dass eine Genanalyse im Vergleich zu einer guten, individuellen Ernährungsberatung, die auf die persönlichen Ernährungsgewohnheiten eingeht, erfolgreicher ist. Fest stehe eigentlich nur, dass eine personalisierte Ernährungsführung erfolgreicher ist als Abnehmwilligen allgemeine Ernährungshinweise in die Hand zu drücken. „Aus dieser Sicht muss sich jeder überlegen, ob er für die genetische Stoffwechselanalyse 200 bis 300 Euro in die Hand nehmen will. Denn ohne eine fundierte anschließende Beratung und Begleitung bei der Umstellung der Ernährung und des Lebensstils wird es kaum gehen. Für diesen Betrag bekommt man in der Ernährungsberatung bereits einen individuellen Ernährungsplan, der in der Kalorienzufuhr, Verteilung der Mahlzeiten und Auswahl der Lebensmittel genau auf den Einzelnen zugeschnitten ist, und eine recht intensive Begleitung im Abnehmprozess“, sagt die Ernährungsberaterin.
„Im Einzelfall könnte eine Gen-Analyse hilfreich sein“
Kann man sich das Geld für eine genetische Stoffwechselanalyse also sparen und sich direkt an einen Ernährungsberater wenden?„Ich glaube, dass die Genanalyse vor allem dazu motivieren kann, seine Ernährungsgewohnheiten langfristig und auch etwas radikaler umzustellen. Im Einzelfall, vor allem bei stark Übergewichtigen, könnte eine genetische Stoffwechselanalyse daher wahrscheinlich tatsächlich hilfreich sein. Allerdings würde ich ihren Einsatz immer individuell abwägen und nicht jedem anbieten, der abnehmen will – zumal nach meiner Erfahrung in der Praxis das Abnehmen mit einem individuellen Ernährungsplan hervorragend klappt“, zieht Dr. Osterkamp-Baerens ihr Fazit.
Eines sollte man allerdings im Hinterkopf behalten, wie die Ernährungsexpertin betont: „Es wird hier mit einem Wunschtraum vieler moderner Menschen der westlichen Welt gespielt. Nämlich der Vorstellung, dass es doch Lebensmittel geben muss, von denen man so viel essen kann wie man will, ohne zuzunehmen. Wer möchte sich schon ständig beim Essen disziplinieren und zusätzlich noch Sport machen. Deshalb sind Gen-Diäten für Übergewichtige so unglaublich interessant. Fachkräfte sind in der Verantwortung die Balance zwischen tatsächlichen Chancen und Fiktion zu wahren.“
Ob mit oder ohne Gen-Diät, die Energiebilanz ist die entscheidende Größe. Wer abnehmen will, muss mehr Energie verbrauchen, als er aufnimmt.