Mythos Fettverbrennungspuls – Wie soll wenig viel helfen?
- Marco Heibel
Viele Abnehmwillige haben schon einmal vom Fettverbrennungspuls gehört. Wer Internetforen nach Abnehmtipps durchstöbert, stößt immer wieder auf diesen Begriff. Er suggeriert, dass man bei einer Trainingsintensität von rund 60 bis 70 Prozent seiner maximalen Herzfrequenz am meisten Fett verbrennt. Dementsprechend müssten die Abnehmerfolge bei einer Herzfrequenz von beispielsweise 120 größer sein als bei einem Trainingspuls von 160 Schlägen/min. Da müsste eigentlich jeder stutzig werden – und zwar mit Recht.
Dass der Mythos „Fettverbrennungspuls“ überhaupt erst entstehen konnte, hängt mit einer fehlerhaften Gleichsetzung zusammen. Fettverbrennung bedeutet nämlich nicht, dass der Körper die ungeliebten Fettpolster abbaut. Vielmehr heißt es, dass er zur Energiegewinnung auf die Fettreserven zurückgreift.
Der feine Unterschied zwischen „relativ“ und „absolut“
In der Tat ist es so, dass der Körper seine Energie in der Zone des so genannten Fettverbrennungspulses mehrheitlich aus den Fettreserven bezieht. Bei einer Intensität von rund 60 Prozent der maximalen Herzfrequenz geht man von zwei Dritteln bis drei Vierteln Fett aus, die restliche Energie holt sich der Körper aus den Kohlenhydratreserven. Dieses Verhältnis verschiebt sich allerdings bei zunehmender Intensität: Wenn Du Dich stärker belastest, zapft der Körper vermehrt die Kohlenhydratspeicher an, weil diese ihm die Energie schneller zur Verfügung stellen können.
Um abzunehmen, ist es aber letztlich unerheblich, aus welchen Quellen der Körper seine Energie bezieht. Entscheidend ist allein, dass Du am Ende eines Tages mehr Kalorien verbraucht hast, als Du zu Dir genommen hast. Und der Kalorienverbrauch ist nun einmal während eines intensiven Trainings deutlich höher als beim lockeren Laufen, Inlineskaten oder Radfahren im „Fettverbrennungspuls“.
Merke: Wer der Empfehlung folgt, nur mit verhältnismäßig niedriger Herzfrequenz zu trainieren, verpasst die Chance, mehr Kalorien zu verbrennen, weil der Körper bei dieser Art der Belastung einfach nicht viel Energie benötigt.
Warum man trotzdem in der Fettverbrennungszone trainieren sollte
Allerdings muss man differenzieren: Wem es allein um effektives Abnehmen in kurzer Zeit geht, der sollte ein forderndes Krafttraining machen. Hierbei sind Puls und folglich auch Kalorienverbrauch während der Belastung hoch. Zudem erhöht jedes Kilogramm Muskelmasse den täglichen Energiebedarf des Körpers, Abnehmen oder Gewicht halten fällt so bei ausgewogener Ernährung (ohne die es einfach nicht geht) deutlich leichter.
Wer jedoch nicht das Primärziel Abnehmen hat, sondern ausdauernder oder fitter werden möchte, der kommt an langsamen Ausdauereinheiten nicht vorbei. Bei den niedrigen und mittleren Intensitäten lernt der Körper nämlich, ökonomischer mit den Fettreserven umzugehen. Ein Gewichtsverlust stellt sich auch hier ein – jeder, der schon einmal für einen mehrstündigen Ausdauerwettkampf trainiert hat, wird das bestätigen können – doch der resultiert eben aus dem auf die Dauer hohen Kalorienverbrauch und nicht aus dem Training im Bereich des „Fettverbrennungspuls“.