Saisonvorbereitung im Amateurfußball: mehr als Kondition bolzen im Wald
- Christian Riedel
Dabei geht es nicht nur darum, das Training abwechslungsreicher zu gestalten, sondern auch darum das Konditionstraining an die spezifischen Bedürfnisse des Fußballspiels zuzuschneiden.
Zu den ersten Trainingseinheiten nehmen die meisten Hobbykicker ihre Fußballschuhe oft gar nicht erst mit. Schließlich führt sie ihr Weg zunächst in den Wald – und zwar so lange, bis sie jeden Fuchs persönlich mit Namen begrüßen können. Viele verbuchen diese Laufeinheiten unter der Rubrik „notwendiges Übel“. Eine Meinung, die Experten nicht unbedingt teilen.
Angepasstes Training im Profibereich
Tatsächlich rücken viele Bundesligatrainer mittlerweile von ausgiebigen Dauerläufen ab. Stattdessen setzen sie Trainingsreize, die den Anforderungen im Wettkampf ähneln. Dazu zählen der permanente Wechsel zwischen hoher und niedriger Belastung sowie abrupte Richtungswechsel. Zudem nimmt die Individualisierung des Konditions- und Athletiktrainings weiter zu, zum Beispiel im Hinblick auf den Leistungsstand oder die Position einzelner Spieler.
Es steht außer Frage, dass die meisten Amateurfußballer weder auf das nötige Fachwissen noch auf das technische Equipment zurückgreifen können, das den Profis zur Verfügung steht. Schließlich werden die Daten und Messwerte teilweise mit modernsten Kameras und GPS-Technologie gesammelt. Trotzdem gibt es einige Übungen, die auf sinnvolle Weise den öden Konditionstrainings-Alltag durchbrechen.
1. Trainingsform: Fahrtspiele
Der Name leitet sich vom schwedischen Fartlek ab, dass sich aus den beiden Teilen fart (Geschwindigkeit) und lek (Spiel) zusammensetzt. Im Wesentlichen geht es darum, dass man Tempo und Intensität während des Laufens variiert. Dabei richtet man sich an Gegebenheiten der Umwelt aus: Sprint bis zum nächsten Baum, Erholungsphase auf dem Weg zur nächsten Kurve, zügiges Tempo während des Anstiegs.
Der Vorteil dieser Trainingsmethode liegt darin, dass sie mit ihren Tempo- und Richtungsänderungen den Anforderungen des modernen Fußballs nahe kommt. Allerdings ist es für Anfänger oftmals nicht ganz einfach, das richtige Verhältnis zwischen Belastung und Erholung zu wählen.
2. Trainingsform: Parcours
Zeit ist gerade im Amateurfußball ein kostbares Gut. Schließlich müssen die Trainingseinheiten in der Regel mit Job und Familie unter einen Hut gebracht werden. Daher ist es ratsam, in der Vorbereitung so früh wie möglich mit dem Ball auf den Platz zu gehen. Parcours können so angelegt werden, dass sie Ausdauertraining mit Übungsformen für Technik und Taktik verbinden.
Das sieht in etwa so aus: Auf dem Spielfeld befinden sich Stationen, die der Spieler durchläuft und dabei verschiedene Aufgaben erfüllt. Dazu zählen das Dribbling durch Stangen, Jonglieren oder Temposteigerungen mit Ball. Am Ende jeder Runde läuft der Spieler auf ein Tor zu und sucht den Abschluss. Vom Torhüter erhält er den Ball zurück und setzt den Parcours an der ersten Station fort. Nach einiger Zeit sollte die Laufrichtung geändert werden.
Auch die Zweikampfschulung kann in einen Parcours eingebaut werden. Eine Variante sind Eins-gegen-Eins-Spiele in einem Kleinfeld, eine andere der Zweikampf vor dem Torabschluss. Dazu stellt sich Spieler A neben das Tor, spielt den Ball über 25 Meter auf Spieler B und geht dem Pass nach. Spieler B kontrolliert den Ball und zieht zum Tor. Spieler A versucht, ihn am Abschluss zu hindern.
3. Trainingsform: Spielformen
So abwechslungsreich Läufe mit Richtungsänderungen oder Übungen mit Ball auch sein mögen: Im Endeffekt will sich jeder Fußballer mit einer gegnerischen Mannschaft auf dem Platz messen. Diese Motivation kann sich der Trainer zunutze machen. Er muss den Spielern verdeutlichen, welche Bedeutung die Spielformen im Rahmen des Konditionstrainings haben. Hier ist eine hohe Eigenverantwortlichkeit der Spieler bzw. eine gute Übersicht des Trainers gefordert, da einzelne Spieler prinzipiell die Möglichkeit haben, sich während der Einheiten zu „verstecken“. Eine bewährte Methode, um die eigene Mannschaft laufen zu lassen, ist nach wie vor ein Spiel gegen eine höherklassige Mannschaft.
Fazit: Die Mischung macht´s
Die trainingsfreie Zeit bedeutet im Amateurbereich oftmals fast völlige Sportabstinenz. Gerade deshalb ist es wichtig, die Grundlagenausdauer wieder auf ein vernünftiges Niveau zu heben. Der Waldlauf sollte dabei ruhig in die Trainingsplanung einbezogen werden, denn er stellt dafür ein geeignetes Mittel dar – aber eben nur eines von vielen möglichen. Generell sollten viele Leistungsfaktoren so früh und so oft wie möglich miteinander kombiniert werden. So schafft man die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Saison.
Autor: Andreas Hottenrott