Trainingsplan - Teil 11: Bergkönig
- Marco Heibel
Kurz vor dem Ziel geht es noch einmal richtig zur Sache: Fünf Einheiten in sieben Tagen, davon zwei Intervalle über 3x5 Kilometer im Entwicklungsbereich. Da die Schwüle immer noch angehalten hat und selbst eine Verlegung meines Trainings in die Morgenstunden nur wenig Erleichterung gebracht hat, habe ich mich entschieden, durch alternative Trainingsmethoden für etwas Erfrischung zu sorgen. Das Zauberwort heißt „Kühlung durch Wind“.
Seitensprung aufs Fahrrad
Frischen Wind beim Laufen zu erzeugen, ist erfahrungsgemäß nicht so einfach. Also bin mit dem Fahrrad fremd gegangen. Durch den Fahrtwind sind auch Temperaturen jenseits der 25°C und eine hohe Luftfeuchtigkeit noch halbwegs erträglich. Um mein Training aber ein bisschen zu „pimpen“ und ein Intervalltraining zu simulieren, habe ich mir für die erste Einheit der Woche ein hügeliges Profil mit ein paar Steigungen ausgesucht.
Zusätzlich erschwert wurden die Anstiege noch dadurch, dass ich zum einem immer noch ein recht hohes Kampfgewicht habe (vgl. Jan Ullrich um die Weihnachtszeit) und zum anderen ein Mountainbike besitze, das schon zu den älteren Semestern zählt und dementsprechend nicht gerade ein Leichtgewicht ist.
Insofern falle ich nicht gerade in eine der Kategorien, in die WDR-Kommentatoren-Legende Herbert Watterott weiland gerne die Tour de France-Teilnehmer unterteilt hat: Von der „Bergziege“ – die in der Regel spanisch war – trennen mich einige Kilos, und auch ein „Mann, der einen hohen Gang über eine lange Zeit treten kann“ bin ich beileibe nicht. Dennoch bin ich ganz gut durch die Voreifel gekommen und musste mir auch nicht die Blöße geben, das Rad die „Berge“ hochzuschieben.
Letzten Endes hat es sogar Spaß gemacht, mal etwas anderes zu sehen als die altbekannten Laufstrecken. Und mit einer durchschnittlichen Herzfrequenz von 140 Schlägen pro Minute habe ich die knapp zwei Stunden hinter mich gebracht, ohne über einen längeren Zeitraum im roten Bereich zu sein. Und: Bei einer Abfahrt ist mir dann doch noch eingefallen, in welche Watterott-Kategorie ich gehöre: „Rouleur“. Das gilt allerdings nur für Abfahrten…
Zurück zum Gewohnten
In den Folgetagen ist es dann wieder etwas abgekühlt, sodass ich problemlos wieder mein Laufpensum abspulen konnte. Ein gemütlicher Grundlagenausdauer-2-Lauf und zwei Tage darauf noch einmal ein Intervalllauf über 3x5 Kilometer mit Trabpausen verliefen ohne besondere Schwierigkeiten und Vorkommnisse. Allein meine Wade hat am Tag nach dem Intervalllauf ein wenig gezwickt, weswegen ich statt des geplanten Regenerationslaufes eine lockere Einheit auf dem Ergometer eingelegt habe.
Die Neugier siegt – 5-Kilometer-Testballon
Nur noch eine Woche bis zum entscheidenden 10-Kilometer-Lauf, den ich hoffentlich unter 45 Minuten absolvieren werde. Auch wenn der Trainingsplan eigentlich keinen Testlauf vorsieht, hat mich meine Neugier besiegt. Da ich unbedingt wissen wollte, wie ich meine Form einzuschätzen habe, habe ich den eigentlich vorgesehen GA-2-Lauf über 10 Kilometer gegen einen kleinen Testlauf über 5 Kilometer eingetauscht. Als Pulslimit habe ich mir 175 Schläge/min. gesetzt, was ein Paar Schläge über meiner aerob-anaeroben Schwelle liegt. Nach anderthalb Kilometern lockerem Einlaufen konnte der Testballon steigen. Am Ende stand eine Zeit von knapp 23 Minuten, wobei ich das Gefühl hatte, noch zusetzen zu können.