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Olympia ohne NHL-Stars – Das sagt Eishockey-Legende Hakan Loob
Die schwedische Eishockey-Legende Hakan Loob wurde als Aktiver Weltmeister, Olympiasieger sowie Stanley Cup-Sieger mit den Calgary Flames. Bei Olympia 2018 (9. bis 25. Februar 2018) ist er als Experte für den übertragenden Sportsender Eurosport am Mikrofon. Im Gespräch mit Derk Hoberg verrät er, warum er auch ohne die NHL-Stars ein tolles Eishockeyturnier in Südkorea erwartet, was er Deutschland dort zutraut und weshalb er mit der Entwicklung des deutschen Eishockeys nicht einverstanden ist.
netzathleten: Hakan, die NHL-Stars werden beim olympischen Eishockeyturnier in PyeongChang fehlen, die Liga-Offiziellen waren gegen eine Unterbrechung der laufenden Saison. Wie ist Ihre Meinung als ehemaliger NHL-Spieler dazu?
Hakan Loob: Natürlich möchte ich, dass beim wichtigsten Turnier der Welt auch die besten Spieler, also jene der nordamerikanischen Profiliga, auflaufen. Ich denke auch, dass viele Spieler sich gewünscht hätten, in Südkorea zu spielen, einige haben ja bereits die Spiele in Sotschi, manche sogar schon jene in Vancouver mitgemacht. Es geht den NHL-Offiziellen natürlich um ihr eigenes Business, das ist der Hintergrund ihrer Entscheidung. Ich rechne aber dennoch damit, dass wir ein ganz großartiges Turnier bei Olympia 2018 erleben werden, es gibt genügend tolle Talente, die dabei sein werden.
netzathleten: Was macht Olympische Spiele so besonders für die Eishockeyspieler?
Hakan Loob: Wenn ich an unseren Titelgewinn 1994 zurückdenke, denke ich unweigerlich an den Olympischen Geist, der dort geherrscht hat. Nicht nur, dass die Spiele damals in Lillehammer in meinen Augen wirklich die besten Winterspiele aller Zeiten waren, auch damals haben die NHL-Spieler gefehlt und das Turnier war unfassbar gut. Und das Eishockeyfinale bildet traditionell den Schlusspunkt der Spiele, das ist eine Ehre.
netzathleten: Welche Nationen leiden am meisten unter dem Fernbleiben der NHL-Spieler, welche können daraus vielleicht sogar einen Vorteil für dieses Turnier ziehen?
Hakan Loob: Ich denke in der Tat, dass es uns Schweden am härtesten trifft. Unsere besten Abwehrspieler spielen drüben. Aber auch Finnland, Russland und die Tschechen müssen auf gute Jungs verzichten. Kleinere Eishockeynationen wie Deutschland oder Norwegen betrifft das natürlich nicht in dem Maße wie die genannten Länder, aber auch Deutschland muss dadurch auf Spieler wie Leon Draisaitl und Dennis Seidenberg verzichten. Die Lücke zwischen Außenseitern und Favoriten wird folglich nicht so groß sein, wie sie mit den NHL-Profis wäre und das wird dem Turnier seinen Reiz verleihen.
Teambesprechung mit Hakan Loob - der TV-Experte voll in seinem Element
netzathleten: Was trauen Sie der Deutschen Mannschaft in PyeongChang zu?
Hakan Loob: Die deutsche Gruppe mit Schweden, Finnland und Norwegen ist nicht leicht. Sie werden aber durchaus in der Lage sein, für Trouble zu sorgen. Entscheidend wird sein, ins Viertelfinale zu kommen – die drei Gruppenersten und der beste Gruppenzweite qualifizieren sich direkt dafür, die übrigen Teams spielen dann die letzten vier Plätze zum Erreichen des Viertelfinales aus. Wer bis dahin kommt und dann sein bestes Eishockey spielt, für den ist einiges möglich.
netzathleten: Wie sehen Sie generell die Situation im deutschen Eishockey, wie beurteilen Sie die Entwicklung?
Hakan Loob: Um ehrlich zu sein, geht mir die Entwicklung etwas zu schleppend voran. Ich würde gerne mehr Eisbahnen sehen in Deutschland, mehr Nachwuchsförderung, überhaupt mehr Nachwuchsspieler, die für den Sport begeistert werden können. Wir in Schweden beurteilen Deutschland immer nach seinen Möglichkeiten und die sind aus unserer Sicht, aus der Sicht des nur ein Drittel so großen Schwedens, natürlich unglaublich groß. Klar liebt man in Deutschland den Fußball, für den sich auch die meisten Kinder entscheiden. Aber über 80 Millionen Menschen, sehr viele davon sehr sportbegeistert, das sind eigentlich die besten Voraussetzungen dafür, auch mehr talentierte Eishockeyspieler hervorzubringen. Daran müssen die Verantwortlichen in Deutschland arbeiten.
netzathleten: Sehen Sie dabei auch die DEL unter Zugzwang?
Hakan Loob: Ich stehe häufig im Austausch mit den Liga-Offiziellen und kenne die Probleme, dass Eishockey immer auch im Konkurrenzkampf mit Sportarten wie dem Fußball steht. Dennoch ist die Liga auf einem guten Niveau, auch im europäischen Vergleich steht sie nicht schlecht da. Es gibt viele qualitativ hochwertige deutsche Spieler dort und zusätzlich spielen starke Ausländer in der DEL. Dennoch bleibe ich dabei, die Möglichkeiten für größere Erfolge sind gegeben, nur die Entwicklung muss beschleunigt werden. Und das betrifft natürlich auch die DEL.
netzathleten: Wie kann das gelingen?
Hakan Loob: Nun, mit viel Überzeugungsarbeit an den richtigen Stellen. Eishockey ist ein toller Sport, der immer in der Halle gespielt wird. Viel bequemer also, als auf einem zugigen Fußballplatz. Damit kann man doch auch Eltern überzeugen und Kinder für den Sport gewinnen. Das gleiche gilt für Firmen, die man als neue Sponsoren gewinnen kann und muss. Mit dem zusätzlichen Geld kann man wiederum die Strukturen verbessern. In Schweden haben wir das vor langer Zeit umgesetzt, dafür ist es aber auch in Deutschland nicht zu spät.
Hakan Loob: Natürlich möchte ich, dass beim wichtigsten Turnier der Welt auch die besten Spieler, also jene der nordamerikanischen Profiliga, auflaufen. Ich denke auch, dass viele Spieler sich gewünscht hätten, in Südkorea zu spielen, einige haben ja bereits die Spiele in Sotschi, manche sogar schon jene in Vancouver mitgemacht. Es geht den NHL-Offiziellen natürlich um ihr eigenes Business, das ist der Hintergrund ihrer Entscheidung. Ich rechne aber dennoch damit, dass wir ein ganz großartiges Turnier bei Olympia 2018 erleben werden, es gibt genügend tolle Talente, die dabei sein werden.
netzathleten: Was macht Olympische Spiele so besonders für die Eishockeyspieler?
Hakan Loob: Wenn ich an unseren Titelgewinn 1994 zurückdenke, denke ich unweigerlich an den Olympischen Geist, der dort geherrscht hat. Nicht nur, dass die Spiele damals in Lillehammer in meinen Augen wirklich die besten Winterspiele aller Zeiten waren, auch damals haben die NHL-Spieler gefehlt und das Turnier war unfassbar gut. Und das Eishockeyfinale bildet traditionell den Schlusspunkt der Spiele, das ist eine Ehre.
netzathleten: Welche Nationen leiden am meisten unter dem Fernbleiben der NHL-Spieler, welche können daraus vielleicht sogar einen Vorteil für dieses Turnier ziehen?
Hakan Loob: Ich denke in der Tat, dass es uns Schweden am härtesten trifft. Unsere besten Abwehrspieler spielen drüben. Aber auch Finnland, Russland und die Tschechen müssen auf gute Jungs verzichten. Kleinere Eishockeynationen wie Deutschland oder Norwegen betrifft das natürlich nicht in dem Maße wie die genannten Länder, aber auch Deutschland muss dadurch auf Spieler wie Leon Draisaitl und Dennis Seidenberg verzichten. Die Lücke zwischen Außenseitern und Favoriten wird folglich nicht so groß sein, wie sie mit den NHL-Profis wäre und das wird dem Turnier seinen Reiz verleihen.
Teambesprechung mit Hakan Loob - der TV-Experte voll in seinem Element
netzathleten: Was trauen Sie der Deutschen Mannschaft in PyeongChang zu?
Hakan Loob: Die deutsche Gruppe mit Schweden, Finnland und Norwegen ist nicht leicht. Sie werden aber durchaus in der Lage sein, für Trouble zu sorgen. Entscheidend wird sein, ins Viertelfinale zu kommen – die drei Gruppenersten und der beste Gruppenzweite qualifizieren sich direkt dafür, die übrigen Teams spielen dann die letzten vier Plätze zum Erreichen des Viertelfinales aus. Wer bis dahin kommt und dann sein bestes Eishockey spielt, für den ist einiges möglich.
netzathleten: Wie sehen Sie generell die Situation im deutschen Eishockey, wie beurteilen Sie die Entwicklung?
Hakan Loob: Um ehrlich zu sein, geht mir die Entwicklung etwas zu schleppend voran. Ich würde gerne mehr Eisbahnen sehen in Deutschland, mehr Nachwuchsförderung, überhaupt mehr Nachwuchsspieler, die für den Sport begeistert werden können. Wir in Schweden beurteilen Deutschland immer nach seinen Möglichkeiten und die sind aus unserer Sicht, aus der Sicht des nur ein Drittel so großen Schwedens, natürlich unglaublich groß. Klar liebt man in Deutschland den Fußball, für den sich auch die meisten Kinder entscheiden. Aber über 80 Millionen Menschen, sehr viele davon sehr sportbegeistert, das sind eigentlich die besten Voraussetzungen dafür, auch mehr talentierte Eishockeyspieler hervorzubringen. Daran müssen die Verantwortlichen in Deutschland arbeiten.
netzathleten: Sehen Sie dabei auch die DEL unter Zugzwang?
Hakan Loob: Ich stehe häufig im Austausch mit den Liga-Offiziellen und kenne die Probleme, dass Eishockey immer auch im Konkurrenzkampf mit Sportarten wie dem Fußball steht. Dennoch ist die Liga auf einem guten Niveau, auch im europäischen Vergleich steht sie nicht schlecht da. Es gibt viele qualitativ hochwertige deutsche Spieler dort und zusätzlich spielen starke Ausländer in der DEL. Dennoch bleibe ich dabei, die Möglichkeiten für größere Erfolge sind gegeben, nur die Entwicklung muss beschleunigt werden. Und das betrifft natürlich auch die DEL.
netzathleten: Wie kann das gelingen?
Hakan Loob: Nun, mit viel Überzeugungsarbeit an den richtigen Stellen. Eishockey ist ein toller Sport, der immer in der Halle gespielt wird. Viel bequemer also, als auf einem zugigen Fußballplatz. Damit kann man doch auch Eltern überzeugen und Kinder für den Sport gewinnen. Das gleiche gilt für Firmen, die man als neue Sponsoren gewinnen kann und muss. Mit dem zusätzlichen Geld kann man wiederum die Strukturen verbessern. In Schweden haben wir das vor langer Zeit umgesetzt, dafür ist es aber auch in Deutschland nicht zu spät.
Hakan Loob (li.) im Trikot der Calgary Flames (©gettyimages)
netzathleten: Sie persönlich blicken auf eine unfassbar erfolgreiche Karriere zurück, waren Weltmeister und Olympiasieger und holten mit den Calgary Flames schließlich den Stanley Cup. Welcher Erfolg hat den höchsten Stellenwert für Sie?
Hakan Loob: Definitiv der Stanley Cup und ich erkläre Ihnen auch warum – mit seiner Clubmannschaft baut man über Jahre hinweg etwas auf, arbeitet schließlich eine ganze Saison konzentriert zusammen. Ohne Zweifel sind alle anderen Erfolge auch sehr wertvoll, keine Frage. Aber wenn man das letzte Saisonspiel nach den Playoffs mit einem Sieg abschließt und sich die ganze harte Arbeit auszahlt und man diesen 20 Kilo-Pokal in die Höhe reckt, dann ist das etwas ganz Besonderes.
netzathleten: Spielen Sie selbst manchmal noch? Treffen Sie sich beispielsweise mit einer Traditionsmannschaft der Calgary Flames zum Spielen?
Hakan Loob: Nein, momentan leider nicht. Ich hatte vor einiger Zeit Rückenprobleme und eine kleine Operation, die mir noch Probleme bereitet. Die schwedische Nationalmannschaft hat aber ein Traditionsteam, das sieben- bis achtmal pro Jahr aufs Eis geht. Ein großer Spaß, bei dem ich hoffentlich bald wieder dabei sein kann.
netzathleten: Was erwarten Sie als TV-Experte persönlich von den Spielen in Südkorea?
Hakan Loob: Ich freue mich sehr auf diese Erfahrung, schließlich war ich noch nie zuvor in Asien. Auch auf die Rolle als TV-Experte bei Eurosport bin ich sehr gespannt. Und ich freue mich, den Olympischen Geist wieder spüren zu dürfen und ich hoffe, dass dieser völkervereinende Grundgedanke auch in Europa bald wieder Einzug hält, damit die Olympische Bewegung auch hier wieder mehr angenommen wird. Es geht nicht nur ums Gewinnen, sondern darum, zusammen Sport zu treiben und Freunde zu gewinnen. Das ist die Magie Olympias und der eigentliche Sinn des Sports.
netzathleten: Dennoch geht es auch in PyeongChang um Medaillen. Wer sind abschließend Ihre Favoriten auf Eishockey-Gold?
Hakan Loob: Schweden gehört auf jeden Fall dazu, das ist - aus meiner Sicht zum Glück - ja immer der Fall. Neben dieser Hoffnung gibt es aber bis zu sieben Mannschaften, denen ich den Olympiasieg zutraue - die üblichen Verdächtigen…
netzathleten: Sie persönlich blicken auf eine unfassbar erfolgreiche Karriere zurück, waren Weltmeister und Olympiasieger und holten mit den Calgary Flames schließlich den Stanley Cup. Welcher Erfolg hat den höchsten Stellenwert für Sie?
Hakan Loob: Definitiv der Stanley Cup und ich erkläre Ihnen auch warum – mit seiner Clubmannschaft baut man über Jahre hinweg etwas auf, arbeitet schließlich eine ganze Saison konzentriert zusammen. Ohne Zweifel sind alle anderen Erfolge auch sehr wertvoll, keine Frage. Aber wenn man das letzte Saisonspiel nach den Playoffs mit einem Sieg abschließt und sich die ganze harte Arbeit auszahlt und man diesen 20 Kilo-Pokal in die Höhe reckt, dann ist das etwas ganz Besonderes.
netzathleten: Spielen Sie selbst manchmal noch? Treffen Sie sich beispielsweise mit einer Traditionsmannschaft der Calgary Flames zum Spielen?
Hakan Loob: Nein, momentan leider nicht. Ich hatte vor einiger Zeit Rückenprobleme und eine kleine Operation, die mir noch Probleme bereitet. Die schwedische Nationalmannschaft hat aber ein Traditionsteam, das sieben- bis achtmal pro Jahr aufs Eis geht. Ein großer Spaß, bei dem ich hoffentlich bald wieder dabei sein kann.
netzathleten: Was erwarten Sie als TV-Experte persönlich von den Spielen in Südkorea?
Hakan Loob: Ich freue mich sehr auf diese Erfahrung, schließlich war ich noch nie zuvor in Asien. Auch auf die Rolle als TV-Experte bei Eurosport bin ich sehr gespannt. Und ich freue mich, den Olympischen Geist wieder spüren zu dürfen und ich hoffe, dass dieser völkervereinende Grundgedanke auch in Europa bald wieder Einzug hält, damit die Olympische Bewegung auch hier wieder mehr angenommen wird. Es geht nicht nur ums Gewinnen, sondern darum, zusammen Sport zu treiben und Freunde zu gewinnen. Das ist die Magie Olympias und der eigentliche Sinn des Sports.
netzathleten: Dennoch geht es auch in PyeongChang um Medaillen. Wer sind abschließend Ihre Favoriten auf Eishockey-Gold?
Hakan Loob: Schweden gehört auf jeden Fall dazu, das ist - aus meiner Sicht zum Glück - ja immer der Fall. Neben dieser Hoffnung gibt es aber bis zu sieben Mannschaften, denen ich den Olympiasieg zutraue - die üblichen Verdächtigen…
Lest hier: Sportarten im Test - Eishockey mit Hakan Loob
Derk Hoberg (li.) traf Hakan Loob in Innsbruck. Sportsender Eurosport stellte dort im Rahmen der 66. Vierschanzen-Tournee sein Sendekonzept und zahlreiche TV-Experten für Olympia 2018 vor.
Derk Hoberg (li.) traf Hakan Loob in Innsbruck. Sportsender Eurosport stellte dort im Rahmen der 66. Vierschanzen-Tournee sein Sendekonzept und zahlreiche TV-Experten für Olympia 2018 vor.